Konsistorium am Samstag: Wer sind die neuen Kardinäle?
Es ist eine bunte Mischung an neuen Kardinälen, die Papst Franziskus bei seinem Regina Coeli am vergangenen 29. Mai angekündigt hat. Keine größere Überraschung stellt die Ernennung der drei Kurienspitzenmitarbeiter Lazarus You Heung-sik, Fernando Vergez Alzaga und Arthur Roche dar. Sie leiten jeweils die Kleruskongregation (seit 11. Juni 2021), das vatikanische Governatorat (seit 1. Oktober 2021) und die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung (seit 27. Mai 2021).
Doch dem Papst war es ein Anliegen, auch zahlreiche verdiente Kirchenmänner aus der Weltkirche in den Kardinalsstand zu erheben. So sind Bischöfe, Erzbischöfe und Theologen aus Frankreich, Nigeria, Indien, Brasilien, Osttimor, den Vereinigten Staaten, Paraguay, Singapur, Belgien, Italien und der Mongolei unter den Genannten.
Die Kardinäle kurz vorgestellt
Arthur Roche: Der Engländer leitet dem 27. Mai 2021 die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Am 6. März 1960 in Batley Carr geboren, war er zunächst Weihbischof von Westminster, dann Koadjutor und später Bischof von Leeds, bevor er 2012 von Benedikt XVI. als Sekretär an die Gottesdienstkongregation gerufen wurde, deren Leitung er 2021 dann selbst übernahm.
Lazarus You Heung-sik: Der Südkoreaner wurde am 17. November 1951 in Nonsan-gun Chungnam geboren. Zunächst als Theologie-Professor tätig, ernannte ihn Johannes Paul II. zum Koadjutor und später Bischof in Daejeon. In dieser Funktion konnte er Papst Franziskus bei seiner Korea-Reise 2014 empfangen. Seit 11. Juni 2021 ist er Präfekt der Kleruskongregation.
Fernando Vérgez Alzaga L.C.: Der Legionär Christi wurde am 1. März 1945 in Salamanca (Spanien) geboren. Er war bereits seit 1972 in verschiedenen Funktionen an der Kurie tätig, darunter Büroleiter an der vatikanischen Güterverwaltung und Telekommunikations-Chef des Vatikans. Seit 2013 war er zunächst Sekretär des vatikanischen Governatorates, also der Behörde, die für die Verwaltung des Vatikanstaats verantwortlich ist. Im Oktober 2021 wurde er dann Nachfolger von Kardinal Giuseppe Bertello an der Spitze des Governatorates.
Jean-Marc Aveline: Der Metropolitan-Erzbischof von Marseille in Frankreich, geboren am 26. Dezember 1958 in Sidi Bel Abbes in Algerien, ist in Marseille aufgewachsen. Seit 2013 war er Weihbischof seiner Heimatstadt, ab 2019 folgte er als Erzbischof auf Georges Pointier, den ehemaligen Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz.
Peter Okpaleke ist Bischof von Ekwulobia in Nigeria. Am 1. März 1963 geboren, kehrte er nach Studien in Rom in sein Heimatland zurück. Dort übernahm er auf Wunsch von Benedikt XVI. 2012 die Leitung der Diözese Ahira, eine Position, von der er im Jahr 2018 auf eigenen Wunsch entpflichtet wird. 2020 berief ihn Papst Franziskus als ersten Bischof in die Diözese von Ekwulobia.
Der Franziskaner Leonardo Ulrich Steiner, geboren am 6. November 1950 in Forquilinha in Brasilien, ist eine zentrale Figur für die Region Amazonien und war lange Jahre Sekretär der größten Bischofskonferenz der Welt. Nur wenige Wochen nach Abschluss der Amazonien-Synode im Vatikan ernannte Papst Franziskus ihn im November 2019 zum Erzbischof von Manaus im brasilianischen Regenwald. Seit 2022 ist er Vizepräsident der neu gegründeten Kirchenkonferenz Amazoniens.
Aus Indien kommt Filipe Neri António Sebastião di Rosário Ferrão. Am 20. Januar 1953 in Aldona geboren, ist er seit 2006 Metropolitan-Erzbischof von Goa und Damao. Seit 2019 wirkt er auch als Präsident der Indischen Bischofskonferenz. Als Erzbischof seines Bistums trägt er den Ehrentitel Patriarch von Ostindien und Primas des Ostens.
Robert Walter McElroy wurde am 5. Februar 1954 in San Francisco geboren. Seit 3. März 2015 ist er der Bischof von San Diego. Er trat unter anderem in der schon lange tobenden Debatte um die Verabreichung der Kommunion an Politiker hervor. Die Verweigerung der Kommunion, so McElroy 2005, sei eine „Strafe für die Positionen“ der Betroffenen, die jedoch mit einem Mangel an „pastoraler Fürsorge“ einhergehe.
Virgilio Do Carmo Da Silva, S.D.B: Der Salesianer ist am 27. November 1967 in Venilale in Osttimor geboren worden. 2019 hatte Papst Franziskus die Kirchenprovinz Osttimor errichtet und Dili zum Metropolitan-Bischofssitz erhoben, deren erster Metropolitan-Erzbischof Do Carmo Da Silva wurde. Bereits seit 2016 leitete er die Diözese. Sein Pallium konnte er wegen der Corona-Pandemie am 29. Juni 2020 nicht selbst aus den Händen des Papstes entgegennehmen.
Oscar Cantoni: Der Italiener wurde am 1. September 1950 in Lenno geboren, seit 4. Oktober 2016 ist er Bischof von Como. Zuvor war er auf Wunsch Johannes‘ Paul II. seit 2005 Bischof von Crema. Besonders aktiv war er in der Berufungspastoral, vor seiner Berufung zum Bischof war er Bischofsvikar für den Klerus in seiner Heimatdiözese Como.
Noch ein Inder auf der Liste des Papstes ist Anthony Poola. Der Erzbischof von Hyderabad (geboren am 15. November 1961 in Poluru) ist seit dem 19. November 2020 in seinem Amt.
Erneut nach Brasilien geht es mit Paulo Cezar Costa. Er wurde am 20. Juli 1967 in Valenca geboren, seit 2010 wirkte er als Weihbischof von Rio de Janeiro. Nach einer Station als Bischof in der Diözese von Sao Carlos ab 2016 berief ihn Papst Franziskus am 21. Oktober 2020 als Metropolitan-Erzbischof in die Hauptstadt-Diözese.
Richard Kuuia Baawobr stammt aus Ghana, wo er in Nandom am 21. Juni 1959 geboren wurde. Nach Studien im schweizerischen Freiburg und London übernahm er verschiedene Aufgaben im Kongo und in Tansania. 1981 trat er den Afrika-Missionaren („Weiße Väter“) bei, zu deren Generalsuperior er 2010 gewählt wurde. Seit 2016 ist er Bischof von Wa.
William Goh Seng Chye ist Erzbischof von Singapur. Er wurde am 25. Juni 1957 in Singapur geboren und erst der zweite einheimische Bischof der Diözese. Seit 2012 war er zunächst Koadjutor, dann ab 20. Mai 2013 auch Erzbischof in Singapur.
Adalberto Martínez Flores ist Metropolitan-Erzbischof von Asunción in Paraguay. Sein Amt hat der am 8. Juli 1951 in derselben Stadt geborene Martínez Flores seit 17. Februar 2022 inne.
Der Italiener Giorgio Marengo ist am 7. Juni 1974 geboren und somit der jüngste der neuen Kardinäle - aber auch im künftigen Kardinalskollegium überhaupt. Marengo wirkt seit 2. April 2020 als Apostolischer Präfekt in der Mongolei, genauer in der Hauptstadt Ulanbaatar.
Ehrung für verdiente Kirchenmänner
Neben den 16 neuen Kardinälen, die in einem künftigen Konsistorium auch den nächsten Papst wählen können, will Franziskus einige verdiente Kirchenmänner ohne Wahlrecht ins Kollegium aufnehmen: Das sind Jorge Enrique Jimenez Carvajal von Cartagena in Kolumbien, Arrigo Miglio von Cagliari auf Sardinien, der italienische Theologe und Jesuit Gianfranco Ghirlanda sowie Fortunato Frezza, Kanoniker am Petersdom. Ursprünglich hatte der Papst unter den über 80-jährigen neuen Kardinälen auch den belgischen Bischof Luc van Looy genannt. Dieser hatte allerdings angesichts von Vorwürfen über den Umgang mit Missbrauchsfällen in seiner ehemaligen Diözese Gent auf die Erhebung verzichtet.
Ein ungewöhnliches Datum
Ende August ist zwar kein traditioneller Termin für Konsistorien (die üblicherweise im Februar, Juni oder November abgehalten werden). Aber der Papst selbst hatte eine Erklärung für seine Entscheidung mitgeliefert: In den Tagen nach dem Konsistorium sollte nämlich eine Versammlung aller Kardinäle der Weltkirche stattfinden, um über die neue Apostolische Konstitution für die Römische Kurie, Praedicate Evangelium, zu beraten. Die ,Vatikanverfassung' trat am Pfingstsonntag, den 5. Juni, in Kraft. Das Konsistorium für die Kreierung der neuen Kardinäle am Samstag, den 27. August, geht somit dem für Montag, 29. und Dienstag, 30. August, geplanten Kardinals-Treffen knapp voraus, so dass auch die neuen Kardinäle bereits an den Beratungen teilnehmen können.
Das neue Kardinalskollegium
Das Kardinalskollegium besteht heute aus 206 Kardinälen, von denen 116 Wähler und 90 Nichtwähler sind. Am 27. August wird dann die Anzahl der Kardinäle auf insgesamt 226 steigen, von denen 132 den künftigen Papst wählen können, während die übrigen die Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben werden.
50 der dann im Kardinalskollegium vertretenen Kardinäle wurden von Johannes Paul II. eingesetzt, elf von ihnen sind noch wahlberechtigt. 64 Kardinäle wurden von Papst Benedikt XVI. kreiert (38 von ihnen sind wahlberechtigt). Von den 112 durch Papst Franziskus eingesetzten noch lebenden Kardinälen sind dann 83 wahlberechtigt.
Mit den Erhebungen am Samstag reihen sich vier Länder neu ins Kardinalskollegium ein: die Mongolei, Paraguay, Singapur und Osttimor. Insgesamt sind dort 89 Länder vertreten.
Geographisch werden die Kardinäle ab dem 27. August wie folgt verteilt sein:
Europa: 104 Kardinäle, davon 53 Wähler,
Amerika: 59 Kardinäle, davon 38 Wähler,
Asien: 31 Kardinäle, davon 20 Wähler,
Afrika: 27 Kardinäle, davon 17 Wähler,
Ozeanien: 5 Kardinäle, davon drei Wähler.
(vatican news - cs)
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