Emeritierter Papst: Positive Kraft des Konzils wird langsam sichtbar
Joseph Ratzinger hatte selbst als junger Theologe am II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) teilgenommen, das vor 60 Jahren eröffnet wurde. Als Papst Johannes XXIII. das Konzil überraschend ankündigte, „gab es viele Zweifel, ob es sinnvoll, ja ob es überhaupt möglich sein würde, die Erkenntnisse und Fragen in einer konziliaren Gesamtaussage zu ordnen und damit der Kirche eine Richtung für ihren weiteren Weg zu geben“, so der emeritierte Papst. Erst später habe sich ein neues Konzil „nicht nur als sinnvoll, sondern als notwendig“ erwiesen.
Benedikt nannte zwei grundlegende Fragen, die sich neu gestellt hätten: die nach einer „Theologie der Religionen“ und die nach dem Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft. „Beide Themen waren in dieser Form noch nicht absehbar. Das erklärt, warum das Zweite Vatikanum die Kirche zunächst mehr zu verunsichern und zu erschüttern drohte, als ihr eine neue Klarheit für ihre Sendung zu geben“, so der emeritierte Papst. In der Zwischenzeit sei „die Notwendigkeit, die Frage nach dem Wesen und der Sendung der Kirche neu zu formulieren, immer deutlicher geworden. Auf diese Weise wird auch die positive Kraft des Konzils langsam sichtbar.“
Erst mit dem Konzil sei die Frage der Kirche in der Welt „das wahre Hauptproblem“ geworden, hielt Benedikt in seinem auf Englisch verfassten Schreiben fest, das die vatikanische Stiftung „Joseph Ratzinger Benedikt XVI.“ an diesem Samstag auf ihrer Webseite veröffentlichte. Gerichtet ist das auf 7. Oktober datierte Schreiben an den Präsidenten der „Franciscan University of Steubenville" in Ohio, das derzeit eine Konferenz über die Ekklesiologie Joseph Ratzingers ausrichtet. Der Stiftungsdrektor und frühere Vatikansprecher Federico Lombardi verlas den Papstbrief zur Eröffnung der Konferenz, an der auch der Passauer Bischof Stefan Oster teilnimmt.
(vatican news – gs)
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