Cantalamessa bei der Adventspredigt Cantalamessa bei der Adventspredigt 

Adventspredigt: Der Kardinal und der verliebte Computer

Es gibt eine „natürliche Fähigkeit und Neigung des Menschen zur Liebe“. Das sagte der „Prediger des Päpstlichen Hauses“, Kardinal Raniero Cantalamessa, an diesem Freitag bei einer Adventspredigt im Beisein des Papstes.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

„Diese Fähigkeit kann uns vor einer heute spürbaren Tendenz retten, die – wenn man sich ihr nicht entgegenstellt – zu einer wirklichen Entmenschlichung führen würde.“ Das sagte der Kapuziner, der den Papst schon seit langem kennt, vor Vertretern der römischen Kurie in der vatikanischen Audienzhalle. Und er erzählte eine kleine Geschichte.

„Vor ein paar Jahren habe ich mal bei einer Debatte in London mitgemacht. Die Moderatorin stellte Fragen an Theologen, darunter an mich. Die Frage war die folgende: Inzwischen ersetzen ja Roboter weitgehend die operativen Fähigkeiten des Menschen, und die Technik steht kurz davor, mit der Künstlichen Intelligenz auch seine mentalen Fähigkeiten zu ersetzen. Was bleibt denn dann übrig, was wirklich exklusiv nur dem Menschen eigen ist?“

Und wenn der Mensch im Universum eigentlich nur stört?

Ob es denn dann noch irgendeinen Grund gebe, den Menschen als etwas Besonderes im Universum anzusehen?, so paraphrasierte der Kardinal die Moderatorin. Wird der Mensch im Universum überhaupt noch gebraucht, oder ist er „eher ein Störfaktor“?

„Als ich dran war mit der Antwort, habe ich mich mit meinem schlechten Englisch bemüht, eine einfache Überlegung anzustellen. Wir arbeiten – sagte ich – an einem Computer, der denkt – aber können wir uns einen Computer vorstellen, der liebt? Den unsere Leiden rühren, und der sich mit unserer Freude mitfreut? Wir können eine künstliche Intelligenz entwerfen, aber wie steht es mit einer künstlichen Liebe? – Vielleicht ist es genau hier, wo wir das Spezifische des Menschen erfassen, sein unveräußerliches Attribut.“

Adventspredigt im Vatikan - ein Beitrag von Radio Vatikan

Heidegger wirft das Handtuch

Für einen gläubigen Menschen sei die Sache eigentlich klar, so Cantalamessa: Gott hat uns, wie das erste Buch der Bibel ausführt, „nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen“ (Gen 1,26), und „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8).

„All unseren Irrtümern und Fehlgriffen zum Trotz sind wir Menschen nicht überflüssig auf der Erde, und wir werden es auch niemals sein! Zum Abschluss seiner philosophischen Betrachtungen über die Gefahr der Technik für den modernen Menschen rief Martin Heidegger, sozusagen das Handtuch werfend, aus: „Nur ein Gott kann uns retten!“ Wir können paraphrasieren: Nur die Liebe kann uns retten. Die Liebe Gottes, allerdings, und nicht unsere…“

(vatican news – sk)
 

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16. Dezember 2022, 11:48