Auf dem Petersplatz nach dem Tod von Benedikt XVI.
Stefanie Stahlhofen - Petersplatz/Vatikanstadt
Wir sprachen mit unserer Kollegin und fragten Sie nach der Lage auf dem Platz.
Auf dem Weg zum Petersplatz scheint eigentlich alles so wie immer: Es gibt viele Pilger oder auch Touristen. Hauptsächlich würde ich sogar sagen, Menschen, die weggehen vom Petersplatz Richtung Vatikanische Museen vielleicht, oder ins Zentrum der Stadt. Die Schweizergardisten sagen nichts, sie hätten Anweisung, sich nicht zu äußern, hieß es. Es scheint hier mehr oder weniger so, als seien sich vielleicht viele Leute auch noch gar nicht über die Nachricht bewusst. Es gibt die üblichen Leute, die hier dafür werben, etwas Essen oder Trinken zu gehen und die Touristen und Pilger ansprechen. Auch Touristenführer sind da.
Ich bin jetzt direkt beim Petersplatz: Ich sehe Fernsehkameras und auch Kollegen, die hier jetzt arbeiten, mit dem Laptop auf den Stufen des Vorplatzes sitzend oder einen Aufsager machen fürs Fernsehen.
Im Vergleich zum Tod Johannes Pauls II. ist es doch deutlich ruhiger. Man kommt gut durch. Ich hätte gedacht, dass ich vielleicht auf Menschenmassen treffe, die jetzt zum Gebet auf den Petersplatz strömen oder so. Das ist definitiv nicht der Fall. Es scheint ein bisschen business as usual: Im Vorbeigehen habe ich gehört, dass sich Leute übers Wetter unterhalten haben, darüber, wohin sie ihre nächste Radtour machen.
Es ist jetzt 12:45 Uhr. Es läuten Glocken. Aber auf dem Petersplatz scheint wirklich alles fast so wie immer. Auch auf den großen Anzeigetafeln, die es hier gibt, wo üblicherweise zum Beispiel die Angelus-Gebete oder die Generalaudienz übertragen werden, steht ein Hinweis zu den Öffnungszeiten des Petersdoms: Um wieviel Uhr schließt er am 31. Dezember? Also kein Hinweis darauf, dass der emeritierte Papst verstorben ist und zum Gebet aufgerufen wird oder ähnliches.
Deutlich mehr Fernsehkameras sind allerdings natürlich zu sehen. Die Zahl der Pilger oder Touristen erscheint mir mehr oder weniger dem zu entsprechen, was wir hier über die Weihnachtsfeiertage und Neujahr gewohnt sind. Die Touristenführungen laufen auch ganz normal weiter. Hier auf dem Platz sind mehrere Gruppen verschiedener Sprachen. Die Führer laufen mit ihrem Fähnchen vorne weg, die Gruppe mit den Headsets hintendran. Zum Tod des emeritierten Papstes ist hier nicht viel an Reaktionen oder Informationen zu sehen.
Diakon aus Nigeria: Der emeritierte Papst hat mein Leben geprägt, ich wollte hier beten
Ich habe einen Diakon getroffen aus Nigeria, und der hat mir gesagt, dass er tatsächlich bewusst hergekommen ist, um zu beten. Der emeritierte Papst habe sein Leben geprägt und er wollte hier beten. Im Gespräch mit mir war er auch sichtlich bewegt. Er schreibt seine Doktorarbeit über die Theologie des emeritierten Papstes und hat gesagt, dass ihn die Nachricht von seinem Tod sehr mitgenommen hat und er sehr froh und dankbar ist dafür, dass er gerade jetzt hier in Rom ist, zu Studienzwecken. Er hat mir auch erzählt, dass er schon gemerkt hat, dass zwar wie üblich viele Touristen auf dem Platz sind, aber er hat auch andere Leute gesehen, die wie er auf den Petersplatz gekommen sind, um hier zu beten. Er ist dankbar dafür, dass er die Möglichkeit hat, dass er jetzt hier ist, sich dann noch einmal auf diese Art und Weise verabschieden kann. Er hat mir auch gesagt, dass er sehr dankbar ist für das theologische Wirken und das Wirken des emeritierten Papstes in seiner Zeit als Papst.
Stimmen aus dem deutschen Sprachraum: Man kennt ihn, es war ein deutscher Papst
Auch einige deutschsprachige Touristen waren auf dem Petersplatz. Zwei Touristinnen aus Frankfurt erfuhren beim Frühstück vom Tod des emeritierten Papstes und entschieden dann, zum Petersplatz zu kommen und zu schauen, was dort los ist und ob sich die Leute verabschieden. Benedikt XVI. sei ja auch ein deutscher Papst gewesen, das sei schon etwas besonderes. Auch aufgrund der Kameras auf dem Petersplatz merke man, dass etwas passiert sei. Touristen aus Österreich kamen ebenfalls noch einmal extra auf den Platz. Der emeritierte Papst habe ein Alter erreicht, in dem man sagen könne, es sei ihm gegönnt zu gehen. Ein Voralberger sagt, auch durch die Nähe zu Deutschland sei Benedikt XVI. in Österreich bekannt gewesen. Da sie gerade in Rom in Urlaub sind, sei es dann naheliegend gewesen, nun auf den Petersplatz zu kommen und zu schauen, sich zu verabschieden. Da Benedikt XVI. ein emeritierter Papst war, wundere es ihn nicht, dass auf dem Platz die Stimmung kaum anders sei.
(vatican news - sst)
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