Kardinal Grech: „Noch keine Zeit der Entscheidungen“
„Habt keine Angst zu sprechen. Habt keine Angst, zuzuhören, euch zu bemühen, andere aufzunehmen und zu verstehen. Und scheuen Sie sich auch nicht, Ihre Meinung zu ändern, je nachdem, was Sie hören“, empfahl der Vatikanvertreter den Teilnehmern der Kontinentalversammlung, die vom 13. bis 17. Februar in Orlando in Florida stattfindet.
Die in dieser Phase der Weltsynode stattfindenden Kontinentalversammlungen sollten „eine kirchliche Übung der Unterscheidung“ und durch ein Hören aus den Heiligen Geist gekennzeichnet sein, erinnerte Grech in seiner Video-Botschaft: „Tauschen Sie sich über die Resonanz aus, die die Lektüre des Arbeitsdokuments für die kontinentale Phase in jeder Kirche hervorgerufen hat.“
Für praktische Konsequenzen sei es aktuell allerdings noch zu früh, so Grech weiter: „Denken Sie (…) daran, dass es noch nicht an der Zeit ist, Entscheidungen zu treffen und Pläne zu entwickeln. Je mehr die Unterscheidungskraft jeder Vollversammlung in der Lage ist, zu erkennen, was der Geist den Kirchen jedes Kontinents vorschlägt, desto anregender wird die Synodenversammlung im kommenden Oktober sein.“
Dieselbe Video-Botschaft hatte der Kardinal an die Kontinentalversammlung der Kirchen in Ozeanien gesandt, die vor einigen Tagen stattgefunden hatte. Die kontinentalen Versammlungen der Weltsynode münden im Oktober in eine weltweite Synode in Rom. Im Folgejahr 2024 soll es einen zweiten Teil der Bischofssynode zum Thema Synodalität geben, auf der die Ergebnisse des weltweiten Prozesses weiter verarbeitet werden.
Teilnehmer der Bischofssynoden noch unklar
Welche Teilnehmer neben Bischöfen zu diesen zwei Bischofssynoden eingeladen werden, ist laut Kardinal Grech „noch nicht geklärt“, wie er am Sonntag im Interview mit cath.ch sagte. „Die letzte Entscheidung hierüber liegt beim Heiligen Vater. Es ist eine Bischofssynode, insofern sind die Bischöfe sehr wichtig. Aber ich bin überzeugt, dass andere Mitglieder daran teilnehmen werden. Und von den Laiinnen und Laien wird mindestens Schwester Nathalie Becquart Stimmrecht haben“, wird der Generalsekretär der Synode von cath.ch zitiert.
Der Untersekretärin des vatikanischen Synodensekretariats, Nathalie Becquart, wurde als erster Frau Stimmrecht bei einer Bischofssynode eingeräumt. Grech betonte im Interview mit cath.ch zugleich, dass Synodalität nicht bedeute, „Abstimmungen zu gewinnen oder zu verlieren“. Es gehe darum, „einen Konsens anzustreben“, so der Kardinal, der ganze Prozess der Weltsynode sei wichtig, „und nicht nur das, was in Rom passiert“, so Grech, der auf das Prinzip der Zirkularität im Konsultationsprozess der Weltsynode verwies.
„Der Bischof hört zu, betreibt die Unterscheidung, kommuniziert das Ergebnis – und holt nochmals Feedback ein, um seine Entscheidung zu verifizieren. Dieses Prinzip wird uns helfen, den Willen Gottes zu erkennen. Denn unsere Entscheidungen sind ja keine politischen Entscheidungen“, so Grech im Interview mit cath.ch.
(vatican news/cath.ch – pr)
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