Vatikan-Akademie will internationales Forum zu neuen Technologien
Ein Thema dieses gemeinsamen Tisches könnte der Umgang und Besitz von Daten sein, erklärte der Akademieleiter, Erzbischof Vincenzo Paglia, am Donnerstag in Rom zum Abschluss der dieswöchigen Vollversammlung der Akademie. Regierungen stünden diesbezüglich mächtigen Netzwerken gegenüber, doch dürfe man die globale Welt nicht einfach einem Wildwuchs überlassen, so der vatikanische „Chef-Ethiker“.
Von Montag bis Mittwoch hatten internationale Wissenschaftler verschiedener Disziplinen im Vatikan getagt. Die Versammlung stand unter dem Motto „Annäherung an die Person - Aufstrebende Technologien für das Gemeinwohl“. So befassten sich die Teilnehmer etwa mit den Herausforderungen der Nanotechnologie, künstlicher Intelligenz, Algorithmen, Genom-Eingriffe und Neurowissenschaften. Aus Österreich hat daran der Moraltheologe, Pharmazeut und Mediziner Matthias Beck teilgenommen.
Die Angst vor dem synthetischen Menschen
Neue Technologien leisteten zwar einen Beitrag zur Verbesserung des menschlichen Lebens, führten zugleich aber zu einer radikalen Umgestaltung des Menschenbildes, erklärte Paglia und warnte vor einer nächsten synthetischen statt organischen Generation Mensch. Die 1994 von Papst Johannes Paul II. gegründete Akademie wolle darum auch ihren Horizont erweitern und neben den traditionellen Themen Geburt und Tod, den Menschen in seiner Totalität in den Blick nehmen und die Bioethik erweitern.
Eine weitere Forderung der rund 160 Forscher aus fünf Kontinenten ist ein verstärkter Dialog zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Dabei dürften Theologie und Philosophie nicht außen vor gelassen werden, so Akademie-Kanzler Renzo Pegoraro vor den Journalisten. Zudem müsse bei allem Fortschritt der Mensch im Mittelpunkt stehen, sein Wert, Solidarität und Gerechtigkeit sowie das Gemeinwohl. Weiter bedarf es einer Steuerung etwa durch eine angemessene und aktuelle Gesetzgebung, aber auch durch eine bessere Aufklärung über die Nutzung der Technologien selbst.
Ethiker mit Ingenieuren zusammenbringen
Wissenschaft und Technik, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft: Heute sei alles miteinander verwoben, erklärte Akademiemitglied Roger Strand von der Universität im norwegischen Bergen. Für eine gute technologische Zukunft müssten die Belange menschliche Identität, Würde und Wachstum besser integriert werden, forderte der Forscher. Die Ethik müsse eine konstituierende Rolle übernehmen. Die Kirche biete dafür eine Vielzahl an Personen mit „warmen Herzen und tiefen Werten“. Man solle sie mit den vielen Ingenieuren zusammenzubringen, die an den neuen Technologien arbeiten, schlug Strand vor.
Die ethische Dimension sei unverzichtbar, um den Menschen zu retten, so Erzbischof Paglia und ergänzte: „Wir wollen einfach nur menschlich bleiben“.
(kap – sk)
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