Vatikan/Schweiz: „Habemus sedem“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat seit Mittwochabend offiziell eine Botschaft am Heiligen Stuhl. Bei der Feier, an dem auch andere Botschafter sowie der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch und Gardekommandant Christoph Graf teilnahmen, richtete auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin einige Grußworte an die Anwesenden:
„In seiner Ansprache vor dem diplomatischen Korps der Vereinten Nationen am 9. Januar 2023 hat Papst Franziskus unter anderem die Dankbarkeit des Heiligen Stuhls für die Bereitschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft zum Ausdruck gebracht, unsere bilateralen Beziehungen zu festigen und zu stärken, sowie für die Zusammenarbeit, die durch die Ernennung eines in Rom ansässigen Botschafters zu deren Stärkung besteht.“
Der Schweizer Bundesrat Ignazio Cassis, der sich für die Gründung einer Residenz seit Jahren stark machte und für die Außenbeziehungen der Schweiz zuständig ist, ging bei der Einweihung in Rom auf das ein, was die Schweiz mit dem „kleinsten Staat der Welt“ teil: die italienische Sprache, die christlichen Werte sowie Grundsätze der Außenpolitik: „Beide sind wir kleine Staaten, beide neutral mit allgemeingültigem Anspruch, beide setzen wir uns für die konstante Suche nach Frieden und Hilfe für die Schwachen ein.“
Im Anschluss unterzeichneten Kardinal Parolin und Bundesrat Cassis gemeinsam eine Eröffnungsurkunde. Kardinal Parolin erinnerte auch daran, wie „fruchtbar“ die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Schweiz waren und immer noch sind:
„Die Idee einer residierenden Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom entstand im Rahmen der bilateralen Begegnungen anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl, also dieses Jubiläums, das genau in den November 2020 fiel und dessen wir im folgenden Jahr wegen der Pandemie gebührend gedachten.“
Schweizergarde als Verbindung
Als Verbindung zwischen Vatikan und Schweiz gelte seit über einem halben Jahrtausend die Schweizergarde, so Parolin weiter. Seit 1506 gehören junge Schweizer zur Schutztruppe der Päpste. Sowohl Kardinal Parolin als auch Außenminister Cassis gingen auf die geplante Neuerrichtung einer Kaserne im Vatikan inhaltlich nicht näher ein. Der Bau soll nach dem Heiligen Jahr 2025 beginnen.
Hintergrund
2020 hatten die Schweiz und der Heilige Stuhl anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen beschlossen, eine eigene Botschaft in Rom zu errichten. Der vatikanische Außenbeauftragte, Erzbischof Paul Gallagher, eröffnete vergangenen Mai gemeinsam mit Cassis - damals Schweizer Bundespräsident - bereits den Zugang zu dem Gebäude in der Via Crescenzio nahe des Vatikans. Im September nahm die Botschaft dann ihren Betrieb übergangsweise an der Piazza del Popolo im Zentrum Roms auf. Nun ist sie an ihren eigentlichen Standort umgezogen.
Der Vatikan hat seit 1586 in Form einer Nuntiatur eine diplomatische Vertretung in der Schweiz, mit einer Unterbrechung zwischen 1873 und 1920. Die Schweiz ist ihrerseits erst seit 1991 beim Heiligen Stuhl vertreten. Seit 2014 war sie über ihren Botschafter in Slowenien beim Heiligen Stuhl akkreditiert.
(vatican news/kna)
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