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Architektur-Biennale: Bei Umweltschutz auf einer Linie mit Papst

In Venedig ist im Mai die 18. Internationale Architektur-Biennale eröffnet worden. Bei der Weltausstellung werden Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger, berichtet im Interview mit Radio Vatikan die leitende Architektin der Biennale, Lesley Lokko.

Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Ich glaube, dass eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit unsere Beziehung zur Umwelt und unsere Beziehung zueinander ist, die eindeutig nicht so weitergehen kann, wie wir es bisher getan haben. Es war uns wirklich wichtig, darauf  einzugehen, dass wir uns viel zu wenig umeinander kümmern und um unseren Planeten“, erklärt die ghanaische Architektin Lesley Lokko. Sie ist Hauptverantwortliche der 18. Internationalen Architekturausstellung, die dieses Jahr unter dem Motto „The Laboratory of the Future" (Zukunftslabor) steht. Das Thema Zukunft habe gezeigt, dass weltweit viele mit Blick auf den Umgang mit Ressourcen und Ausbeutung der Umwelt die gleichen Sorgen teilten. Diesbezüglich liege man auf einer Linie mit dem,  was Papst Franziskus in seiner Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato si“ bereits 2015 anprangerte. Die Architektin betont - wie Papst Franziskus -, dass es mit Blick auf den Schutz der Schöpfung und nachhaltiges Leben einen echten Wandel braucht:

Hier im Audio: Die leitende Architektin der Biennale, Lesley Lokko, im Interview mit Radio Vatikan

„Ich denke, diese Themen müssen mit einem hohen Grad an Authentizität angegangen werden. Ich habe immer gesagt, dass es bei Nachhaltigkeit wirklich um einen kulturellen Wandel geht, um eine Veränderung der Art und Weise, wie wir über Ressourcen denken. Es geht nicht so sehr um einen wissenschaftlichen Wettbewerb, bei dem man sich profilieren will. Es geht wirklich darum, die Art und Weise zu ändern, wie wir leben.“

Ein großer Beitrag

Architektur kann dabei einen großen Beitrag leisten, meint die Biennale-Chefin. Sie sieht Architektur nämlich nicht nur als Gebäude errichten, sondern stets auch im Bezug zum Umfeld, zum Anderen und zur Umgebung:

„Lange Zeit haben die Leute gedacht, dass Architekten einfach nur Leute sind, die Gebäude errichten. Ich habe da schon immer mehr gesehen: In der Architektur geht es um den Aufbau vieler Dinge: den Aufbau der Gesellschaft, den Aufbau von Wissen, den Aufbau von Vertrauen, den Aufbau von Hoffnung ... Für mich geht es daher letztlich auch nicht so sehr um die Schönheit oder Ästhetik eines Gebäudes, sondern es geht darum, wie viel Tiefgang es hat, wie es Sorge um alles andere trägt“, erklärt die Architektin.

In einer immer komplexeren Welt könne Architektur daher einen großen Beitrag leisten.

„Ich bin mir bewusst, dass das meine sehr persönliche Sicht auf Architektur ist und das diese Sichtweise vielleicht nicht alle teilen. Aber bei Architektur geht es für mich schon immer um viel mehr als Form. Architektur ist für mich die Umsetzung von Ideen, jede Form von Konstruktion. Manche sind bei der Biennale daher vielleicht enttäuscht, weil es wenig Gebäude gibt. Aber ich hoffe, diese Biennale bringt die Leute dazu, sich Fragen zu stellen, zu Architektur und Umwelt. Ein guter Architekt bringt uns dazu, in uns die Frage zu wecken, wie wir die Welt sehen.“

Zur Person

Die Chefin der Architektur-Biennale 2023, Lesley Lokko ist Schottin ghanaischer Abstammung. Sie wuchs in Afrika auf, studierte in den Vereinigten Staaten und England und lebt nun zwischen Accra und London. Bei diesem Lebenslauf verwundert kam, dass für sie Architektur mehr ist, als nur Gebäude. Wichtig ist ihr auch – und hier liegt sie ebenfalls auf einer Linie mit dem Papst – der Mensch:

„Ich glaube, dass es in der Architektur grundsätzlich um Menschen geht. Es geht darum, wie Menschen den Raum sehen, wie sie ihn nutzen, was ihre Ambitionen, ihre Wünsche und ihre Hoffnungen sind. Es gibt immer ein Element der Teilhabe. Als Architekt bringt man oft die Wünsche der Menschen zum Ausdruck. Die Sichtweisen, Hoffnungen und Wünsche werden durch die Architekten gefiltert. Deshalb dürfen Architekten nicht verlernen, wirklich zu hören, was die Menschen über ihre Beziehung zur Umwelt und zur Welt sagen.“

(vatican news)

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30. Mai 2023, 15:30