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Papst Johannes Paul I. Papst Johannes Paul I. 

Kardinal Parolin würdigt konkrete Friedenspolitik durch Johannes Paul I.

Die Friedenspolitik Johannes Paul I. stand im Zentrum eines Vortrages, den Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an diesem Dienstag an der venezianischen Universität Ca‘ Foscari hielt. Darin umriss der Chefdiplomat des Heiligen Stuhls einige konkrete diplomatische Friedensbemühungen des Papstes, der nur 34 Tage im Amt war, bevor er überraschend verstarb.

Anlass des Vortrags war die Vorstellung eines Bandes zum Lehramt von Johannes Paul I. auf der Grundlage von Archivmaterial. „Il magistero di Giovanni Paolo I. - Uno studio storico e teologico attraverso le carte d’archivio” (auf dt. etwa: Das Lehramt von Johannes Paul I. – eine historische und theologische Untersuchung mithilfe der Archivakten“) ist der Titel des Buches, das bislang nur auf Italienisch vorliegt und mit Unterstützung der Stiftung Johannes Paul I. von Stefania Falasca (Vizepostulatorin seines Seligsprechungsprozesses) und Flavia Tudini verfasst wurde.

Grundlegend neue Erkenntnisse

Bereits vor einem Jahr habe eine Konferenz an der Gregoriana über das Archivmaterial eine neue Herangehensweise an das Pontifikat von Albino Luciani eröffnet, so Parolin: „Mit der Konferenz wurde also eine im Vergleich zur bisherigen Geschichtsschreibung grundlegend neue Seite der Rückbesinnung auf die Lehren und das Gedenken an einen Papst aufgeschlagen, dessen Bedeutung umgekehrt proportional zur Länge seines kurzen Pontifikats ist und dessen Botschaft sich als äußerst aktuell erweist.”

Nur 34 Tage dauerte das Pontifikat des italienischen Papstes, doch habe er wichtige Prioritäten auf der Linie des II. Vatikanischen Konzils gesetzt, erinnerte Parolin. Dazu gehörten eine „Rückbesinnung auf die Quellen des Evangeliums und ein erneuerter missionarischer Geist, bischöfliche Kollegialität, Dienst in kirchlicher Armut, Dialog mit der heutigen Welt, Suche nach der Einheit mit den christlichen Kirchen, interreligiöser Dialog und Suche nach Frieden“.

Friedenspolitik als Roter Faden des Pontifikates

Vor drei Jahren hatte Papst Franziskus die Stiftung Johannes Paul I. eingerichtet und insbesondere das Streben nach Frieden seines Vorgängers gewürdigt, so Parolin weiter, der gerade in der Friedenssuche einen Schlüssel zum kurzen Pontifikat Lucianis und einen Hinweis auf die „bezwingende Aktualität“ seines Lehramtes ausmacht. Besonders denke er dabei an die „zahlreichen Appelle für Frieden im Nahen Osten“, angefangen bei seinem Appell beim Mittagsgebet am 10. September 1978, als er bei seinem Friedensaufruf an alle Führer verschiedener Glaubensrichtungen nicht nur die Heilige Schrift, sondern auch den Koran zitierte. Konkret habe er sich auch brieflich an den amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter gewandt – eine der verschiedenen Entdeckungen aus dem Archiv – und in seiner Ansprache an das Diplomatische Corps am 31. August 1978, wo er sich von „Vorstellungen eines geopolitischen Protagonismus“ distanzierte, „exakt die Natur und die Besonderheit des diplomatischen Einsatzes des Heiligen Stuhles definiert, die dem Glauben entspringt“, so Parolin.

Beagle-Konflikt und Camp-David-Abkommen

Insbesondere bei zwei Gelegenheiten sei sein Friedenseinsatz deutlich geworden, nämlich bei der Intervention des Vatikans in der Krise zwischen Argentinien und Chile, die durch Gebietsansprüche im Beagle-Kanal ausgelöst wurde, und bei den Nahost-Friedensverhandlungen in Camp David. Mehr als einmal hatten die Friedensbemühungen der Päpste (insbesondere Johannes Paul II. konnte sich kurz nach Pontifikatsbeginn als Vermittler betätigen) im erstgenannten Konflikt den Ausbruch eines handfesten Krieges um Haaresbreite verhindern können, erinnerte Parolin.

„Aber sicherlich ist das internationale Thema, das sich durch das gesamte Pontifikat zieht, die Unterstützung der Friedensgespräche, die US-Präsident Jimmy Carter, der ägyptische Präsident Anwar el Sadat und der israelische Premierminister Menachem Begin vom 5. bis 17. September 1978 in Camp David führten“, so der Kardinalstaatssekretär. So habe er bereits in seiner ersten Generalaudienz am 6. September zum Thema Demut die Anwesenden mit einem Thema konfrontiert, das ihm nach eigener Aussage „sehr am Herzen“ lag: „Auf dass diese Gespräche (in Camp David, Anm.) den Weg für einen gerechten und vollständigen Frieden ebnen mögen“.

Gerechter und vollständiger Frieden

Wie der Papst damals bezeichnenderweise unterstrichen habe, müsse ein Frieden „gerecht“, also „zur Zufriedenheit aller Konfliktparteien“, sowie „vollständig“ sein, „ohne irgendeine Frage ungelöst zu lassen“, wie „das Problem der Palästinenser, die Sicherheit Israels, die Heilige Stadt Jerusalem“, hob Parolin hervor. Auch beim folgenden Angelus habe Johannes Paul I. seine Worte dem Summit gewidmet und dabei hervorgehoben, wie die drei Vertreter – Carter, Sadat e Begin – für ein gutes Gelingen gebetet hätten. Den Worten des Papstes sei das Echo in den diplomatischen Kanälen gefolgt und der Gipfel konnte nach turbulenten Verhandlungen schließlich am 17. September 1978 in Washington in die Unterzeichnung eines Friedensplanes für den Nahen Osten münden, dabei wurden auch die Grundlagen für die Friedensvereinbarung zwischen Israel und Ägypten gelegt, die im Folgejahr wieder in Washington unterzeichnet werden sollte.

„Am 17. September schrieb Präsident Carter an den Papst, um ihn über die erzielten Ergebnisse zu informieren“, so Parolin weiter. Dabei habe er Johannes Paul I. erklärt, dass er „große Inspiration durch Ihre Gebete für den Gipfel von Camp David und für den Frieden im Nahen Osten“ erhalten habe. In seiner Antwort vom 21. September habe der Papst Carter versichert, dass er sich weiter für den Frieden im Nahen Osten und der Welt einsetzen werde. Am 28. September verstarb der Papst, der nur 34 Tage im Amt bleiben sollte.

„Die Waffen, die am wichtigsten sind!“

 

Doch seine Friedensperspektive sei auch heute noch aktuell und betreffe die gesamte Welt: „Jene Welt, die von der Kirche weder eine politische Agenda noch eine Entscheidung für Blöcke oder Grenzen erwartet, sondern den Mut zum Dialog, zur Besonnenheit, zur Freimütigkeit, um mit der Kraft des Glaubens, der Heiligkeit und des Gebets zu den Mächtigen zu sprechen. Die ,Waffen', die am wichtigsten sind! Die einzigen wirksamen Waffen in einer unruhigen Zeit, in der sich auch heute noch unter dem Wahn der Macht, unter Trockenheit und Gleichgültigkeit ein unbegrenzter Durst nach Gerechtigkeit und Frieden verbirgt.“ Von diesen „Waffen“ habe das pastorale Wirken Johannes Paul I. ein „unauslöschliches Zeugnis“ abgelegt, so Parolin weiter. In nur kurzer Zeit auf dem Stuhl Petri habe er dazu beigetragen, „den Entwurf einer Kirche zu stärken, die mit dem Konzil zu ihren Ursprüngen zurückkehrte“ und sich in den Dienst der Welt gestellt habe.

(vatican news - cs)

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23. Mai 2023, 12:57