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Neue Gardisten vereidigt – Kommandant zitiert Bischof Algermissen

Im Namen der Päpstlichen Schweizergarde begrüßte Kommandant Christoph Graf am Samstagnachmittag die 23 neuen Gardisten sowie die Gäste im Damasushof zur diesjährigen Vereidigung. Am 6. Mai werde der 147 Schweizergardisten gedacht, die im Jahr 1527 während der „Plünderung Roms“ heldenhaft ihr Leben für Papst Klemens VII. hingaben, erinnerte Graf in seiner Ansprache.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Bei der Gardefahne liest zunächst Garde-Kaplan Kolumban Reichlin den zu leistenden Eid vor, bevor die einzelnen Rekruten darauf persönlich antworten. In seiner Ansprache ging Gardekommandant Graf auf die Tradition ein, dass jeder neue Gardist mit lauter Stimme seine Bereitschaft bekunde, „dem Heiligen Vater mit Treue, Loyalität und Ehre zu dienen und sogar sein Leben für ihn zu geben für ihn zu geben, wenn die Situation es erfordern sollte“. In diesem Zusammenhang wolle er sich auch bei den „Eltern und Geschwistern von ganzem Herzen bedanken“:

„Sie sind die wichtigsten Bezugspersonen, und ihre Unterstützung, auch durch Gebet, ist unerlässlich, da nicht wenige dieser Gardisten zum ersten Mal einen längeren Zeitraum in einem fremden Land verbringen. Ein großes Dankeschön geht auch an den Heiligen Vater und an unsere Vorgesetzten im Staatssekretariat. In den 517 Jahren unseres Dienstes haben sie uns immer großes Vertrauen entgegengebracht und uns wohlwollend unterstützt. Das ehrt uns und erfüllt uns mit tiefer Freude.“

Die Gardisten, die an diesem Samstag den Eid ablegt haben, marschierten in den Damasus-Hof ein, festlich gekleidet und gut vorbereitet in ihrer bunten Uniform. Sie standen in ihren Galauniformen mit Kürass, weißem Kragen, silbernem Helm und rotem Federschmuck vor den Gästen. Es sei fast unmöglich, einen vom anderen zu unterscheiden, so Graf: „Aber hinter jeder Uniform steckt ein eigener Mensch mit einer eigenen Geschichte.“ Sie seien mit unterschiedlichen Erfahrungen und Motivationen nach Rom gekommen. Und doch seien sie eine Einheit. Was sie eine, seien nicht nur ihre Uniformen, sondern auch ihre Voraussetzungen: „Sie sind alle junge Schweizer, katholisch, unverheiratet, zwischen 19 und 30 Jahre alt, mindestens 174 Zentimeter groß und haben eine vierjährige Berufslehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis oder eine Matura abgeschlossen“, zählte der Kommandant diese auf.

Aus allen Teilen der Schweiz

Sie kämen aus allen Landesteilen und Sprachregionen der Schweiz und seien bereit, mindestens 26 Monate ihres Lebens der katholischen Kirche und dem Papst zu widmen. Sie hätten auch eine militärische Grundausbildung in ihrem Heimatland absolviert. Als Folge ihres Militärdienstes seien sie es gewohnt, eine Uniform zu tragen. „Die Uniform der persönlichen Leibwache des Papstes hat jedoch etwas Außergewöhnliches, Attraktives und Überzeugendes an sich“, sagte Kommandant Graf in seiner Ansprache.

Die berühmte Uniform, die sie tragen, sei nicht von Michelangelo entworfen worden, wie viele Reiseführer fälschlicherweise behaupteten, sondern sie sei das Werk von Oberst Jules Repond gewesen, der sie 1914 einführte. Sie gehöre zum täglichen Erscheinungsbild des Vatikans und sei ein begehrtes Fotomotiv für die Zehntausende von Pilgern und Touristen, die den Vatikan täglich besuchen. Dazu Kommandant Graf:

„Unsere Uniform erfüllt eine wichtige kommunikative Aufgabe. Einerseits zeigt sie, dass wir einem Korps angehören, das seit über 500 Jahren besteht und dem die wichtige Aufgabe anvertraut wurde, für die Sicherheit des Heiligen Vaters und seiner Residenz zu sorgen. Andererseits müssen wir uns bewusst sein, dass uns als Visitenkarte des Heiligen Vaters und des Vatikans sowie als weithin sichtbares Werbeplakat der Schweiz eine große Verantwortung anvertraut ist. Das Tragen der Uniform und ihr korrektes Erscheinungsbild prägen das öffentliche Bild unseres Korps. Zudem muss die Uniform Schutz, Kompetenz, Respekt und Autorität vermitteln, sie verlangt aber auch, dass sich jeder persönlich mit Dienst, Loyalität, Treue und Zuverlässigkeit identifiziert.“

„Kleider machen Leute“

Gottfried Kellers Erzählung „Kleider machen Leute“ oder die italienische Redewendung „l'abito non fa il monaco“ müssten jeden Gardisten immer wieder daran erinnern, dass die Kleidung nichts darüber sage, wer sie trage. Die Uniform mache nicht einen Wächter aus, so wie ein schöner Anzug nichts über den Charakter einer Person aussage. „Das Tragen von besonderer Kleidung, Uniformen, Arbeitskleidung, birgt auch gewisse Gefahren. Hinter dieser Kleidung kann man sich in der Anonymität verstecken; sie kann die Persönlichkeit eines Menschen verändern und zu Arroganz, Eitelkeit, Stolz und Machtmissbrauch führen“, erläuterte der Kommandant weiter.

Ein Gegenbeispiel sei der heilige Franz von Assisi gewesen. Vor mehr als 800 Jahren entledigte sich der Sohn eines reichen Kaufmanns auf dem Marktplatz von Assisi vor einer großen Menschenmenge seiner Kleidung und sorgte damit für einen Skandal. Zunächst hielt man ihn für verrückt und lachte ihn aus. Dann wurde dieser Rebell zu einem der wichtigsten Reformer der Kirche. Und noch heute ist er einer der vom Volk am meisten verehrten Heiligen. Mit dieser dramatischen Geste wollte er zeigen, was Heinz Josef Algermissen, emeritierter Bischof von Fulda, in einem Artikel sehr treffend beschrieben habe: „Weder Güter noch Geld, weder Macht, Ruhm noch pompöse Kleidung oder Titel können letztlich darüber hinwegtäuschen, dass der Mensch, jeder Mensch, arm, untergeordnet und abhängig ist und bleibt.“ Der heilige Franziskus selbst habe es so ausgedrückt: „Was der Mensch vor Gott wert ist, ist er wert und nicht mehr.“

„Was der Mensch vor Gott wert ist, ist er wert und nicht mehr“

„Liebe Gardisten, diese Worte mahnen uns, authentische Menschen zu sein. Tragt diese Uniform nicht als Bühnenkostüm, sondern als Ausdruck eures Dienstes. Füllen Sie sie mit Ihrer Persönlichkeit, in dem Wissen, dass Sie Teil eines großen Ganzen sind. Das müssen wir nicht allein erreichen, sondern wir können immer auf andere und auf Gottes Hilfe zählen. Ihre Bereitschaft, diesen Dienst zu leisten, erweckt in mir, in uns allen, großen Respekt. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Entscheidung und wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Ausübung Ihres Amtes.“

Persönliche Talente entdecken

Gardekaplan Kolumban Reichlin betonte in seiner Ansprache, dass die Gardisten, die Zeit in Rom nutzen sollten. „Entdecken und bilden Sie Ihre persönlichen Talente und Fähigkeiten und bringen Sie sie zum Blühen! Bleiben Sie Menschen, die sich dienstbereit und verantwortungsbewusst dem Leben und seinen täglichen Herausforderungen stellen und auf diese Weise wertvolle Erfahrungen sammeln für ein umfassendes Lebens- und Schöpfungsbewusstsein!“ Die Kirche und die Gesellschaft bräuchten solche Menschen, mehr denn je. Sie seien allen Beispiel in ihrer Bereitschaft und Entschlossenheit, mit Hingabe zu dienen, was sie mit dem Schwur bezeugen, so der Benediktinerpater Kolumban Reichlin.

Mehr Informationen zur Päpstlichen Schweizergarde finden Sie auf der Webseite der Einheit.

(vatican news – mg)

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06. Mai 2023, 18:02