Kardinal Tagle nach Kongo-Reise: Papst-Besuch wirkt nach
Alessandro Gisotti und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Abgesehen von der starken Erinnerung an den Besuch des Papstes, die sich in den Köpfen und Herzen der Menschen eingeprägt hat, gibt es auch ein Festhalten an seiner Botschaft. Viele Menschen, darunter auch Sozialarbeiter, sagten, dass die Worte des Heiligen Vaters für sie eine Quelle der Hoffnung sind und dass sie, wenn man sie sorgfältig studiert, einen Weg zu Versöhnung und Frieden bieten können. Das ist etwas, was auch ich ermutigt habe. Als ich mit dem Klerus und den Ordensleuten zusammentraf, sagte ich ihnen: ,Bitte, lassen Sie uns nicht zulassen, dass der Besuch des Heiligen Vaters nur eine Erinnerung bleibt. Nein, er muss in ein pastorales und missionarisches Programm umgewandelt werden!`", berichtet Kardinal Tagle im Interview mit Radio Vatikan.
Der Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung war zum Eucharistischen Kongress in Lubumbashi, im Süden des Landes. Er besuchte außerdem Goma, die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, wo die Bevölkerung seit Jahren unter der Gewalt und den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Regierungstruppen und den M23-Milizen leidet. Kardinal Tagle war dort unter anderem in einem Flüchtlingslager:
„Die Menschen hier leben in einer Situation der großen Verzweiflung und des Elends, wie in jedem anderen Flüchtlingslager auch. Aber es gibt auch diejenigen, die den brennenden Wunsch nach Frieden verspüren, und wir hoffen, dass alle an dem Konflikt Beteiligten - ob auf lokaler oder internationaler, politischer, militärischer oder wirtschaftlicher Ebene - diesen Menschen in die Augen sehen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen erkennen werden."
Ein besonderes Geschenk des Papstes
Papst Franziskus hatte während seiner Reise in die Demokratische Republik Kongo vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2023 die Hauptstadt Kinshasa besucht. Auf dem Programm stand auch ein Treffen mit Opfern von Gewalt aus dem Osten des Kongo. Eine persönliche Visite in Goma war dem Papst nicht möglich. Das katholische Kirchenoberhaupt ließ als besonderes Zeichen seiner Nähe den Menschen dort aber nun eine Wassertankspende zukommen, die Kardinal Tagle überbrachte:
„Der Heilige Vater hat ein Projekt angestoßen, damit die Menschen sauberes, trinkbares Wasser bekommen können. Trinken ist ein Grundbedürfnis der Menschen, aber Wasser hat auch eine sehr biblische Bedeutung: Wasser ist ein Zeichen des Lebens, ein Zeichen des Heiligen Geistes; und jedes Mal, wenn die Leute dorthin gehen, um Wasser zu schöpfen, bin ich sicher, dass sie für den Heiligen Vater beten werden."
Afrikas Beitrag für die Weltsynode
Besonders beeindruckt hat Kardinal Tagle laut eigener Aussage die große Freude, die er bei vielen Menschen im Kongo verspürte, obgleich sie unter extrem schwierigen Bedingungen leben.
„Man sieht die Freude in ihnen. Eine Freude, die geheimnisvoll ist, denn wir wissen, dass sie ein leidendes Volk sind. Was also ist das Geheimnis dieser Freude? Der Glaube und die Hoffnung, die sie auf den Herrn setzen. Genau das ist der Kern der Eucharistie! Es ist so auch ein Zeugnis für die ganze Welt, wie der Glaube in der Gegenwart des Herrn das Leiden in eine Explosion der Freude verwandeln kann."
Freude und Energie bringen - und Armen eine Stimme geben
Auch mit Blick auf die Weltsynode über Synodalität die Papst Franziskus einberufen hat, kann die Demokratische Republik Kongo viel beitragen, meint der Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung:
„Die Kirche im Kongo - und vielleicht können wir sagen, in ganz Afrika - ist eine lebendige Kirche. In einigen Teilen des Kontinents ist sie noch sehr jung. Im Kongo ist die Kirche voller jugendlicher Energie! Es gibt junge Menschen: Sie beten, sie singen, sie drücken ihre Gebete an den Herrn auch durch Bewegung aus. Ich hoffe, dass sie der Synode und der ganzen Kirche, die sich jetzt auf die Synodalität konzentriert, diese Energie bringen können. Möge sie diese Energie auch in den Rest der Welt tragen."
Zugleich äußert Kardinal Tagle im Interview mit Radio Vatikan, dass bei der Weltsynode auch das Thema Armut nicht vergessen werde:
„Aber gleichzeitig hoffe ich, dass die internationale Gemeinschaft - angefangen bei den Ortskirchen außerhalb des Kongo - im Geiste der Synodalität auf die Schreie der Armen hören wird. Es ist Teil der Synodalität, sie als Brüder und Schwestern zu betrachten, die mit uns verbunden sind, und zu verstehen, dass unser Verhalten, unsere Entscheidungen und unser Handeln, wo immer wir sind, Auswirkungen auf sie haben. Ich hoffe, dass dies ein Teil des synodalen Prozesses sein wird."
(vatican news - sst)
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