Heikle Mission: Kardinal Zuppi in Moskau
Papst Franziskus hat den Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz mit einer Friedensmission für die Ukraine beauftragt. Dazu war Zuppi, der auch Erzbischof von Bologna ist, zu Beginn des Monats Juni auch schon in Kyiv, wo er unter anderem mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprach.
Selenskyj hat unter anderem in einem direkten Gespräch mit dem Papst klargemacht, dass er sich keine vatikanische Vermittlung in dem Konflikt vorstellen kann und derzeit ohnehin von Waffenstillstandsverhandlungen nichts hält. Der Vatikan betont deshalb, Zuppi sei kein Vermittler, sondern wolle Verhärtungen zwischen Moskau und Kyiv lockern, das Terrain für einen „gerechten Frieden“ vorbereiten, humanitäre Initiativen anstoßen.
Nur ein Foto
Vom Mittwoch, dem ersten Besuchstag Zuppis in Moskau, gab es nur ein einziges Foto: Es zeigt den Kardinal im Gebet vor der Ikone der Gottesmutter von Wladimir. Diese älteste Marienikone Russlands wird in der Tretjakow-Galerie unweit des Kremls gezeigt.
Der Gesandte des Papstes konnte außerdem mit einem außenpolitischen Berater von Präsident Wladimir Putin sprechen: Juri Uschakow, ein früherer Botschafter Moskaus in den USA. Dabei ging es nach Angaben russischer Medien um den Konflikt in der Ukraine und „mögliche Wege für eine politische und diplomatische Lösung“. Der Vatikan teilte am Donnerstag mit, Thema seien humanitäre Initiativen gewesen, die hoffentlich dazu beitragen könnten, irgendwann einmal den ersehnten Frieden zu erreichen. Aus dem Kreml hieß es am Donnerstag, es habe bei dem Treffen keine konkreten Vereinbarungen gegeben; der Dialog werde gegebenenfalls fortgesetzt.
Regime äußert sich offiziell wertschätzend
Das Regime, das erst vor einer knappen Woche durch einen Ein-Tages-Putsch der Söldnertruppe Wagner in Bedrängnis geraten ist, hatte sich am Mittwoch wertschätzend über Zuppis Visite geäußert. „Wir schätzen die Bemühungen und Initiativen des Vatikans, eine friedliche Lösung der Krise zu finden, sehr, und wir begrüßen die Bereitschaft des Papstes, zur Beendigung des bewaffneten Konflikts in der Ukraine beizutragen“ – mit diesen Worten wird Putins Sprecher Dmitri Peskow zitiert.
Am Mittwochnachmittag beriet sich Kardinal Zuppi dann in der Moskauer Nuntiatur mit den katholischen Bischöfen Russlands. Danach wurde angekündigt, dass der Gesandte von Papst Franziskus einen Gottesdienst in der lateinischen Kathedrale der russischen Hauptstadt feiern will - und zwar am Donnerstag Abend, wie der Vatikan präzisierte.
Treffen mit Patriarch Kyrill geplant
Welche Termine Kardinal Zuppi in diesen Tagen in Moskau genau hat, wurde am Donnerstag Vormittag bekannt. Der Vatikan bestätigte, dass Zuppi die staatliche Beauftragte für Kinderrechte,Maria Alekseyevna Lvova-Belova, treffen wird. Dabei geht es vor allem um die Frage der mehr als 19.000 nach Russland gebrachten ukrainischen Minderjährigen; in dieser Hinsicht hatte Präsident Selenskyj den Papst bei seiner Audienz im Mai um Hilfe gebeten. Schon mit Uschakow, dem Präsidentenberater, soll Zuppi über diese Kinder und Jugendlichen gesprochen haben – und außerdem über die Hilfe für Kriegsgefangene.
Auch eine Begegnung mit dem orthodoxen Patriarchen von Moskau, Kyrill I., ist für den Donnerstag Nachmittag geplant. Am Abend will Zuppi dann beim Gottesdienst in Moskau den Gläubigen die Nähe und das Gebet des Papstes versichern; sein Rückflug nach Rom ist für Freitag vorgesehen.
(vatican news – sk)
Zuletzt aktualisiert um 15.45 Uhr am 29. Juni 2023.
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