Eine Chinesin im Gebet Eine Chinesin im Gebet  (AFP or licensors)

Parolin: Neuer Bischof von Shanghai „zum Wohl der Diözese und für Dialog“

Mit Blick auf China hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den Wunsch der katholischen Kirche nach Dialog bekräftigt und die Hoffnung geäußert, dass ein ständiges Verbindungsbüro des Heiligen Stuhls in China eröffnet werden könne. Im Interview mit den Vatikanmedien erläutert der Kardinal den Hintergrund der Ernennung von Shen Bin zum Bischof von Shanghai durch Papst Franziskus.

Vatican News

Ein komplexer Weg, auf dem „Hindernisse“ das „Vertrauen untergraben und positive Energie abziehen“. Aber gleichzeitig „ein gewisser obligatorischer Weg“, der jenseits der Hindernisse seine Stärke in den „Gründen für den Dialog“ hat. Im Interview mit den Vatikanmedien gibt Kardinal Pietro Parolin einen Überblick über die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und China in Bezug auf das 2018 beiderseitig getroffene provisorische Abkommen, das Ernennungen und Versetzungen von Bischöfen in dem asiatischen Land regelt. Grundprinzip des 2020 und 2022 verlängerten Abkommens sei die „Einvernehmlichkeit der Entscheidungen“, unterstreicht Parolin.

Die Vorgeschichte

Die chinesischen Behörden hatten Monsignore Joseph Shen Bin, den Papst Franziskus nun zum Bischof von Shanghai ernannt hat, bereits vor einigen Monaten aus seiner vorherigen Diözese Haimen in das neue Amt versetzt - ohne den Heiligen Stuhl darüber zu informieren, wie es das Abkommen eigentlich vorsieht. Ähnliches hatte sich Ende November 2022 ereignet, als der Heilige Stuhl die Einsetzung des Bischofs von Yujiang, John Peng Weizhao, als Weihbischof der vom Heiligen Stuhl nicht anerkannten Diözese Jiangxi durch die chinesischen Behörden „mit Erstaunen und Bedauern“ zur Kenntnis genommen hatte. Das provisorische Abkommen war kurz zuvor zum zweiten Mal verlängert worden.

Ungeklärte Situationen

Kardinal Parolin bezeichnet den neuen Bischof von Shanghai im Interview als „geschätzten Seelsorger“. Franziskus habe beschlossen, „die kanonische Unregelmäßigkeit zu berichtigen“, und zwar zum „größeren Wohl der Diözese“, so Parolin mit Blick auf die Ernennung von Joseph Shen Bin zum Bischof von Shanghai durch den Papst. Die unregelmäßige Vorgehensweise, kommentiert der Kardinalstaatssekretär weiter, scheine jedoch „den Geist des Dialogs und der Zusammenarbeit zu missachten, der sich im Laufe der Jahre zwischen der vatikanischen und der chinesischen Seite herausgebildet hat und der in dem Abkommen seinen Bezugspunkt gefunden hat“. So gebe es zum Beispiel weitere „offene Fragen“ in Bezug auf zwei Weihbischöfe, die eine „gerechte und weise Lösung“ erforderten. Parolin nennt hier die beiden Kirchenmänner Thaddeus Ma Daqin, der immer noch verhindert ist, und Joseph Xing Wenzhi, der im Ruhestand ist.

Unstimmigkeiten und Missverständnisse vermeiden

Kardinal Parolin besteht bei dem Interview in seinen fünf Antworten auf der Notwendigkeit eines „offenen Dialogs“ und einer „respektvollen Konfrontation mit der chinesischen Seite“. Wenn Versetzungen zur „Physiologie der Kirchenregierung“ gehörten - und demnach in China nicht ausgeschlossen werden können -, entstehe das Problem, „wenn sie nicht einvernehmlich erfolgen", betont der Vatikanvertreter. Eine „korrekte Anwendung des Abkommens“ ermögliche hingegen, „solche Schwierigkeiten zu vermeiden“, gibt er zu verstehen.

„Gemeinsam müssen wir disharmonische Situationen vermeiden, die zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen führen“

Es sei daher „unerlässlich“, so der Kardinalstaatsekretär, „dass alle Bischofsernennungen in China, einschließlich der Versetzungen, wie vereinbart im Konsens erfolgen, und der Geist des Dialogs zwischen den Parteien lebendig bleibt. Gemeinsam müssen wir disharmonische Situationen vermeiden, die zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen führen“.

Drei dringende Themen

An dieser Stelle konzentriert sich Kardinal Parolin auf eine Reihe von Themen, die seiner Meinung nach „dringend behandelt werden müssen“. Er nennt vor allem drei: die Bischofskonferenz, die Kommunikation der chinesischen Bischöfe mit dem Papst und die Evangelisierung. Die Schaffung einer Bischofskonferenz würde es ermöglichen, den Wunsch des Heiligen Stuhls zu verwirklichen, „die Verantwortung der Bischöfe in der Leitung der Kirche in China wachsen zu sehen“, so der Kardinal. In diesem Zusammenhang sei es „notwendig, eine regelmäßige Kommunikation der chinesischen Bischöfe mit dem Bischof von Rom herzustellen, die für eine wirksame Gemeinschaft unerlässlich ist - wohl wissend, dass all dies zur Struktur und Lehre der katholischen Kirche gehört, von der die chinesischen Behörden immer gesagt haben, dass sie sie nicht verändern wollen“.

Trotz „zu vieler Verdächtigungen“, die „die Arbeit der Evangelisierung verlangsamen und behindern“, verdienten die chinesischen Katholiken - „selbst diejenigen, die als ,klandestin‘ definiert werden, Vertrauen, weil sie aufrichtig loyale Bürger sein und in ihrem Gewissen und in ihrem Glauben respektiert werden wollen“, so Parolin. Daher sei es „notwendig, das Misstrauen gegenüber dem Katholizismus zu überwinden, der keine Religion ist, die als fremd - geschweige denn als konträr - zur Kultur dieses großen Volkes betrachtet werden kann“.

Ein Verbindungsbüro in China

„Ich wollte dieses Interview geben, weil die katholischen Gläubigen, nicht nur die in China, das Recht haben, richtig informiert zu werden“, erläutert der Kardinal. „Ich bin mir bewusst, dass die Hindernisse, die dem Dialog im Wege stehen, das Vertrauen untergraben und positive Energie abziehen“, formuliert Parolin. „Dennoch scheinen mir die Gründe für einen Dialog noch stärker zu sein“, fährt er fort. Um den Dialog zwischen beiden Parteien „flüssiger und fruchtbarer“ zu machen, schlägt Kardinal Parolin „die Eröffnung eines stabilen Verbindungsbüros des Heiligen Stuhls in China“ vor, das „nicht nur den Dialog mit den zivilen Behörden begünstigen, sondern auch zur vollständigen Versöhnung innerhalb der chinesischen Kirche und zu ihrem Weg zu einer wünschenswerten Normalität beitragen würde“. „Wir haben ein Abkommen unterzeichnet, das man als historisch bezeichnen kann“, schließt der Kardinal, das jedoch „in seiner Gesamtheit und auf möglichst korrekte Weise angewandt werden muss“. Der Heilige Stuhl sei „entschlossen, seinen Teil dazu beizutragen, dass der Weg weitergeht“, so der Vatikanvertreter.

 

(vatican news)

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15. Juli 2023, 13:06