Künftiger Kardinal Gugerotti: Papst setzt Zeichen für Frieden
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Seit Januar diesen Jahres ist der italienische Erzbischof Claudio Gugerotti Präfekt des Ostkirchendikasteriums. Dass er nun beim Konsistorium Ende Spetember ins Kardinalskollegium aufgenommen wird, ist daher wenig überraschend. Die Personalie könnte aber auch in einem weiteren Kontext gesehen werden: Zuvor war Gugerotti Päpstlicher Nuntius; zuletzt in Großbritannien; von 2015 bis 2020 in der Ukraine, davor in Belarus und ab 2002 in Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Gugerotti spricht Russisch und gilt als Berater des Heiligen Stuhles beim Ukraine-Krieg.
„Ich kenne kenne die Einzelheiten der Friedens-Mission von Kardinal Zuppi nicht, aber ich bin sicher, dass sein Geschick und seine Liebenswürdigkeit die Herzen berühren werden. Ich war Nuntius in Weißrussland, in der Ukraine und auch in Georgien, wo die russischen Panzer einmarschiert sind... Was ich sagen kann, ist, dass dahinter komplexe Ursachen stecken, die wir Westler oft gar nicht kennen. Und so finde ich auch die Kommentare, die ich lese, oft äußerst begrenzt, weil sie nichts anderes verstehen als das Hier und Jetzt. Wenn man im Osten das Heute verstehen will, muss man das Gestern verstehen, und wenn man das Morgen verstehen will, ist dieses Morgen erst recht in dem verwurzelt, was geschehen ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass der Untergang der Sowjetunion von der westlichen Welt tiefgründig interpretiert und verstanden worden ist . Kardinal Zuppi muss also komplexe Probleme angehen."
Auch aus seiner eigenen Zeit als Nuntius in der Ukraine ist sich Erzbischof Gugerotti sicher, dass Papst Franziskus alles für Frieden tue:
„Was ich ganz sicher sagen kann, ist, dass Papst Franziskus immer Frieden gesucht hat - auch jenseits dessen, was die Vernunft meint und für möglich hält, gesucht und gewollt hat. Dies liegt in seinem tiefen Glauben verwurzelt, dem Glauben, der jenseits der Vernunft liegt. Und die Liebe ist sicherlich auch immer stärker als die Vernunft. Erinnern wir uns daran, dass Papst Franziskus, als ich Nuntius in der Ukraine war, eine Spende von 16 Millionen Euro für die damals schon Vertriebenen im Donbass getätigt hat. Ich sollte mich persönlich davon überzeugen, dass 800.000 Menschen von der Hilfe profitiert haben, die der Papst und die Katholiken in Europa geschickt hatten. Es gibt eine ständige Kontinuität, die bis in die Zeit der Entstehung der Sowjetunion zurückreicht, als der damalige Papst ganze humanitäre Konvois in das neu entstandene Sowjetreich, nennen wir es mal so, schickte, unabhängig von der dortigen Ideologie. Die Politik der Päpste war und ist immer eine Politik der Hoffnung, die sogar über die Hoffnung hinaus geht. Unsere Diplomatie ist keine Diplomatie des Kalküls, sie ist eine Diplomatie der möglichen Utopien."
Kardinalsein heißt...
Im Interview mit Radio Vatikan berichtet der künftige Kardinal auch, wie er seine Nominierung sieht:
„Natürlich ist es eine Ehre, vor allem aber eine große Verantwortung. Es geht nicht um Glorie, sondern es geht um Blut. Ich habe als Nuntius viele Christen gesehen, die für ihren Glauben ihr Leben gelassen haben. Nun bittet der Papst, bittet Gott mich, der Kirche und dem Papst treu zu dienen, wenn es sein muss auch unter Einsatz meines Lebens."
Auch als Präfekt des Ostkirchendikasteriums verweist Gugerotti auf die vielen Märtyrer der katholischen Kirche: „Der christliche Osten war schon immer ein Sammelbecken für die Treue zu Christus bis hin zum Martyrium. Denken Sie nur an die großen Ostkirchen, die heute nur noch sehr wenige Menschen zählt. Und zwar nicht zufällig, sondern weil die Gewalt der Menschen und Kulturen sie fast ausgelöscht hat. Als Märytrer Zeugnis zu geben liegt nahezu in der DNA der Ostkirchen."
Erzbischof Gugerotti freut in diesem Zusammenhang auch, dass Papst Franziskus jüngst eine Kommission zum Thema neue Märtyrer angekündigt hat, die mit Blick auf das Heilige Jahr 2025 einen Katalog der christlichen Märtyrer der vergangenen 25 Jahre erstellen soll.
„Das Martyrium ist wirklich ein in Gott verborgenes Geheimnis, das alle Grenzen und Schranken zwischen den Kirchen, zwischen den Religionen überwindet . In diesem Fall besonders zwischen den christlichen Konfessionen. Es ist eine Einheit, die bereits im Blut verwirklicht ist. Diese Kommission ist also etwas, das mich sehr beeindruckt und erbaut hat und ein Projekt, an dem ich, wenn ich dazu berufen werde, von ganzem Herzen mitarbeiten werde", so Erzbischof Claudio Gugerotti, Präfekt des Ostkirchendikasteriums und designierter Kardinal im Interview mit Radio Vatikan.
Die neue Kommission zum Thema Märtyrer soll auf Wunsch von Papst Franziskus christliche Glaubenszeugen auch jenseits der katholischen Kirche einbeziehen. Die Kommission ist dem Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse angegliedert und soll die bereits zum Heiligen Jahr 2000 begonnene Suche nach den Zeugen des Glaubens in diesem ersten Viertel des Jahrhunderts fortsetzen und in die Zukunft führen.
(vatican news - sst)
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