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Sankt Peter im Vatikan Sankt Peter im Vatikan 

Zeitung druckt Brief an Pius XII. mit Fakten über KZ

Die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera" hat am Sonntag einen Brief vom Dezember 1942 abgedruckt, in dem ein deutscher Jesuit den Sekretär von Papst Pius XII., Robert Leiber, über Massenvernichtungslager im Deutschen Reich in Kenntnis setzte. Der Schreiber warnte ausdrücklich davor, die Informationen offensiv zu gebrauchen, um Schaden von der Kirche in Deutschland abzuwenden.

In dem Brief des Jesuiten Lothar König heißt es unter anderem: „Die letzten Angaben über ,Rawa Russka' mit seinem SS-Hochofen, wo täglich bis zu 6.000 Menschen, vor allem Polen und Juden umgelegt werden, habe ich erneut über andere Quellen bestätigt gefunden. Auch der Bericht über Oschwitz (Auschwitz) bei Kattowitz stimmt.“

Die Informationen seien „unter dem äußersten Risiko beschafft" worden und könnten das Leben des Schreibers und weiterer Menschen gefährden, so der deutsche Jesuit an seinen Mitbruder im Vatikan. Weiter schreibt König: „Hier ist die Besorgnis sehr groß, ob in Rom mit der nötigen Vorsicht vorangegangen würde und bei einer etwaigen Besetzung des Vatikans nichts, wirklich nichts Belastendes vorgefunden werden könnte, was man gegen die deutsche Kirche auswerten kann."

Zwei Wochen später hielt Papst Pius XII. eine von Radio Vatikan weltweit übertragenen Weihnachtsansprache, in der er beklagte, dass „Hunderttausende Menschen ohne irgendeine Schuld und nur aufgrund ihrer Nationalität oder Rasse in den Tod geschickt werden." 

Vatikan-Archivar: Vatikan schätzte KZs bis 1942 falsch ein 

„Corriere della Sera" veröffentlichte den Brief Lothar Königs in der Sonntagsbeilage „Lettura" nebst einem Interview mit dem Vatikan-Archivar Giovanni Coco, der das Schreiben als erster auswertete. Coco sagte, er gehe davon aus, dass bis zum Eintreffen des betreffenden Briefes vom 14. Dezember 1942 der Vatikan zwar über die Existenz von Lagern wie Dachau oder Auschwitz informiert war. Man habe aber zunächst gemeint, die Konzentrations-Lager seien lediglich Massen-Inhaftierungslager, in denen viele Menschen aufgrund der schlimmen Haftbedingungen starben. Internierungslager der genannten Art gab es seit dem Kriegseintritt Italiens 1940 auf der Halbinsel zahlreich.

Der nun gefundene Brief habe diese Wahrnehmung geändert, erklärte Coco. Das Schreiben habe sich in Beständen des vatikanischen Staatsekretariats befunden, die dem zentralen Apostolischen Archiv (früher: Vatikanisches Geheimarchiv) erst 2019 übergeben worden seien.

Dass Papst Pius XII. nach 1942 keine deutlicheren Worte der Verurteilung gegen die Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten aussprach, wurde und wird ihm als „Schweigen" angelastet. Zugleich schützte die Kirche im Untergrund Bedrängte. Während der Besetzung Roms durch die Nationalsozialisten zwischen Juni 1944 und Frühjahr 1945 fanden mindestens 3.200 Juden Zuflucht in kirchlichen Einrichtungen der Stadt.  

(kna/vatican news – gs)

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17. September 2023, 16:24