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Synode: Die Wortbeiträge am Mittwoch

Hier finden Sie die Redebeiträge, die an diesem Mittwochvormittag in der öffentlich übertragenen 12. Plenarversammlung der Bischofssynode im Vatikan gehalten wurden, in einer deutschen Arbeitsübersetzung.

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12. Generalkongregation, 18. Oktober 2023

Teilhabe, Verantwortung und Autorität

Einführung Modul B3

Jean-Claude Kardinal Hollerich

Generalrelator

Guten Morgen Ihnen allen und herzlich willkommen. Ich denke, wir sind uns alle einig, wenn ich sage, dass wir müde sind. Das ist verständlich, nach der Arbeit, die wir gemeinsam geleistet haben, die schön, aufregend, aber auch anstrengend war. Heute beginnen wir das vierte Modul unserer Versammlung, das letzte, das der Prüfung des Inhalts des Instrumentum laboris gewidmet ist. Auf subtile Weise erinnert uns das daran, dass wir uns dem Ende nähern. Aber Vorsicht: Dies darf nicht dazu führen, dass wir in unserem Engagement nachlassen, als ob es die letzte Schulwoche wäre. In der Tat fällt das Ende dieser ersten Tagung der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode mit dem Beginn einer ebenso wichtigen Phase des Prozesses zusammen: die Zeit zwischen den beiden Tagungen, in der wir uns dafür einsetzen werden, den Kirchen, aus denen wir kommen, die Früchte unserer Arbeit, die im Synthesebericht zusammengefasst sind, zurückzugeben und vor allem jene lokalen Prozesse zu begleiten, die uns die Elemente für den Abschluss unserer Unterscheidung im nächsten Jahr liefern werden. So werden wir nach unserer Rückkehr zu einer doppelten Aufgabe aufgerufen sein. Einerseits werden wir die Ergebnisse dieser ersten Tagung verbreiten müssen, indem wir unsere Bischofskonferenzen einbeziehen, die Synodenteams wieder einberufen, die geeigneten Kommunikationsformen mit den uns zur Verfügung stehenden Medien aktivieren, die Wege der Erprobung und der Vertiefung vorbereiten, die wir gemeinsam als geeignet identifizieren usw. Andererseits müssen wir unmittelbar mit der Planung beginnen, wie wir die Rückmeldungen aus den Ortskirchen, die Früchte des Austauschs und die Wege der Erprobung und Vertiefung sammeln können, um für die zweite Tagung „vorbereitet“ zu sein, d.h. mit einem klareren Bewusstsein des Gottesvolkes darüber, was es bedeutet, eine synodale Kirche zu sein, und vor allem, welche Schritte der Herr von uns verlangt, um eine solche zu werden und so sein Evangelium besser zu verkünden.

All dies hat viel mit dem vierten Modul zu tun, das sich mit den Themen von Abschnitt B3 des Instrumentum laboris befasst, dem Abschnitt, der der Teilhabe gewidmet ist. Wie immer leiten uns der Titel und die dazugehörige Frage: „Teilhabe, Verantwortung und Autorität. Welche Prozesse, Strukturen und Institutionen gibt es in einer auf die Sendung ausgerichteten synodalen Kirche?“

Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass diese Synode anhand der wahrnehmbaren Veränderungen, die sich aus ihr ergeben, bewertet werden wird. Die großen Medien, vor allem die kirchenfernen, interessieren sich für mögliche Veränderungen bei einer sehr begrenzten Zahl von Themen. Ich werde sie nicht aufzählen, weil wir sie alle kennen. Aber auch die Menschen, die uns am nächsten stehen, unsere Mitarbeiter, die Mitglieder der Pastoralräte, die Menschen, die sich in den Pfarreien engagieren, fragen sich, was sich für sie ändern wird, wie sie die missionarische Nachfolge und die Mitverantwortung, über die wir in unserer Arbeit nachgedacht haben, in ihrem Leben konkret erfahren können. Und sie fragen sich, wie das möglich ist in einer Kirche, die immer noch nicht sehr synodal ist, wo sie das Gefühl haben, dass ihre Meinung nicht zählt und einige wenige oder nur eine Person alles entscheidet. Diese Menschen interessieren sich besonders für die kleinen, aber sensiblen Veränderungen bei den Themen, die wir in diesem Modul angehen wollen.

Schauen wir uns diese Themen genauer an, nämlich die fünf Arbeitsblätter, an denen unsere Circoli Minori arbeiten werden. Das erste betrifft die Erneuerung des Dienstes der Autorität. Damit soll keineswegs die Autorität der geweihten Amtsträger und Hirten in Frage gestellt werden: Als Nachfolger der Apostel haben wir Hirten einen besonderen Auftrag in der Kirche. Aber wir sind Seelsorgerinnen und Seelsorger von Männern und Frauen, die die Taufe empfangen haben, die an der Sendung der Kirche teilhaben und mitverantwortlich sein wollen. Wo Klerikalismus herrscht, gibt es eine Kirche, die sich nicht bewegt, eine Kirche ohne Sendung. Klerikalismus kann sich auf den Klerus und auch auf die Laien auswirken, wenn sie den Anspruch erheben, für immer das Sagen zu haben. Kleriker wollen nur den „Status quo“ erhalten, denn nur der „Status quo“ zementiert ihre Macht. Mission... impossibile!

Das zweite Arbeitblatt betrifft die Praxis der Unterscheidung in der Gemeinschaft. Wir haben am eigenen Leib, oder besser gesagt in unseren Herzen, die Kraft eines so einfachen Instruments wie das Gespräch im Geist erfahren. Wie können wir seine Dynamik in die Entscheidungsprozesse der Kirche auf verschiedenen Ebenen einbringen? Wie können wir lernen, einen Konsens zu finden, der nicht polarisiert und gleichzeitig die besondere Rolle der Autorität respektiert, ohne dass diese von der Gemeinschaft isoliert wird? Dies ist die Herausforderung der gemeinsamen Unterscheidung.

Das dritte Blatt erinnert uns daran, dass das Leben menschlicher Gemeinschaften und damit auch der Kirche unweigerlich durch den Aufbau von Strukturen und Institutionen verläuft, die im Laufe der Zeit fortbestehen und den Menschen Möglichkeiten zur Beteiligung und zum Wachstum bieten. Jede Institution mag einige Möglichkeiten bieten, andere nicht? Welche entsprechen eher einer synodalen Kirche? Beginnen wir konkret mit den bereits bestehenden Institutionen, wie z. B. den Pastoralräten, und prüfen wir, inwieweit sie tatsächlich synodal sind.

Das vierte Arbeitsblatt führt uns zu einer besonderen Art von Strukturen, nämlich zu den Zusammenschlüssen der Ortskirchen. Die kontinentale Ebene war eine erfreuliche Neuerung und ein Höhepunkt des Synodenprozesses 2021-2024. Was lernen wir aus dieser Erfahrung? Welche Rolle kann die kontinentale Ebene spielen, auch um die „gesunde Dezentralisierung“ zu verwirklichen, zu der uns der Heilige Vater oft auffordert? Und welches Potenzial hat ein Instrument wie die Kirchlichen Versammlungen, bei denen nicht nur Bischöfe anwesend sind? Ich habe die Versammlung in Prag aus erster Hand erlebt: Ohne die Teilnahme von Priestern, Diakonen, geweihten Männern und Frauen und Laien wäre sie meiner Meinung nach viel konfrontativer verlaufen. Wie können wir Netzwerke zwischen den Ortskirchen aufbauen? Und wie gestaltet sich der Dienst des Bischofs von Rom an der Einheit in einer gesunden dezentralisierten Kirche?

Der letzte Punkt berührt uns sehr, weil er uns einlädt, über das Potenzial der Institution der Synode selbst als Ort nachzudenken, an dem die dynamische Beziehung zwischen Synodalität, bischöflicher Kollegialität und petrinischem Primat in besonderer Weise erfahrbar wird. Außerdem bittet sie die Gruppen, die sich mit ihr befassen werden, auch um eine Bewertung des Experiments der partizipativen Ausweitung auf eine Gruppe von Nicht-Bischöfen, die als Zeugen der Zuhör- und Konsultationsphase ausgewählt wurden.

Es handelt sich um heikle Fragen, die eine sorgfältige Abwägung erfordern: In dieser Sitzung beginnen wir, uns ihnen zu nähern, dann haben wir ein Jahr Zeit, um sie im Hinblick auf die Arbeit der zweiten Sitzung weiter zu vertiefen. Sie sind heikel, weil sie das konkrete Leben der Kirche und auch die Wachstumsdynamik der Tradition berühren: eine falsche Unterscheidung könnte sie abtrennen oder einfrieren. In beiden Fällen würde es sie töten. Es handelt sich um Fragen, die mit präzisen Formulierungen und Kategorien angegangen werden müssen. Unter den Experten, die uns begleiten und denen ich bei dieser Gelegenheit danken möchte, sind Theologen und Kanonisten, sowohl aus dem lateinischen als auch aus dem ostkirchlichen Bereich. Wenn sie uns bei unseren Überlegungen helfen können, scheuen wir uns nicht, sie zu Rate zu ziehen. Die Moderatoren wissen wie.

In Nr. 44 erinnert uns das Instrumentum laboris daran, dass die Teilnahme die Demut der Konkretheit mit sich bringt. Deshalb kommen die Fragen zur Teilhabe nach denen zur Gemeinschaft und zur Sendung: Durch die Teilhabe können wir die inspirierende Vision in die Tat umsetzen und dem Schwung der Sendung im Laufe der Zeit Kontinuität verleihen. Die Konkretheit birgt jedoch auch die Gefahr, sich in Details, Anekdoten und Einzelfällen zu verzetteln. In diesem vierten Modul müssen wir uns daher besonders bemühen, das angestrebte Ziel im Auge zu behalten, das durch die „Frage zur Unterscheidung“ auf jedem Blatt angegeben ist. Abschweifende Überlegungen, die uns in die Irre führen, helfen uns nicht weiter. Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass das Ziel jeder Gruppe in Bezug auf die Frage, mit der sie sich befasst, darin besteht, Konvergenzen, Divergenzen, zu untersuchende Fragen und konkrete Vorschläge für das weitere Vorgehen zu formulieren. Ich bitte die Moderatoren, denen ich nochmals danke, sich nicht zu scheuen, uns zu drängen, auch mit ein wenig Entschlossenheit, wenn es darum geht, dabei zu helfen, den Fokus nicht zu verlieren.

Ich übergebe nun das Wort an den Delegierten Präsidenten, der uns durch die Sitzung führen wird. Pater Timothy Radcliffe und Pater Dario Vitali werden uns helfen, die Themen unserer Arbeit aus biblisch-spiritueller bzw. theologischer Sicht zu umreißen, unterbrochen von Momenten der Stille, um die Verinnerlichung zu fördern. Wie in früheren Modulen werden wir auch einige Zeugnisse von Mitgliedern der Synode hören, die wichtige Erfahrungen zu diesen Themen weitergeben können.

Ich wünsche allen eine fruchtbare Arbeit in diesem Modul, die der ganzen Kirche zu Gute kommen wird. Missionarische Nachfolge oder Mitverantwortung sind nicht nur Schlagworte, sondern ein Aufruf, den wir nur gemeinsam verwirklichen können, mit der Unterstützung konkreter Prozesse, Strukturen und Institutionen, die wirklich im Geist der Synodalität arbeiten.

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12. Generalkongregation – 18. Oktober 2023

Geistlicher Impuls

Konzil von Jerusalem

Fr. Timothy Radcliffe OP

Also: „Teilhabe, Verantwortung und Autorität: Welche Prozesse, Strukturen und Institutionen gibt es in einer auf die Sendung ausgerichteten synodalen Kirche? Lukas, dessen Fest wir heute feiern, erzählt uns in Apg 15 vom sogenannten Konzil von Jerusalem, das einberufen wurde, um die erste große Krise der Kirche nach Pfingsten zu bewältigen. Die Kirche ist zutiefst zerrissen. Zum einen zwischen der Jerusalemer Kirche und Paulus mit seinem Evangelium der Freiheit vom Gesetz. Innerhalb der Jerusalemer Kirche sind die bekehrten Pharisäer von den übrigen gespalten, und die von Petrus angeführten Apostel sind wahrscheinlich von den „Ältesten“ gespalten, die auf Jakobus, den Bruder des Herrn, blickten. Die Kirche stand also vor einer Identitätskrise, die alles übertrifft, was wir uns heute vorstellen können.

Papst Franziskus sagte diesen Sommer in Lissabon: „Ein Leben ohne Krise ist ein aseptisches Leben... ein Leben ohne Krise ist wie stehendes Wasser, es ist für nichts gut, es schmeckt nach nichts.“ [1] Wir reifen durch Krisen, von der Krise unserer Geburt bis zur Krise des Todes. Wenn wir die Krisen hoffnungsvoll annehmen, werden wir aufblühen. Wenn wir versuchen, sie zu vermeiden, werden wir nie erwachsen. Meine amerikanischen Brüder schenkten mir ein T-Shirt, auf dem stand: 'Have a good crisis!

Das haben wir gelesen: „Die Apostel und die Ältesten versammelten sich, um über diese Angelegenheit zu beraten“ (Apg 15,6). Die Kirche ist immer versammelt, so auch heute in der Synode. Im dritten Eucharistischen Hochgebet sagen wir: „Du hörst nie auf, ein Volk um dich zu sammeln, damit vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang deinem Namen ein vollkommenes Opfer dargebracht wird.“ Das griechische Wort für Kirche, ekklesia, bedeutet „Versammlung“. Sind wir bereit, uns versammeln zu lassen, nicht nur physisch, sondern auch mit unseren Herzen und Gedanken? Als Jesus vor seinem Tod auf Jerusalem blickte, sagte er: „Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt“ (Lukas 13,34). Sind wir bereit, uns über gegenseitiges Unverständnis und Misstrauen hinaus zu versammeln? Oder werden wir wie der ältere Bruder im Gleichnis vom verlorenen Sohn sein, der am Rande steht und sich weigert, in die Freude über die Rückkehr seines Bruders einbezogen zu werden?

Die Jünger versammelten sich in Jerusalem, um dann nach Antiochia und in die ganze Welt ausgesandt zu werden. Wir sind in der Eucharistie versammelt, um ausgesandt zu werden. Das ist das Atmen des Heiligen Geistes in unsere Lungen, der uns sammelt und aussendet, der das Lebensblut der Kirche mit Sauerstoff versorgt. Wir sind versammelt, um miteinander den Frieden zu entdecken, und ausgesandt, um ihn in unserer armen Welt zu verkünden, die durch immer mehr Gewalt gekreuzigt wird, in der Ukraine, im Heiligen Land, in Myanmar, im Sudan und an so vielen anderen Orten. Wie können wir ein Zeichen des Friedens sein, wenn wir untereinander gespalten sind?

Das Konzil von Jerusalem versammelte sich „im Namen Jesu“, so wie wir auch. In der Synode beten wir jeden Tag: ‚Wir stehen vor dir, Heiliger Geist, während wir uns in deinem Namen versammeln.‘ Im Namen des Herrn versammelt zu sein, bedeutet im sicheren Vertrauen darauf, dass Gottes Gnade in uns mächtig am Werk ist. Petrus sagte zu dem Lahmen am Tempeltor: „Ich habe weder Silber noch Gold, aber was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, steh auf und geh!“ (Apg 3,6). Oft haben mir Menschen gesagt: ‚Diese Synode wird nichts ändern.‘ Manche mit Hoffnung und manche mit Angst. Das ist ein Mangel an Vertrauen in den Namen des Herrn, „den Namen, der höher ist als alle Namen“ (Phil 2,9). Ein altes Kirchenlied beginnt: „Ich binde heute an mich den starken Namen der Dreifaltigkeit.“ Wenn wir uns im starken Namen der Dreifaltigkeit versammeln, wird die Kirche erneuert werden, wenn auch vielleicht in einer Weise, die nicht sofort offensichtlich ist. Das ist kein Optimismus, sondern unser apostolischer Glaube.

Mein erster großer Lehrer war ein Dominikaner aus Sri Lanka, Cornelius Ernst. Er schrieb über die Kraft der Gnade Gottes, die alles neu macht. Ich zitiere: Sie ist Morgendämmerung, Entdeckung, Frühling, Neugeburt, Aufbruch zum Licht, Erwachen, Transzendenz, Befreiung, Ekstase, bräutliche Zustimmung, Geschenk, Vergebung, Versöhnung, Revolution, Glaube, Hoffnung, Liebe.... die Kraft, alles zu verwandeln und zu erneuern: „Siehe, ich mache alles neu“ (Apk 21,5).[2] Die Kirche ist immer neu, wie Gott, der Alte der Tage und das neugeborene Kind.

Die Jünger versammeln sich, weil sie sehen, dass Gott bereits etwas Neues tut. Gott war ihnen vorausgegangen. Sie mussten den Heiligen Geist einholen. Petrus verkündet, dass „Gott, der das menschliche Herz kennt, [den Heiden] bezeugt hat, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, wie er uns bezeugt hat; und indem er ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hat, hat er keinen Unterschied zwischen ihnen und uns gemacht“ (Apg 15,8).

Dies war für Jakobus, den Bruder des Herrn, sicherlich am schwersten zu akzeptieren. Seine Identität gründete sich auf eine Blutsverwandtschaft mit dem Herrn. Es ist erstaunlich, dass er derjenige ist, der diese neue Identität verkündet. „Es ist dem Heiligen Geist und uns erschienen“. Welcher Mut und welcher Glaube müssen nötig gewesen sein, um „wir“ zu sagen, eine Identität, die die ganze gespaltene Kirche einschließt. Er nennt Petrus immer noch bei seinem alten Familiennamen, Simeon. Er erwacht nur langsam zu dieser neuen Identität, einer Kirche aus Juden und Heiden. Es hat Zeit gebraucht, wie bei uns auch.

Während des Bürgerkriegs in Burundi reiste ich mit zwei meiner Brüder, einem Hutu und einem Tutsi, durch das Land. Abends feierten wir drei gemeinsam die Eucharistie. Ein Engländer und zwei Afrikaner, ein Hutu und ein Tutsi: Ein neues ‚Wir‘-Gefühl. Wir empfingen darin die Eucharistie, bevor wir sie in unseren Köpfen und Herzen begriffen hatten.

Heute ist unser Gott bereits dabei, eine Kirche ins Leben zu rufen, die nicht mehr in erster Linie westlich ist: eine Kirche, die orientalisch, asiatisch, afrikanisch und lateinamerikanisch ist. Es ist eine Kirche, in der die Frauen bereits Verantwortung übernehmen und unsere Theologie und Spiritualität erneuern. Wie wir in Lissabon gesehen haben, führen uns junge Menschen auf der ganzen Welt bereits in neue Richtungen, in den digitalen Kontinent. In der Präfation für die heiligen Männer und Frauen danken wir Gott dafür, dass „du die Kirche in jedem Zeitalter erneuerst, indem du Männer und Frauen hervorbringst, die sich durch Heiligkeit auszeichnen“. Sie sind bereits unter uns. Wir fragen zu Recht: Was sollen wir tun? Eine noch grundlegendere Frage lautet: Was tut Gott? Nehmen wir Gottes gnädige Neuheit an? Unglaublich, dass einige Dominikaner sogar gegen den hl. Ignatius von Loyala waren! Nostra culpa.

Faszinierenderweise kann Jakobus das Neue nur als einen Wiederaufbau des Alten verstehen. Er zitiert Amos: „Danach werde ich wiederkommen und die Wohnung Davids, die verfallen ist, wieder aufbauen; aus ihren Trümmern werde ich sie wieder aufbauen und aufrichten, damit alle anderen Völker den Herrn suchen, auch alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist.“ Das Neue ist immer eine unerwartete Erneuerung des Alten. Deshalb ist jeder Gegensatz zwischen Tradition und Fortschritt dem Katholizismus vollkommen fremd.

Wir werden nun überlegen, welche neuen Prozesse, Institutionen und Strukturen erforderlich sind. Dies werden keine Lösungen für Managementprobleme sein, sondern ein umfassenderer Ausdruck dessen, was wir sind. Die Geschichte der Kirche ist von endloser institutioneller Kreativität geprägt. Nachdem das Christentum zur anerkannten Religion des Römischen Reiches geworden war, entstanden in den Wüstenvätern und -müttern neue Formen des christlichen Lebens, um den neuen Gefahren des Reichtums entgegenzuwirken. Im 13. Jahrhundert entstanden neue Universitäten, um eine neue Vision des Menschseins zu unterstützen. Während der industriellen Revolution entstanden Hunderte von neuen Formen des religiösen Lebens, die zum Ausdruck bringen sollten, wer wir als Brüder und Schwestern der neuen städtischen Armen sind.

Welche Institutionen brauchen wir, um auszudrücken, wer wir als Männer und Frauen des Friedens in einem Zeitalter der Gewalt, als Bewohner des digitalen Kontinents sind? Jeder getaufte Mensch ist ein Prophet. Wie können wir die Rolle der Prophetie in der Kirche heute erkennen und annehmen?[3] Was ist mit der prophetischen Stimme der Frauen, die immer noch oft als „Gäste im eigenen Haus“[4] angesehen werden?

Schließlich nahm das Konzil von Jerusalem den Heiden unnötige Bürden ab. „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge“ (Apg 15,28). Sie sind von einer durch das alte Gesetz gegebenen Identität befreit. Wie können wir heute die Lasten von den müden Schultern unserer Brüder und Schwestern nehmen, die sich in der Kirche oft nicht wohlfühlen? Es wird nicht durch etwas so Dramatisches wie die Abschaffung des Gesetzes geschehen. Es wird auch nicht durch eine so grundlegende Veränderung unserer Identität wie die Aufnahme der Heiden geschehen.

Aber wir sind aufgerufen, ein tieferes Gefühl dafür zu entwickeln, wer wir sind, nämlich die unwahrscheinlichen Freunde des Herrn, deren skandalöse Freundschaft über alle Grenzen hinweg reicht. Viele von uns haben geweint, als wir von der jungen Frau hörten, die Selbstmord beging, weil sie bisexuell war und sich nicht willkommen fühlte. Ich hoffe, das hat uns verändert. Der Heilige Vater erinnerte uns daran, dass alle willkommen sind: todos, todos, todos.

Ein Mann verirrte sich in Irland. Er fragte einen Bauern: „Wie komme ich nach Dublin?“ Der Bauer antwortete: „Wenn ich nach Dublin wollte, würde ich nicht hier anfangen.“ Aber wo auch immer die Menschen sind, dort beginnt die Reise nach Hause, in die Heimat der Kirche und in die Heimat des Reiches Gottes.

[1] Antworten auf die Fragen junger Menschen, Weltjugendtag.

[2] The Theology of Grace Dublin 1974 p. 74f.

[3] Massimo Faggioli ‘Notes on Propheyc and Eccelsiology and Synodality from the Second Vatican Council to Today.’ Irish Theological Quarterly 1 – 15. 2023.

[4] Carmel McEnroy, Guests in Their Own House: The Women of Vatican II, Crossroad, New York, 2011.

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12. Generalkongregation – 18. Oktober 2023

Teilhabe, Verantwortung und Autorität

Welche Prozesse, Strukturen und Institutionen gibt es in einer auf die Sendung ausgerichteten synodalen Kirche?

Theologischer Impuls

Rev. Dario VITALI,

Koordinator der theologischen Experten

1.

„Die Kirche ist in Christus ein Sakrament, d.h. Zeichen und Werkzeug der innigen Vereinigung mit Gott und der Einheit der Menschheit“ (LG 1). Ich nehme dieses Zitat als Rahmen für die theologischen Überlegungen zu Punkt B.3, in dem es um „Teilhabe, Verantwortung und Autorität“ geht. Die erste Teilhabe, die das Zweite Vatikanische Konzil betont, ist in der Tat nicht die des Einzelnen, sondern die der ganzen Kirche, des Volkes Gottes auf dem Weg zur Verwirklichung des Reiches Gottes. Niemals mehr als heute - und mit heute meine ich diese dramatischen Tage, in denen der Frieden am seidenen Faden zu hängen scheint - braucht die Menschheit das starke und überzeugte Zeugnis einer Kirche, die Zeichen und Werkzeug des Friedens unter den Völkern ist. „Eine synodale Kirche - so Papst Franziskus - ist wie eine Fahne, die unter den Völkern aufgerichtet ist (vgl. Jes 11,12) .... Als Kirche, die mit den Menschen ‚mitgeht‘ und an den Anliegen der Geschichte teilnimmt, pflegen wir den Traum, dass die Wiederentdeckung der unantastbaren Würde der Völker und der dienenden Funktion der Autorität auch der Zivilgesellschaft helfen wird, sich in Gerechtigkeit und Brüderlichkeit zu errichten und so eine schönere und menschenwürdigere Welt für die Generationen nach uns zu schaffen.“

Eine Kirche, die ad extra, „universales Sakrament des Heils“ für die Welt sein will (LG 48), ist immer dazu aufgerufen, „Sakrament dieser heilsamen Einheit“ (LG 9) zu sein und sich selbst ad intra zu denken. Aber lässt sich diese Kategorie, die sicherlich die mystische Dimension der Kirche erklärt, auch auf Themen wie „Teilhabe, Verantwortung, Autorität“ anwenden? Kapitel I eröffnet bereits wichtige Horizonte in dieser Richtung. Es genügt, an LG 7 zu erinnern, in dem es heißt, dass es „beim Aufbau des Leibes Christi eine Vielfalt von Gliedern und Funktionen gibt.“

2.

Aber erst in Kapitel II nehmen die Themen der Teilhabe eine präzise Physiognomie an, beginnend mit der Beschreibung der Kirche als Volk Gottes, „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk, das Gott gehört“ (LG 9).

Wir alle wissen, dass das Kapitel über Volk Gottes die „kopernikanische Wende“ der Ekklesiologie des Konzils darstellt. Die Tatsache, dass das Kapitel vor dem Kapitel über die Hierarchie eingefügt wurde, bewirkt einen Bruch im pyramidal aufgebauten ekklesiologischen Ansatz, der im Laufe der Jahrhunderte errichtet wurde: Vor den Funktionen steht die Würde der Getauften; vor den Unterschieden, die Hierarchien begründen, steht die Gleichheit der Kinder Gottes. Der höchste Titel der Zugehörigkeit zur Kirche ist nicht Papst, Bischof, Priester oder geweihte Person, sondern Sohn Gottes. Alle sind Söhne im Sohn, verbunden durch Bande der Verwandtschaft, die vom Geist kommen. Die gleiche Würde aller zu bejahen, bedeutet nicht, die Unterschiede zu leugnen: Die Kirche ist der Leib Christi, lebendig und schön durch die Vielfalt der Gaben, Charismen, Ämter und Berufungen.

Das Prinzip, das diesen Reichtum an Gaben, Charismen und Ämtern im kirchlichen Leib regelt, wird vom Konzil in der Beziehung zwischen dem „allgemeinen Priestertum und dem Amtspriestertum oder hierarchischen Priestertum“ als unterschiedliche Formen der Teilhabe am Priestertum Christi ausgedrückt (LG 10). Die Neuartigkeit dieses Textes liegt in der Entscheidung, die beiden Aspekte, um die es geht, umzukehren: Das allgemeine Priestertum vor das Amtspriestertum zu stellen, bedeutet, das asymmetrische Verhältnis von Autorität und Gehorsam, das die pyramidal aufgebaute Kirche strukturierte, zu durchbrechen. Zwei Formen der Teilhabe am Priestertum Christi zu bejahen, die einander zugeordnet sind, bedeutet, ihre komplementäre Verschiedenheit anzuerkennen, die sie nicht aufeinander reduzierbar macht.

Innerhalb dieser Beziehung eröffnet sich ein sehr weiter Raum, den die geweihten Amtsträger nicht einnehmen können und dürfen. Im Gegenteil, sie stellen sich in den Dienst des heiligen Gottesvolkes, das schließlich zu aktiven Subjekten des kirchlichen Lebens wird.

3.

Aber die Aussage „Kirche - Volk Gottes“ löst weder die ganze Frage, noch garantiert sie eine schmerzlose Reform der Kirche. Dies zeigt die hitzige Debatte über die Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanum, in der Charisma und Institution, „Kirche von unten und Kirche von oben“, Volk Gottes und Hierarchie gegenübergestellt wurden.

Dies erklärt einerseits die Betonung der Ekklesiologie der Gemeinschaft, die vor allem auf der Seite der communio hierarchica abgelehnt wird, was im Laufe der Zeit zu einer echten „Zentralisierung“ der Kirche geführt hat; andererseits die Befürchtung, dass die Synodalität, die als „gemeinsames Gehen“ des Gottesvolkes abgelehnt wird, eine Alternative zum Prinzip der communio darstellt. In Wirklichkeit ist die Synodalität nichts anderes als die communio selbst, die Kirche als heiliges Gottesvolk. Synodalität als communio kann identifiziert werden, wenn wir die Kirche als das Volk Gottes auf dem Weg verstehen.

In der synodalen Kirche finden alle Dimensionen der communio ihren Platz: communio trinitaria, communio fidelium, communio ecclesiarum, communio sanctorum. Im Dienst dieser Kirche stehen die Hirten in einer communio hierarchica, die durch den Dienst der Einheit des Bischofs von Rom geregelt wird, der - mit den Worten von Papst Franziskus – „nicht allein über der Kirche steht, sondern in ihr als Getaufter unter den Getauften und innerhalb des Bischofskollegiums als Bischof unter den Bischöfen, der zugleich - als Nachfolger des Apostels Petrus - berufen ist, die Kirche von Rom, der er vorsteht, in Liebe zu allen Kirchen zu leiten“ (Ansprache zum Jubiläum des 50. Jahrestages der Errichtung der Bischofssynode).

4.

Es ist gerade das Modul B.3 mit seinen Themen, das den Weg zur Erneuerung der Prozesse, Strukturen und Institutionen in einer missionarischen synodalen Kirche aufzeigt, in einer fortschreitenden Rezeption des vom Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegten ekklesiologischen Rahmens. Die enge Beziehung zwischen dem Volk Gottes, dem Bischofskollegium und dem Bischof von Rom, jeder mit seiner eigenen Funktion, begründet die synodale Kirche als eine „Kirche des Hörens“: „Das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom: einer hört auf den anderen; und alle hören auf den Heiligen Geist, 'den Geist der Wahrheit' (Joh 14,17), um zu wissen, was er 'den Gemeinden sagt' (Offb 2,7)“.

Der Wunsch, die jeweilige Rolle dieser Subjekte zu gewährleisten, war ausschlaggebend für die Umwandlung der Synode von einem Ereignis in einen Prozess. Diese Entscheidung negiert nicht den von Paul VI. geschaffenen Organismus, mit dem der Papst den Bischöfen „die Möglichkeit geben wollte, auf deutlichere und wirksamere Weise an Unserer Fürsorge für die Gesamtkirche teilzunehmen“ (AS), sondern integriert ihn in eine höhere Einheit. Der nächste Schritt, der im Einklang mit der gesamten konziliaren Ekklesiologie zu tun ist, wurde von Papst Franziskus dargelegt: wie „die Bischofssynode, die den katholischen Episkopat repräsentiert, zu einem Ausdruck der bischöflichen Kollegialität innerhalb einer ganz und gar synodalen Kirche wird“ (Franziskus, Ansprache zum Jubiläum des 50. Jahrestages der Errichtung der Bischofssynode). Dies ist nur möglich, wenn alle Themen, in denen sich der kirchliche Körper ausdrückt, anerkannt werden. Im synodalen Prozess üben das Volk Gottes, das Bischofskollegium und der Bischof von Rom ihre spezifischen kirchlichen Funktionen aus und bilden Synodalität, Kollegialität und Primat in dynamischer Einheit.

5.

Dieser Prozess vollzieht sich durch eine doppelte Dynamik, die sich in ihrer Bewegung ergänzt: ausgehend und eingehend.

Ausgehend: Der synodale Prozess kann sich in der Kirche vollziehen, weil der Bischof von Rom sie zu synodalem Handeln aufruft. Diese erste Bewegung entspricht dem Vorrecht des Bischofs von Rom, „sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit“ aller Getauften, aller Bischöfe, aller Kirchen. Er ist es, der „der universalen Gemeinschaft der Liebe vorsteht, die legitimen Verschiedenheiten garantiert und zugleich dafür sorgt, dass das Besondere der Einheit nicht nur nicht schadet, sondern ihr dient“ (LG 13). Durch seinen Dienst an der Einheit der Kirche beruft er die Synode ein, steht ihr vor und bestätigt sie, ebenso wie er das Ökumenische Konzil einberuft, vorsteht und bestätigt (vgl. LG 22). Ihm obliegt es, das Thema der Synode festzulegen, den synodalen Prozess zu eröffnen, ihn durch das Sekretariat der Synode zu begleiten und ihn abzuschließen.

Durch diese Einberufung wird ein Prozess in Gang gesetzt, der die ganze Kirche und alle in der Kirche einbezieht, angefangen bei den Teilkirchen, gemäß dem vom Zweiten Vatikanischen Konzil formulierten ekklesiologischen Grundsatz, wonach die Gesamtkirche „aus ihren Teilkirchen“ gestaltet wird: „In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche“ (LG 23).

Aufgrund dieses Prinzips ist jeder Bischof als sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit des ihm anvertrauten Anteils des Gottesvolkes (vgl. LG 23) dafür verantwortlich, den synodalen Prozess in seiner Kirche zu eröffnen. Gerade weil sie vom Bischof einberufen wird, ist die Konsultation in den Teilkirchen eine echte Konsultation des Volkes Gottes, die dem sensus fidei unterliegt. So geschah es in der ersten Phase der Synode, dass das Zuhören jedes Teils des Volkes Gottes mit dem Zuhören des ganzen Volkes Gottes, das in den Kirchen lebt und wandelt, zusammenfiel.

Da es keine Konsultation des Gottesvolkes in den Teilkirchen gibt, wenn sie nicht von ihrem Pfarrer initiiert wird, waren die Bischöfe von Anfang an wirklich in den synodalen Prozess eingebunden und haben darin eine notwendige und unersetzliche Rolle gespielt. Es ist daher ganz offensichtlich, dass es keinen Widerspruch zwischen der synodalen und der hierarchischen Dimension der Kirche gibt: die eine garantiert die andere und umgekehrt, denn die Kirche ist ein „Sakrament der Einheit, ein Volk, das unter der Leitung der Bischöfe versammelt und geweiht ist“ (SC 26).

6.

Der synodale Prozess ist daher ein privilegierter Ort für die Ausübung sowohl der Synodalität als auch der Kollegialität, da er die wirksame Ausübung sowohl des sensus fidei des Gottesvolkes als auch der Unterscheidungskraft der Hirten gewährleistet. Durch das synodale Handeln, zu dem der Bischof von Rom die ganze Kirche aufgerufen hat, haben die Bischöfe der ganzen Welt gemeinsam ihre Unterscheidungsfunktion in den Zwischeninstanzen der Synodalität und der Kollegialität ausgeübt. Die Unterscheidung der Bischofskonferenzen und Synodenversammlungen wird, wenn sie sich auf eine Manifestation des sensus fidei des Gottesvolkes bezieht, nicht auf einen rein pastoralen Akt reduziert, sondern ist „ein Ausdruck der bischöflichen Kollegialität innerhalb einer synodalen Kirche“ (Franziskus, Ansprache zum Jubiläum des 50. Jahrestages der Errichtung der Bischofssynode), insofern die Bischöfe in diesen Akten wirklich die „Gemeinschaft untereinander und mit dem Nachfolger Petri“ in der Ausübung der Unterscheidungsfunktion zum Ausdruck bringen (LG 25).

7.

Wir können daher abschließend bekräftigen, dass die Synode der privilegierte „Ort“ und „Raum“ für die Ausübung der Synodalität ist, die nicht einseitig die Rolle des Gottesvolkes oder die der Hirten betont, sondern die aller Subjekte - Gottesvolk, Bischofskollegium, Bischof von Rom -, die in dynamischer Einheit Synodalität, Kollegialität und Primat zum Ausdruck bringen. Aufgrund dieser besonderen Merkmale kann der synodale Prozess als die umfassendste Ausübung der Synodalität in der katholischen Kirche verstanden werden.

Er ist der Ausgangspunkt für ein Umdenken in den Institutionen der Kirche. Dies zeigt die Konstitution Praedicate evangelium, die den Dienst der Römischen Kurie an der Kirche in einem synodalen Schlüssel neu überdenkt. Sie tut dies auf der Grundlage der konziliaren Beschreibung der Kirche als „Leib der Kirche“, „in dem und aus dem die eine katholische Kirche besteht“ (EP 6); das gleiche Prinzip, das den gesamten synodalen Prozess bestimmt. Anstatt einzelne Reformen aufzuzählen, sollten Kriterien für Reformen angegeben werden.

Das erste ist ein theologisches: die Kirche in einem synodalen Schlüssel neu zu denken, so dass die ganze Kirche und alles in der Kirche - Leben, Prozesse, Institutionen - in einem synodalen Schlüssel neu gedacht wird.

Die zweite ist institutioneller Art: der Kirche den „Raum“ für die Ausübung der Synodalität zu garantieren. Nach Ansicht des Berichterstatters bedeutet dies, die Synode als Organ im Dienst einer konstitutiv synodalen Kirche zu erhalten. Ohne die Synode würde sich die Ausübung der Synodalität in tausend Ströme auflösen und einen wahren Sumpf schaffen, der das „gemeinsame Gehen“ des Gottesvolkes verlangsamt, wenn nicht gar verhindert. Man kann über die institutionelle Form der Synodalität nachdenken, aber es kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese Institution der Kirche eine echte Ausübung der Synodalität garantiert, wie der gegenwärtige synodale Prozess eindrucksvoll beweist.

Eine echte Ausübung der Synodalität wird es ermöglichen, mit Geduld und Umsicht über die notwendigen institutionellen Reformen nachzudenken, über Entscheidungsprozesse, die alle einbeziehen, über eine Ausübung der Autorität, die wirklich geeignet ist, ein reifes und partizipatorisches Volk Gottes „wachsen“ zu lassen.

In dieser Perspektive wiederhole ich hier die Worte des Bischofs, der mich vor vielen Jahren geweiht hat und in dessen Schule ich die Synodalität gelernt habe. In seiner Botschaft an seine Kirche anlässlich der Eröffnung der Diözesansynode im Jahr 1990 schrieb er Worte, die prophetisch klingen: „Das Volk Gottes, das sichtbare Zeichen der unsichtbaren Gegenwart des Reiches Gottes, stellt sich aufmerksam und dialogisch in den Dienst seines Herrn, des Zentrums des Kosmos und der Geschichte. Es nimmt die Einladung an, an der Seite Gottes, der Menschheit und der Schöpfung zu gehen. [Die Synode ist eine Liebeserklärung an die Erde, an diese gesegnete Erde, auf der wir leben, an diese gesegnete Zeit, die faszinierend und dramatisch zugleich ist. Die Synode ist eine noch stärkere Erklärung der Liebe zu den Menschen, zu allen Menschen. Mit einer Vorliebe für die Ärmsten in allen Bereichen und auf allen Ebenen. [...] Nur die Liebe überzeugt. Nur die Liebe lässt uns wachsen, schafft Neues. Lassen wir uns überzeugen: Die Synode ist eine Zeit der Liebe. Von Gott für uns, von uns für Ihn, von uns allen untereinander.“ (+ Dante Bernini).

Ich danke Ihnen.

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12. Generalkongregation – 18. Oktober 2023

Zeugnis

Teilhabe, Verantwortung und Autorität

Die Rolle des Bischofs

Mons. Alexandre Joly
Bischof von Troyes

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Als der Apostolische Nuntius in Frankreich mir mitteilte, dass Papst Franziskus mich zum Bischof von Troyes in der Champagne ernannt hatte, übermittelte er mir, da er sich nicht in Paris befand und die Akte zur Ernennung des Bischofs von Troyes nicht bei sich hatte, nur zwei Punkte, bevor er um meine Annahme bat. Der erste Punkt war die finanzielle Notlage der Diözese, die mutige Entscheidungen erforderte. Der zweite Punkt betraf die liturgische Einrichtung: da er davon ausging, dass die Feier im Januar stattfinden würde, hatte er mich gewarnt, dass die Kathedrale sehr kalt sein würde. Er hatte sich nicht geirrt! Abgesehen von der eisigen Kälte, die alle, die zum Beten in diese wunderschöne Kathedrale St. Peter und Paul gekommen waren, erfasste, musste ich mich mit der finanziellen Frage auseinandersetzen.

Als ich in Troyes ankam, fand ich auf meinem Schreibtisch eine Finanzprüfung vor, die zu einigen wesentlichen Entscheidungen aufforderte, um das finanzielle Gleichgewicht umzukehren und eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Eine erste wichtige Entscheidung musste getroffen werden, um die Zukunft eines großen Gebäudekomplexes zu ändern, dessen Finanzmanagement seit über 20 Jahren jedes Jahr das Defizit vergrößerte und der umfangreiche Baumaßnahmen erfordern würde. Der Autor des Audits hatte mich aufgefordert, gleich nach meiner Ankunft die Entscheidung zu treffen, das Gebäude zu verkaufen, „um zu zeigen, dass ich der Chef bin.“ Nun, schließlich...

Die Zukunft dieses religiösen Gebäudes, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht und das nach dem Zweiten Weltkrieg von der Diözese übernommen worden war, war sehr emotional und die Meinungen darüber waren so unterschiedlich wie unversöhnlich. Da die Wahl schließlich die gesamte Diözese betraf, schien es mir unerlässlich, dass die Entscheidung gemeinsam aufgebaut wurde, auch wenn ich die endgültige Entscheidung übernehmen würde. Wir kennen das Sprichwort: „Was alle betrifft, muss von allen geprüft werden.“

Um dies zu erreichen, holte ich mir Rat von außen, um die Arbeit gemeinsam gut aufzubauen; unter anderem wurde mir geraten, nicht nur wirtschaftliche Fragen auf den Tisch zu legen, sondern an den Erwartungen und Hoffnungen zu arbeiten, die Möglichkeit zu geben, Ängste und Befürchtungen auszudrücken und vor allem ein echtes pastorales Projekt aufzubauen. So stellte ich eine Gruppe von Christen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, unter der Leitung einer Frau, von der ich glaubte, dass sie ein Team führen und ein Projekt mit mehreren Personen übernehmen konnte. Diese Gruppe arbeitete intensiv daran, mehrere mögliche und realistische Szenarien für den Bau eines neuen Diözesanhauses in den derzeitigen Gebäuden oder an einem anderen Ort zu entwerfen. Ihre Aufgabe war es, in erster Linie die pastorale Dimension, aber auch die wirtschaftliche Dimension und den unvermeidlichen Immobilienbestand zu berücksichtigen. Diese Kommission konnte konkrete Vorschläge unterbreiten und die immobilienwirtschaftlichen und finanziellen Konsequenzen aufzeigen.

Anschließend lud ich alle Christen der Diözese zur Präsentation dieser Szenarien ein. Den Ratschlägen folgend, die mir gegeben worden waren, gab ich eine Vision für die gemeinsame Arbeit und das Leben in der Diözese. Anschließend kamen die Christen zusammen, Priester, Diakone, Geweihte, Ordensleute und Laien, um die Frage zu beantworten: „Was möchte die Kirche, die in der Aube ist - dem Departement, das den Grenzen der Diözese Troyes entspricht, den Menschen des 21. Jahrhunderts durch ihr Diözesanhaus leben und sagen?“ Um die Unterscheidung zu erweitern, konnte jede Pfarrei, jede Gemeinschaft, jede christliche Gruppe die Präsentationselemente abrufen, um die Unterscheidung an den verschiedenen Orten der Diözese zu verlängern.

Dies ermöglichte, die Prioritäten, die Erwartungen und ein konkretes und anerkanntes pastorales Projekt herauszuarbeiten. Die Präsentation der Früchte dieser Unterscheidungsarbeit sowie alle Beiträge waren zugänglich. Anschließend stellte ich eine neue Kommission zusammen, die sich aus Personen mit völlig unterschiedlichen Sichtweisen zusammensetzte, die jedoch in der Lage waren, zusammenzuarbeiten. Als ich mit dieser letzten Kommission das endgültige Urteilsvermögen erarbeitete, war ich verblüfft: Die erste Person, die das Wort ergriff, war eine der großen Befürworterinnen der Erhaltung des Gebäudes um jeden Preis; sie drückte ihre Überzeugung wie folgt aus: „Mir liegt sehr viel an diesem Gebäude, ich war überzeugt, dass es um jeden Preis erhalten werden muss; mit der Arbeit der Unterscheidung erscheint es mir jedoch offensichtlich, dass das Diözesanhaus an einem anderen Ort eingerichtet werden muss, wenn die Kirche leben und heute einen neuen Weg der pastoralen Umkehr wagen soll, ein bescheideneres, fröhlicheres, gemeinschaftliches Projekt, ein Haus, das Leben atmet.“ Die gesamte Kommission war sich einig. Dies ermöglichte es mir, die Entscheidung friedlich zu treffen, mit der Zustimmung der vom Kirchenrecht vorgesehenen Räte und Kollegien. Auch wenn eine kleine Gruppe sich gegen die Entscheidung aussprach, war die Entscheidung einerseits transparent und nicht allein das Ergebnis meines persönlichen Urteils, vor allem aber wurde sie von allen Gläubigen akzeptiert, die sagten: Gewiss, wir bedauern es, diesen Ort aufzugeben, aber wir verstehen, warum, und diese Entscheidung gibt uns Begeisterung für das, was unsere Kirche heute lebt und aufbaut. Das Gebäude wird an die Stadt verkauft, um seine Bestimmung als Ort der Bildung und der Aufwertung des Kulturerbes zu verlängern.

Ich möchte Ihnen auch eine Neuheit in meiner Diözese erläutern. Als ich Priester, Diakone und verschiedene Laienverantwortliche der Diözese befragte, um herauszufinden, welchen neuen Generalvikar sie wählen sollten, nannten einige Antworten einen Diakon oder Laien als Generalvikar, was nach dem Kirchenrecht nicht zulässig ist. Dieses letzte Zeichen hat mich davon überzeugt, eine weitere Person an die Seite des Generalvikars zu berufen, eine Generaldelegierte. Der Rat des Bischofs oder Bischöfliche Rat bestand bereits aus zwei Priestern, einem Diakon und zwei Frauen; aber mir schien es an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen.

Da die Diözese bereits gute Erfahrungen mit der Mitverantwortung gemacht hat und den Wunsch hat, diesen Weg weiterzugehen, und da seit kurzem eine gläubige Laiin zur Verfügung steht, die von allen für ihr Engagement und ihre Kompetenz im Dienst der Diözese anerkannt wird, habe ich diese Frau zur Generaldelegierten ernannt. Sie ist somit Teil des Exekutivtrios, arbeitet gemeinsam mit dem Generalvikar und in guter Verbundenheit mit mir. Sie übernimmt heute die Rolle einer Moderatorin der Kurie in Bezug auf die pastoralen Dienste der Diözese und sorgt für die pastorale und missionarische Umgestaltung der Diözese. Die Anwesenheit einer Frau an meiner Seite, einer Frau, die von allen anerkannt und in ihrer Sendung und Verantwortung gut akzeptiert wird, bringt einen sehr schönen Blick in die Führung der Diözese. Die Abstimmung zwischen dem Generalvikar und der Generaldelegierten wird nach und nach aufgebaut. Dies ermöglicht einen wertvollen Kreislauf zwischen uns dreien, auch wenn jeder seinen eigenen Auftrag und sein eigenes Maß an Verantwortung hat.

Ich danke Ihnen.

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12. Generalkongregation – 18. Oktober 2023

Zeugnis

Das fünfte Plenarkonzil von Australien

Mons. Shane Mackinlay

Bischof von Sandhurst, Australien

Das fünfte Plenarkonzil von Australien fand über vier Jahre statt, von 2018 bis 2022. In vielerlei Hinsicht glich er eher einer Synode als einem Konzil: Er folgte einem sehr synodalen Prozess, und nur wenige Elemente der endgültigen Dekrete waren streng gesetzgeberisch.

Unser Prozess begann mit einer sehr breit angelegten Konsultation, an der 220.000 Menschen teilnahmen und auf die Frage antworteten: Was glauben Sie, was Gott in dieser Zeit von uns in Australien verlangt? Dies führte zu thematischen Papieren, zu weiteren Diskussionen und Rückmeldungen im ganzen Land, zu einem Instrumentum laboris und dann zu zwei einwöchigen Versammlungen, bei denen in dem Jahr dazwischen Konsultationen zu den ersten Entwürfen stattfanden, die schließlich in eine Reihe von acht Papieren mündeten, die der zweiten Versammlung vorgelegt wurden. In jedem dieser Papiere wurde versucht, Wege aufzuzeigen, wie die Kirche in Australien stärker auf Christus ausgerichtet und missionarisch tätig werden könnte. Mit verschiedenen Änderungen, die während der Vollversammlung vorgenommen wurden, wurden sie zu den acht Dekreten des Rates, die sich mit folgenden Themen befassen: Versöhnung mit der indigenen Bevölkerung, Heilung der durch sexuellen Missbrauch verursachten Wunden, missionarische Nachfolge, Zeugnis für die gleiche Würde von Frauen und Männern, Spiritualität und Liturgie, Ausbildung für den Dienst, synodale Leitungsmodelle und integrale Ökologie.

In allen Phasen des Prozesses stellten wir sicher, dass Entwurf, Diskussion und Entscheidung von Unterscheidungsvermögen und Gesprächen im Geiste geleitet wurden. Mindestens die Hälfte jedes Tages während der beiden Versammlungen war Gesprächen im Geist gewidmet, beginnend mit einem ausgedehnten Gebet über einen Schrifttext, in Tischgruppen von etwa zehn Personen, darunter eine Mischung aus Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien. Es gab 280 Mitglieder, von denen etwa 60 Prozent durch das kanonische Recht vorgeschrieben waren und die restlichen Mitglieder von Gemeinden, Diözesen und anderen Gruppen in der Kirche vorgeschlagen wurden.

Während unserer zweiten Versammlung hatten wir einen Krisenmoment, über den viel berichtet wurde. Es handelte sich um die Abstimmung über die ursprüngliche Fassung des Dekrets über die gleiche Würde von Frauen und Männern, bei der die erforderliche Zweidrittelmehrheit unter den Bischöfen für keine der darin enthaltenen Resolutionen erreicht wurde. Dies spiegelte eine Reihe von Bedenken und Vorbehalten innerhalb der Versammlung wider und nicht eine einfache Spaltung in zwei Lager, die dafür oder dagegen waren, sei es bei Bischöfen und Laien oder bei Frauen und Männern. In der beratenden Abstimmung der Versammlung am Vortag hatte die erste Entschließung nur knapp eine Zweidrittelmehrheit erreicht, und die zweite Entschließung hatte diese Mehrheit nicht erreicht. Sowohl bei der konsultativen als auch bei der beratenden Abstimmung hatte die überwiegende Mehrheit derjenigen, die die Entschließungen nicht unterstützten, mit placet juxta modum (d.h. mit Vorbehalt oder Änderungswünschen) und nicht mit non placet gestimmt.

Bei der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses herrschte große Verzweiflung, da wir uns mit der Aussicht konfrontiert sahen, dass die Versammlung nichts über den Platz der Frauen in der Kirche sagen würde. Wir beschlossen, die geplante Tagesordnung auszusetzen, um den Anliegen aller Perspektiven und aller Mitglieder Raum zu geben, sich zu artikulieren, zunächst durch Gespräche im Geiste in unseren Tischgruppen, dann aber auch in der gesamten Versammlung. Schließlich setzten wir eine spezielle Redaktionsgruppe ein und kehrten zwei Tage später zu dem Thema zurück, wo ein überarbeiteter Text mit überwältigender Mehrheit verabschiedet wurde. Die positive Entschließung war nur möglich, weil alle Mitglieder die Wichtigkeit der Behandlung dieses Themas erkannt hatten und weil sie sich klar dafür einsetzten, dass wir gemeinsam an einem besser formulierten und ausgewogenen Dokument arbeiten. Die Mitglieder zeigten Weitsicht, indem sie trotz der Enttäuschung und des Schmerzes, den viele nach der gescheiterten Abstimmung empfunden hatten, den Dialog fortsetzten. In der Zwischenzeit hatte sich die Qualität und Tiefe unserer Gespräche und Überlegungen verändert, und ich denke, dass die verbleibenden Dokumente, die wir geprüft haben, dadurch erheblich verbessert wurden. Dies mag auch einer der Gründe dafür sein, dass die Dekrete von den Menschen in der gesamten australischen Kirche im Großen und Ganzen positiv aufgenommen wurden, die sie als getreu dem langen Prozess der Konsultation, Vorbereitung und Unterscheidung anerkannt haben.

Ich habe seither oft darüber nachgedacht, was in jenen Tagen in uns vorging. Die Anwesenden hatten sich bereits frei und offen geäußert, und man hatte ihnen respektvoll zugehört. Aber im Nachhinein denke ich, dass wir vor allem aus dem Kopf gesprochen haben, indem wir Ideen vortrugen, die wir schon oft bedacht hatten und die in unseren Köpfen bereits fest verankert waren. Nach der Krise sprachen die Menschen viel mehr aus dem Herzen heraus, mit einer Verletzlichkeit, die sie persönlich bloßstellte, indem sie sich selbst in die Schusslinie stellten, um ihre gelebte Erfahrung zu beschreiben, wie sie persönlich betroffen waren.

Und dieses mutige Sprechen wurde mit einer anderen Qualität des Zuhörens aufgenommen. Anstatt vertraute Argumente zu erkennen und Einwände zu proben, hörten wir besser auf das, was gesagt wurde, als etwas zutiefst Persönliches, und wir waren offener dafür, es zu schätzen, daraus zu lernen und uns dadurch zu verändern. Dies verlangte von uns die Demut, anzuerkennen, dass wir vielleicht selbst nicht die endgültige Antwort haben.

Viele haben seitdem die Erschütterung und die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch eröffneten, als eine Erfahrung des Heiligen Geistes beschrieben. Es war sicherlich eine Erfahrung der parrhesia - sowohl des mutigen Sprechens als auch des demütigen Zuhörens; und es steht außer Frage, dass dies unsere Gemeinschaft entscheidend bereichert hat.

Die Aufgabe für uns in Australien besteht nun darin, mit der Umsetzung der Dekrete zu beginnen, sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene, in Pfarreien, Diözesen und anderen katholischen Einrichtungen. Über den Inhalt der Dekrete hinaus denke ich, dass die wichtigste Auswirkung des Plenarkonzils auf die Kirche in Australien die positive und weiterführende Erfahrung der Unterscheidung und Synodalität sein wird, die nun eindeutig als normaler Weg für die Herangehensweise an Diskussionen und gemeinsame Entscheidungsfindung in all unseren Aktivitäten etabliert ist.

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Generalkongregation 12 – 18. Oktober 2023

Zeugnis

“Ziehe deine Schuhe aus”

Die asiatische Reise in synodales “Leadership”

Estela P. Padilla,

FABC-OTC

Der Titel unseres letzten Moduls B3 lautet „Teilhabe, Leitung, Autorität“, was man unter dem Begriff „Leitung“ zusammenfassen kann. Ich möchte darüber berichten, wie unsere synodale Reise nach Asien mir als Laienfrau geholfen hat, etwas über synodale Leitung zu lernen. In den zehn Minuten, die mir zur Verfügung stehen, möchte ich drei Punkte ansprechen: 1) Autorität beruht auf Respekt; 2) Leitung bedeutet, sich vom Geist leiten zu lassen und 3) Beteiligung ist eine prophetische Aufgabe.

Die asiatischen Synodenteams: Autorität verwurzelt in Respekt

Unsere Praxis, beim Betreten von Häusern und Tempeln die Schuhe auszuziehen, zeugt von einem tiefen Respekt vor den Menschen, in deren Leben wir eintreten („das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir“). Eine Frau aus Singapur, eine Alleinerziehende mit zwei Kindern, erzählte uns, wie sehr es sie schmerzt, wenn sie hört, dass Kirchenleute sie als „kaputte“ Familie bezeichnen. Sie hat das Gefühl, dass sie ihre beiden Kinder zu einem gesunden Menschen erzogen hat und dass sie sich selbst erfüllt fühlt. Warum nennt man sie „kaputt“? Nachdem ich sie gehört habe, benutze ich dieses Wort nicht mehr. Wir ziehen also unsere Schuhe aus, zeigen tiefen Respekt, hören nicht einfach nur zu, sondern hören zu, was uns bekehrt, denn diese Person vor uns hat die Autorität eines Getauften, eines Gliedes des Leibes Christi selbst.

Diesen tiefen Respekt erlebte ich auch in den asiatischen Teams, denen ich angehörte: dem Kernteam, das die Synodalversammlung plante, und dem Unterscheidungsteam, das den Synodenbericht verfasste - bestehend aus drei Bischöfen (eigentlich Kardinälen), zwei Priestern, drei Ordensleuten, einer Ordensfrau, einem Laien und einer Laienfrau (mir). Sie wissen, dass wir in Asien eine Kultur des Schweigens haben, weil wir vielleicht zu einer Minderheit gehören (Christen machen nur 1-3 Prozent der Bevölkerung aus) und im Hintergrund bleiben wollen. Als Minderheit, als einsame Laienfrau im Team, habe ich mich nie diskriminiert gefühlt oder nicht zu Wort gemeldet. Ich habe mich immer angehört gefühlt. Außerdem haben sich die Bischöfe ganz besonders um meine Mutter gekümmert, die im Laufe unserer Synodenvorbereitungen mehrmals ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Indem sie immer wieder nach ihr fragten, merkte ich, dass sie mir nicht nur als Theologin, sondern auch als Mensch zuhörten. Ich erinnere mich auch daran, dass wir bei der Lektüre der nationalen Berichte zur Vorbereitung des Berichtsentwurfs des Kontinents jeden Morgen eine Stunde der Stille verbrachten und dafür beteten, dass wir wirklich auf die Stimmen der Länderberichte hören konnten, vor allem auf die stillen Schreie, die zwischen den Zeilen zu hören sind. Diese Länderberichte haben die Autorität der getauften Gemeinschaft, des Tempels des Heiligen Geistes, und wir sind aufgerufen, unsere Schuhe auszuziehen.

Die Asiatische Synodalversammlung: Regieren bedeutet, sich vom Geist leiten zu lassen

In einer der synodalen Beratungen sagte ein indischer Bischof: „Ich habe ein Problem mit dem Heiligen Geist. Ich bezweifle, dass der Heilige Geist die Kirche wirklich leiten kann. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil waren wir voller Geist“, doch 60 Jahre später ist die Glaubwürdigkeit der Kirche aufgrund von sexuellem Missbrauch und anderen Formen von Missbrauch usw. auf dem Tiefpunkt. Das war auch meine größte Frage gleich zu Beginn der Synodenreise. Vielfalt beschreibt Asien: von Hongkong bis Bangladesch, von Kirgisistan bis Thailand, mit 2.300 gesprochenen Sprachen (was in Wirklichkeit 1.000 Kulturen bedeutet), mit unterschiedlichen politischen Systemen usw. - die Vielfalt in Asien ist verblüffend! Kann der Geist in einem so vielfältigen Kontinent wirklich leiten?

Mein größtes Learning auf dieser Synode ist die gemeinsame Unterscheidung. In unserer asiatischen Versammlung saßen wir in kleinen Gruppen zusammen (jede Gruppe bestand aus Bischöfen/Klerikern, Ordensleuten und Laien aus verschiedenen Ländern). Wir haben diese zweiminütige Stille genutzt, um tief auf das zu hören, was der Geist uns nach jeder Runde des Austauschs oder sogar nach jedem Hauptbeitrag im Plenum sagt. Während der gesamten Synodenversammlung gehen wir in eine längere Stille (20 Minuten, eine Stunde), wenn wir als Gemeinschaft Entscheidungen treffen müssen. Wenn die Kamera über die Menge schwenkt, sehe ich wirklich Menschen in tiefer Stille. Wir wurden richtig gut in diesen Ruhephasen. Ich erinnere mich, als wir beschlossen, nach der Vollversammlung einen guten Drink zu nehmen. Da sagte ein indonesischer Kirchenverantwortlicher nach dem ersten Schluck: „Wartet! Wartet! Zwei Minuten Stille, bevor wir den nächsten Schluck nehmen!“ Mir wurde klar, dass die Entscheidungsfindung, eine wichtige Leitungsfunktion, Gott nur dann die Ehre geben kann, wenn wir einen gemeinschaftlichen geistlichen Unterscheidungsprozess durchlaufen und in ihn hineinwachsen. Barfuß vor dem Geist zu gehen, bedeutet, radikal offen zu sein, um den Willen Gottes für unsere Zeit zu erkennen.

Der Asiatische Synodenbericht: Teilhabe als prophetische Aufgabe

Was bedeutet, als Prophet barfuß zu gehen? Es bedeutet, in den Realitäten unserer Situation in Asien verankert zu sein. Barfuß zu gehen bedeutet, eins zu sein mit den Ärmsten und mit der Erde. Ein Priester fragte mich, warum unser Bericht so voll von negativen Dingen ist, die in der Kirche passieren? Wo ist da die gute Nachricht? Ich sagte ihm, die gute Nachricht sei die Ehrlichkeit, mit der wir uns all den Verwundungen in unserer Welt stellen und unser Versagen beim Zeugnis der Frohen Botschaft inmitten von Armut, Gewalt durch Terrorismus und politischer Unterdrückung usw., und dies zusätzlich zum Schmerz des Klerikalismus und der hierarchischen Führung. Ich empfand diese negativen Kommentare in der Kirche eigentlich als befreiend, denn als Asiaten mögen wir keine Konflikte; wir suchen immer nach Harmonie. Ich erinnere mich, wie Schwester Nathalie zu uns sagte: „Ihr besprecht die Spannungen ohne Spannung!“ Harmonie ist natürlich positiv, es sei denn, sie hindert uns daran, zu benennen, was falsch ist.

Der synodale Weg - von den kleinen Gemeinden über die Pfarrei, die Diözese, die nationale und die kontinentale Ebene - war ein teilhabender Prozess, um eine prophetische Gemeinschaft zu sein und gemeinsam barfuß zu gehen. In unserem Abschlussbericht für die asiatische Synode haben wir verkündet, wer wir als Kirche sind: die Zeichen der Zeit zu erkennen und dem Ruf Gottes zu folgen, Brücken des Friedens zu bauen und zu Friedensstiftern zu werden, den Dialog mit den Armen, den Religionen und den Kulturen fortzusetzen, der Jugend und den Frauen wichtige Führungsrollen zu übertragen, uns besonders um Migranten und Flüchtlinge zu kümmern und vieles mehr.

Die FABC als Leitungsorgan

Der gesamte Synodenbericht wurde dem Zentralkomitee (alle Präsidenten der Bischofskonferenzen aller Mitgliedsländer der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen, FABC) vorgelegt, und nach deren zusätzlicher Prüfung wurde der Bericht dem Generalsekretariat in Rom vorgelegt. Als besonderes Leitungsgremium habe ich aus unserer Synodenerfahrung drei Erkenntnisse über die Rolle der FABC gewonnen:

1) Früher wurde die FABC als eine Unterstützungsgruppe unter Bischöfen wahrgenommen, um sich auszutauschen und einander solidarisch zu begleiten, jetzt sehe ich sie als ein Entscheidungsgremium. In der Beziehung zwischen der Welt- und der Ortskirche hat diese Regionalkonferenz eine besondere Rolle als synodales Netzwerk von Ortskirchen. Worin besteht diese besondere Rolle? Und wie viel Autorität hat sie unter den Teilkirchen in diesem Netzwerk?

2) Für FABC ist Inkulturation die Selbstverwirklichung der Ortskirche. Die FABC ist durch ihre Leitung des synodalen Prozesses ein wichtiger Akteur der Inkulturation. Mit der aktiven Beteiligung der Ortskirchen hat sie verkündet, wer wir sind und wie wir als Kirchen in Asien leben sollen, inmitten unserer tiefsten Schmerzen und edelsten Hoffnungen, im Dialog mit dem lebendigen Wort und unseren lebendigen Kulturen.

3) Der Synodalprozess der FABC bereichert das Lehramt oder die lehramtliche Tradition der Kirche. Prophetisch zu sein bedeutet nicht nur, mit parrhesia zu sprechen, sondern auch durch Handeln zu lernen.

Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich den Heiligen Geist gefragt: „Wie geht es uns, lieber Heiliger Geist?“ Ich wurde zu Spr 8 geführt, vor allem zu den Versen 30-31. In diesem Vers über die Erschaffung der Welt schwebte die Weisheit - der Geist Gottes - über der Welt und freute sich, bei Gott und bei den Menschen zu sein. Ich weiß, dass die Weisheit mit uns hier in der Synodenhalle unterwegs ist. Halten Sie einfach Ausschau nach der Barfüßigen! Ich danke Ihnen!

(vatican news)

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18. Oktober 2023, 12:35