Vatikan: Mitten in der 2. Quantenrevolution
Stefanie Bross und Christine Seuss - Vatikanstadt
Vatican News: Wo begegnen wir den Grundsätzen der Quantenphysik im Alltag?
Dr. Antia Lamas-Linares (Principal Research Scientist Amazon): „Quanteninformation ist in allen möglichen Technologien enthalten, von Computerchips über Sensoren bis hin zu GPS, dem Navigationssystem in Autos. Abgesehen davon sprechen wir heute von einer zweiten Quantenrevolution, bei der einige der komplexeren und interessanteren, paradoxeren Aspekte der Quantenmechanik zur Entwicklung neuer Technologien genutzt werden. Zum Beispiel Quantencomputer, Quantenkommunikation und Quantensensoren der nächsten Generation.“
Vatican News: Was ist der Grund für Ihre Teilnahme an dem Workshop? Was hat sie hergeführt?
Dr. Antia Lamas-Linares: „Nun, ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit diesen Themen und habe meine Promotion in der Quantentechnologie abgeschlossen. Ich bin Experimentalphysikerin für Quantenoptik und habe an vielen Aspekten dieser Disziplin gearbeitet, sowohl im akademischen Bereich als auch in nationalen Labors. Jetzt leite ich den Bereich Quantenkommunikation bei Amazon, und deshalb bin ich hier. Im Grunde bin ich als Wissenschaftlerin und auch als Vertreterin der Industrie, insbesondere der großen Cloud-Anbieter, hier.“
Vatican News: Wie sehen Sie das Interesse der Kirche an diesen Technologien?
Dr. Antia Lamas-Linares: „Ich war ziemlich überrascht, als ich die Einladung erhielt, und fand es sehr interessant, dass die Kirche sich für diese Themen interessiert. Ich hielt es für sinnvoll, einen Kontext und vielleicht auch ein Diskussionsforum für die Frage zu schaffen, wohin sich diese Technologien entwickeln, wie sie sich auf die Welt auswirken, was wir tun können, wie wir uns alle einbringen können und wie wir bestimmte Länder oder bestimmte Gemeinschaften bei diesen Entwicklungen nicht zurücklassen. Ich denke, wir werden hier sehen, welche Auswirkungen es hat, dass die Kirche sich dafür interessiert und dass wir diese Foren haben.“
Vatican News: Könnten Sie die Revolution, auf die Sie sich beziehen, näher erläutern? Sie sprachen von einer zweiten Quantenrevolution. Könnten Sie näher erläutern, was diese Revolution ist und wie sie sich Ihrer Meinung nach auf die Zukunft auswirken wird?
Dr. Antia Lamas-Linares: „Normalerweise sprechen wir von dieser Revolution in einem wissenschaftlichen und technischen Sinne. Wir nennen es eine Revolution, weil sie bestimmte Aspekte der Quantenmechanik betrifft, wie etwa die Verschränkung. Dabei handelt sich um einen Quanteneffekt, der als paradox gilt, das heißt, er gehört zu den Dingen, die Einstein für völlig unmöglich hielt und die nicht Teil einer wissenschaftlichen Theorie sein konnten. Und jetzt sehen wir sie nicht als Probleme oder als philosophische Probleme, sondern wir sehen sie als Ressourcen, also in dem Sinne, wie wir sie messbar erzeugen, wie wir sie manipulieren und wie wir sie nutzen können, um bessere Sensoren, bessere Computer und so weiter zu bauen.
Was Ihre Frage betrifft, ob sich die Revolution auf andere Bereiche ausbreiten wird, so wissen wir das nicht, aber wenn, wie wir glauben, Quantencomputing und Quantenkommunikation Auswirkungen auf die Entwicklung besserer Chemikalien oder chemischer Prozesse oder Batterien und solche Dinge haben werden, dann wird sich der Einfluss natürlich ausweiten.“
Vatican News: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie zu dieser Konferenz eingeladen wurden?
Dr. Antia Lamas-Linares: „Mein erster Gedanke war, die E-Mail noch einmal zu lesen. Ich war überrascht, dass die Päpstliche Akademie der Wissenschaften einen Workshop zu einem Thema organisiert, das so hoch wissenschaftlich ist. Es ist wirklich eine sehr tiefgründige Wissenschaft und vielleicht kein so offensichtliches Thema für diese Akademie wie andere. Deshalb habe ich mich gefreut, hierher zu kommen, und es gibt eine unglaubliche Anzahl von beeindruckenden Teilnehmern, so dass ich viel von den folgenden Tagen erwarte.“
Vatican News: Es nehmen viele Männer an diesem Workshop teil? Was ist mit den Frauen, wo sind sie?
Dr. Antia Lamas-Linares: „Die Disziplin wird von Männern dominiert, aber das ändert sich. Aber es ist leider eine Tatsache, dass die meisten Konferenzen immer noch mehrheitlich von Männern besucht werden. Auch das ändert sich, und ich denke, dass dieser Workshop eher auf ältere, erfahrenere Teilnehmer ausgerichtet ist, und das verursacht das hier sichtbare Ungleichgewicht. Wenn Sie zu Konferenzen gehen, an denen mehr Studenten und einige der jüngeren Generationen teilnehmen, sehen Sie einen ausgewogeneren Ansatz. Wir sind noch nicht ganz am Ziel, aber es ist ein Fortschritt. Das ist definitiv etwas, auf das die Community hinarbeitet.“
(vatican news)
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