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Kardinal Parolin bei einem Auftritt Anfang Februar in Rom Kardinal Parolin bei einem Auftritt Anfang Februar in Rom 

Vatikan warnt vor Eskalation in Ukraine-Krieg

Nato-Bodentruppen in der Ukraine? Der Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat am Dienstag auch im Vatikan Sorgenfalten ausgelöst.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Das ist ein Szenario, das Angst macht“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Rand einer Preisverleihung in Rom. „Das würde diese Eskalation bedeuten, die wir von Anfang an immer zu verhindern versucht haben. Das wäre – ich sage nicht ‚apokalyptisch‘, weil das vielleicht übertrieben wäre, aber es wäre furchtbar. Furchtbar.“

Der französische Staatschef hatte am Montag bei einem Solidaritätsgipfel westlicher Staaten für die Ukraine in Paris geäußert, eine „Niederlage Russlands“ sei „für die Sicherheit und Stabilität Europas unerlässlich“. Darum dürfe man eine Dynamik, die zur Entsendung von Bodentruppen in der Ukraine führe, nicht von vornherein ausschließen. Für diese Bemerkung auf einer Pressekonferenz handelte sich Macron querbeet aus allen politischen Lagern in Frankreich, aber auch international etwa vom deutschen Bundeskanzler umgehend eine Abfuhr ein.

Macron mit Bundeskanzler Scholz am Montag vor dem Elysée-Palast
Macron mit Bundeskanzler Scholz am Montag vor dem Elysée-Palast

„Es gibt derzeit keine Aussicht auf eine Verhandlungslösung“

Auf die Frage, wie es aus seiner Sicht zu solchen Gedankenspielen mit Bodentruppen komme, sagte der Chefdiplomat des Vatikans: „Ich weiß es nicht. Vielleicht hat es damit zu tun, dass dieser Krieg jetzt schon zwei Jahre dauert, ohne irgendeine Aussicht auf eine Lösung. Auch nicht auf eine militärische Lösung – denn auf dem Schlachtfeld verharren die Kräfte mehr oder weniger in derselben Position. Es gibt derzeit auch keine Aussicht auf eine Verhandlungslösung. Dabei wäre das wirklich ideal: einen Weg finden, der dazu führt, dass beide Seiten miteinander reden und verhandeln. Ich glaube, wenn man erst einmal miteinander spricht, dann findet man auch eine Lösung.“

Kardinal Parolin zu Hoffnungen auf Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg - Radio Vatikan

Es habe doch schon „Vorschläge für Friedenslösungen“ gegeben, fuhr Kardinal Parolin fort. „Das Wichtige ist, dass es auch den Willen dazu gibt.“ An dem mangelt es aber sowohl bei der überfallenen Ukraine, die vor Scheinlösungen à la Minsk warnt, als auch beim Aggressor Russland, dessen Bekenntnisse, man sei zu Verhandlungen bereit, kaum für bare Münze genommen werden können.

Eine Demo der Angehörigen israelischer Geiseln im Süden Israels
Eine Demo der Angehörigen israelischer Geiseln im Süden Israels

Gaza: Parolin fordert Feuerpause

Der engste Mitarbeiter von Papst Franziskus äußerte sich vor Journalisten in Rom auch zum Krieg im Nahen Osten. „Auch hier würden wir es gerne sehen, dass ein Dialog in Gang käme… dass man einen Weg fände, der zunächst vor allem zu einer Befreiung der Geiseln führt, zu humanitärer Hilfe in einer weiter sehr angespannten Lage (im Gazastreifen). Der einzige Weg ist der einer Feuerpause!“

Ansonsten bemühte sich Kardinal Parolin bei seinem Auftritt in Rom am Dienstag, einen Streit mit der israelischen Botschaft beim Heiligen Stuhl hinter sich zu lassen. Parolin hatte Israel Mitte Februar gemahnt, bei seinem Vorgehen in Gaza auf „Verhältnismäßigkeit“ zu achten, und geäußert, angesichts 30.000 toten Palästinensern sei solche Verhältnismäßigkeit sicher nicht gegeben. Israels Vatikanbotschafter Raphael Schutz hatte diese Bemerkungen in einer Erklärung als „bedauernswert“ bezeichnet, war kurz darauf aber zurückgerudert.

Parolin mit dem palästinensischen Vatikanbotschafter - Aufnahme vom Herbst letzten Jahres
Parolin mit dem palästinensischen Vatikanbotschafter - Aufnahme vom Herbst letzten Jahres

„Es hat keine Weiterungen gegeben“, so Parolin nun auf die Frage einer Journalistin. „Wir haben zur Kenntnis genommen, was der Botschafter gesagt hat… vielleicht sind die Polemiken auch gewissermaßen gerechtfertigt durch die Leidenschaft, die dieser Krieg auf beiden Seiten geweckt hat. Natürlich muss man über diese Dinge mit etwas mehr Ruhe und kühlem Kopf nachdenken…“

(vatican news) 

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28. Februar 2024, 11:14