Vatikan an Vereinte Nationen: Arme Länder in Schuldenfalle
Eine „Förderung des Handels zwischen Ländern mit unterschiedlichem Entwicklungsgrad“ ist das Ziel der „Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung“ (UNCTAD). Bei der 75. Arbeitssitzung am Dienstag ging es auch um einen „Bericht über Handel und Entwicklung: Wachstum, Verschuldung und Klima“ der UN. Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls prangerte in Genf die schwierige Situation vieler schwach entwickelter Länder an.
Mehr Geld für Schulden als für Gesundheit
Der Bericht sei „sehr besorgniserregend" und es bestehe die Gefahr, „dass das Wachstum in fast allen Regionen in den Jahren 2023 und 2024 unter den Durchschnitt des Fünfjahreszeitraumes vor der Pandemie“ fallen werde. Dieser negative Trend verschärfe zudem die wachsende Ungleichheit zwischen armen und reichen Staaten, so Erzbischof Balestrero. Als Gründe dafür nannte er unregulierte Finanzmärkte und eine wachsende Schuldenkrise der Entwicklungsländer, deren Staatsverschuldung sich im Untersuchungszeitraum fast verdoppelt hätte. „Dass 3,3 Milliarden Menschen in Ländern leben, die mehr Geld in die Bedienung fremden Schulden investieren müssen als in Bildung oder medizinische Versorgung, ist inakzeptabel“, so Balestrero. Auch Papst Franziskus habe in seiner Enzyklika „Fratelli Tutti“ davor gewarnt, dass das gegenwärtige Wirtschaftssystem die „schwächeren und ärmeren Regionen verletzlicher und abhängiger“ mache.
Neuer Stil nötig
Erzbischof Balestrero rief die Mitgliedsstaaten dazu auf, die „inhärenten strukturellen Schwächen der internationalen Finanzarchitektur“ zu beheben. Es brauche einen „ethischen Entwicklungsansatz“ angesichts der immer komplizierter werdenden Zusammenhänge von Wirtschaft, Klima und Geopolitik. Ein „neuer multilateraler Führungsstil“ sei nötig, der die Bedürfnisse der Völker respektiere und dem Allgemeinwohl der Menschheit diene, sowie ein Finanzsystem, das nachhaltig, gerecht, widerstandsfähig und entwicklungsorientiert sei.
Dafür biete der Heilige Stuhl den Mitgliedstaaten weiterhin seine Zusammenarbeit an. Damit solch ein System funktioniere, müssten „alle Glieder der Menschheitsfamilie eingebunden werden“. Ärmere Länder müssten effektiver an Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Davon würden letztlich alle profitieren. Gerade der Klimawandel und die dafür erforderliche Anpassung sei eine gute Gelegenheit, Fragen der Staatsfinanzierung und der Entwicklungszusammenarbeit zu überdenken und zu reformieren.
(vn – ww)
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