Vatikan: Kamikazedrohnen sind moralisch verwerflich
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Dringlichkeit dieses Themas werde durch den Einsatz neuartiger Drohnen noch verstärkt. Dies habe zu einer „geringeren Wahrnehmung der verursachten Zerstörungen“ geführt, so Erzbischof Balestrero. Da die „Last der Verantwortung für ihren Einsatz“ zu einer „noch kälteren und distanzierteren Herangehensweise an die unermessliche Tragödie des Krieges“ führe, seien autonome Waffensysteme „nicht als moralisch verantwortliche Subjekte“ zu betrachten.
„Der Mensch verfügt über eine einzigartige Fähigkeit zur moralischen Beurteilung und ethischen Entscheidungsfindung, die von einem komplexen Satz von Algorithmen nicht nachgebildet werden kann, und diese Fähigkeit kann nicht auf die Programmierung einer Maschine reduziert werden“, so der Vatikanvertreter bei der UNO in Genf. Solche Waffen, so „intelligent“ sie auch sein mögen, blieben dennoch eine Maschine, betonte er.
„Wenn solche Systeme ohne direkte menschliche Aufsicht arbeiten, können sie bei der Identifizierung der beabsichtigten Ziele Fehler machen, die auf unerkannte Voreingenommenheiten zurückzuführen sind, die durch ihre selbstlernenden Fähigkeiten verursacht werden“, fügte er an. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, eine ausreichende, sinnvolle und konsequente menschliche Aufsicht über Waffensysteme mit Funktionen der künstlichen Intelligenz sicherzustellen, schlug Balestrero vor.
Unersetzliche menschliche Eigenschaften
Autonome Waffensysteme seien nicht in der Lage, die Folgen der Verursachung „übermäßigen oder unnötigen Leids“, der wahllosen Tötung oder der Einhaltung der Grundsätze der Menschlichkeit zu erfassen. Diese Begriffe, die im humanitären Völkerrecht kodifiziert sind, erforderten „Interpretation, guten Glauben und umsichtiges Urteilsvermögen“ – allesamt unersetzliche menschliche Eigenschaften, gab der Vatikanvertreter zu bedenken.
Da Maschinen Objekte und keine Subjekte seien, könnten sie „nicht wirklich denken, fühlen, entscheiden oder für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden“. Sie könnten nur Anweisungen ausführen und menschliches Verhalten simulieren. Daher sei es falsch zu sagen, dass Maschinen „entscheiden“ oder „urteilen“ könnten. „Trotz ihrer Komplexität können Maschinen nicht das letzte Wort über den Menschen haben“, forderte Erzbischof Balestrero auf.
Der Heilige Stuhl habe sich nachdrücklich für die Aushandlung eines rechtlich verbindlichen Instruments über Gesetze und Abkommen sowie in der Zwischenzeit für ein sofortiges Moratorium für deren Entwicklung oder Einsatz eingesetzt, erinnerte der Ständige Beobachter bei der UNO in Genf. Angesichts des rasanten technologischen Fortschritts werde es immer dringender, konkrete Ergebnisse zu erzielen. Dies sei auch vor dem Hintergrund der seit zehn Jahren andauernden Diskussion über den Bereich tödlicher autonomer Waffensysteme (LAWS) zu sehen.
Verbote und Regelungen erarbeiten
Da die Unterzeichnerstaaten eines entsprechenden Abkommens beauftragt wurden, „eine Reihe von Elementen eines Instruments zur Behandlung der Frage der LAWS weiter zu prüfen und zu formulieren“, ermutige der Heilige Stuhl dazu, diese Gelegenheit „in vollem Umfang“ zu nutzen, um speziell an der Reichweite von Verboten und Regelungen für Waffensysteme auf der Grundlage ihres Autonomiegrades zu erarbeiten. Dabei müsse die Würde der menschlichen Person im Zentrum stehen.
Abschließend bekräftige der Heilige Stuhl „seine feste Überzeugung von der grundlegend unmenschlichen Natur des Krieges“ und „seine feste Überzeugung, dass die Berufung des Menschen und der menschlichen Zivilisation“ darin bestehe, den Krieg an sich abzuschaffen.
„Die Entwicklung immer ausgefeilterer Waffen, selbst mit dem Ziel, Kollateralschäden zu verringern, ist keine dauerhafte Lösung“, so Balestrero. Wie jede Form des Bösen habe auch der Krieg seinen Ursprung im Herzen des Menschen (vgl. Mt 15,19; Mk 7,20-23). Die wahre Lösung liege daher in der Umkehr zu einer Kultur des Friedens, die den technologischen Fortschritt in den Dienst der Menschheit, der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung und des Gemeinwohls stelle.
(vatican news)
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