Die Internationale Raumstation ISS (Archivbild 2018) Die Internationale Raumstation ISS (Archivbild 2018) 

NASA-Chef Bill Nelson: „Vatikan-Forschung sehr bedeutend“

In einem Interview mit Vatican News berichtet der Leiter der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, Bill Nelson, über die Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und den USA im Bereich der Raumfahrt. Dabei würdigt er die vatikanische Sternwarte für ihre Arbeit bei der Erforschung des Himmels und erklärt, wie die Raumfahrt wertvolle Lektionen über die menschliche Geschwisterlichkeit erteilt.

Deborah Castellano Lubov - Vatikanstadt

„Ich bin sehr froh, dass sich der Vatikan mit seinem Observatorium so sehr für den Weltraum engagiert, denn das bedeutet viel für die Erforschung des Himmels“:

Der weltbekannte Weltraumexperte Bill Nelson, der nicht nur selbst flog, sondern auch Weltraummissionen leitete und Astronauten ausbildete, zeigt sich in einem Gespräch mit Vatican News erfreut über die Zusammenarbeit seiner Behörde mit dem Vatikan. Dabei verrät er auch, warum er an diesem Wochenende an den Treffen des Vatikans zur menschlichen Geschwisterlichkeit #BeHuman teilgenommen hat, und wie der Weltraum eine wertvolle Lektion für menschliche Geschwisterlichkeit erteilt. Das Lehramt des Papstes, so der Wissenschaftler, stelle ein starkes Beispiel für die Welt dar.

Nelson, ein ehemaliger Senator, setzte sich im Rahmen seiner aktuellen Italienreise im Auftrag der NASA auch dafür ein, die Zusammenarbeit in Weltraumfragen weltweit zu stärken und die friedliche Erforschung des Weltraums zu unterstützen. In diesem Zusammenhang traf er sich unter anderem mit dem Präsidenten der italienischen Raumfahrtagentur, um aktuelle und künftige Kooperationen zu besprechen, darunter die Artemis-Kampagne zur Rückkehr zum Mond, die Internationale Raumstation, die Erforschung von Mars und Venus sowie erdwissenschaftliche Missionen zur Erforschung unseres eigenen Planeten.

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Vatican News: Administrator Nelson, viele wissen vielleicht nichts von der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den USA und dem Heiligen Stuhl bei der Erforschung des Weltraums. Könnten Sie die die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern näher erläutern?

Bill Nelson: Sehr gerne. Die meisten Menschen wissen nicht einmal etwas über die Vatikanische Sternwarte und ihr Interesse am Weltraum, das bis in die Zeit von Kopernikus und Galilei und den Fortschritt der Wissenschaft seither zurückreicht.

Interessanterweise ist einer der Wissenschaftler des Vatikanischen Observatoriums zusammen mit uns bei der NASA an der Rückführung von Asteroidenproben beteiligt. Die Mission heißt zwar OSIRIS-REx, aber wir haben tatsächlich eine Probe eines Asteroiden namens Bennu zurückgebracht, und diese Probe befindet sich jetzt im Johnson Space Center in Houston. Sie soll nun von Wissenschaftlern untersucht werden, und einer dieser Wissenschaftler sitzt genau hier im Vatikan.

Die Tatsache, dass der Vatikan ein Observatorium hat, sagt viel über die Erforschung des Himmels aus. Ich erinnere mich an die erste Zeile in der Genesis, die von unseren Astronauten wiederholt wurde, als sie zum ersten Mal den Mond umkreisten. „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.“

Das war Apollo 8, als sie um die Rückseite des Mondes herumkamen und plötzlich die Erde sahen, und mit diesen Worten sprachen sie am Weihnachtstag 1968 zu den Menschen auf der Erde. Ich bin sehr froh, dass sich der Vatikan mit seinem Observatorium in Sachen Weltraum so engagiert.

Vatican News: Sie sind auch in Rom, um am 11. Mai an den Treffen der menschlichen Geschwisterlichkeit #BeHuman teilzunehmen. Warum ist dieses Treffen Ihrer Meinung nach so wichtig und warum möchten sie daran teilnehmen?

Bill Nelson: Zunächst wurde ich freundlicherweise eingeladen, vor den Teilnehmern, zumeist Friedensnobelpreisträgern, einen Vortrag über die Erde zu halten und darüber, wie man sie aus dem Weltraum wahrnimmt, nämlich dass die Erde so schön, so farbenfroh und gleichzeitig so zerbrechlich aussieht, schwebend im Nichts des Weltraums.

Ich habe ihnen gegenüber auch bemerkt, dass ich, als ich vor 38 Jahren den Weltraum bereiste und die Erde alle 90 Minuten umkreiste, keine rassische Trennung sah. Ich sah keine religiöse Spaltung. Ich habe keine politische Spaltung gesehen. Wenn man auf die Erde zurückblickt, sieht man die Erde aus der Perspektive, dass wir alle Bürger des Planeten Erde sind.

Und da bei dieser Begegnung Fragen des Friedens, der Versöhnung und der Menschenrechte erörtert werden, wurde ich eingeladen, einige einleitende Bemerkungen zu machen, was ich aus der Perspektive, die Erde aus dem Weltraum zu sehen, gerne getan habe.

Der Papst lebt, was er sagt

Vatican News: Aus Ihrer umfangreichen Erfahrung, die von der Ausbildung und dem Flug mit der Besatzung des Space Shuttle Columbia, Mission STS-61C, dem 24. Flug des Space Shuttle, der die Erde in sechs Tagen 98 Mal umkreiste, bis hin zur führenden Rolle im Kongress für das US-Raumfahrtprogramm, dem Kampf gegen den Klimawandel und der Förderung von Berufsausbildungs- und Bildungsprogrammen in Wissenschaft und Technologie reicht, gab es etwas in den Lehren von Papst Franziskus, das Sie beeindruckt hat?

Bill Nelson: Nun, Papst Franziskus lebt das, was er sagt. Die beiden großen Gebote, die Jesus von Nazareth gegeben hat, sind, Gott mit ganzem Herzen, ganzem Verstand, ganzer Seele und ganzer Kraft zu lieben, und das zweite der großen Gebote ist, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. Und ich glaube, das ist es, was Papst Franziskus die ganze Zeit predigt. Er lebt das, was er sagt.

Vatican News: Herr Nelson, Sie haben eine arbeitsreiche Woche hinter sich. Können Sie uns mitteilen, was ihre besondere Aufmerksamkeit erregt hat...

Bill Nelson: Dies ist die erste Station auf dem Weg in ein anderes Land, Saudi-Arabien, das gemeinsam mit den Vereinigten Staaten an unserem Raumfahrtprogramm teilgenommen hat. Als ich vor 38 Jahren mit dem Space Shuttle geflogen bin, war ein saudischer Astronaut, Prinz Sultan, kurz vor mir auf der Mission. Ich hoffe, ihn zu sehen, wenn ich in Saudi-Arabien bin.

Vor kurzem sind zwei saudische Astronauten zur Internationalen Raumstation geflogen, und ich werde auch sie treffen. Ich möchte die saudischen Beamten und ihre Raumfahrtbehörde ermutigen, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen, denn wir befinden uns in einer einzigartigen Position, in der wir Menschen im zivilen Raumfahrtprogramm zusammenbringen können, als Freunde, als Kollegen, als Partner, auf eine Art und Weise, die den Regierungen oft schwerfällt, da sie oft nicht in der Lage sind, eine Beziehung zueinander aufzubauen.

Mit unserem zivilen Raumfahrtprogramm können wir dies jedoch sehr leicht erreichen. Es ist bezeichnend, dass an der Internationalen Raumstation 15 Nationen teilnehmen und mit den Astronauten zusammenarbeiten, die auf der Raumstation wissenschaftliche Experimente durchführen. Das ist eine wichtige Botschaft, die ich im Gepäck trage.

(vatican news - cs)

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12. Mai 2024, 09:19