Petrus (2): Unsere Radio-Akademie
Schauplatz unserer Radio-Akademie ist Galiläa, im Norden des Heiligen Landes, einige Jahrzehnte nach der Zeitenwende (nein, wir meinen nicht die von Olaf Scholz!). Jesus streift mit seinen Jüngern durch Galiläa, auch durch Samarien, Judäa, bis hinein in heidnisches Gebiet. Und Simon folgt ihm, zusammen mit den anderen Aposteln und Jüngern. Ob er zwischendurch auch mal in Kafarnaum nach dem Rechten sieht, auf einen Sprung? Schon möglich. Denn nach dem Tod Jesu finden wir den Simon wieder in Galiläa, beim Fischen – ganz so, als hätte er einfach seine frühere Arbeit wieder aufgenommen.
Die Episoden, die von Simon Petrus in der Nachfolge des Wanderpredigers Jesus erzählen, sind oft sehr farbig; der Mann ist spontan, aufbrausend, lernt aber auch aus seinen Fehlern.
Hätte Simon nicht einfach im Boot warten können?
„Das Boot war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.“
Diese schöne Geschichte finden wir bei Matthäus – zwei Kapitel vor dem „Du bist Petrus“. Der Fischer Simon gibt hier eine etwas lächerliche Figur ab; hätte er denn nicht wie die anderen einfach im Boot warten können, bis Jesus einsteigt? Er muss sich vom Herrn auch prompt tadeln lassen für sein Ungestüm, „Du Kleingläubiger“ sagt Jesus zu ihm. Doch durch die Unbesonnenheit des Petrus lernen wir etwas Wichtiges über das Thema Glauben und Vertrauen.
Wo andere schweigen, fragt er nach
Der Erste in der Apostelschar ist vermutlich nicht der hellste Kopf oder der beste Theologe. Aber keiner im Umfeld Jesu wirkt, in all seinen Widersprüchen, so menschlich. Und darum geht es. Simon Petrus, das ist ein glaubwürdiger Zeuge. Weil er nicht alles schon von vornherein und besser weiß, sondern weil er auch mal in die falsche Richtung läuft, Zweifel hat, dazulernt.
Petrus ist in den Evangelien derjenige, der keine Scheu hat, nachzufragen, wenn er ein Gleichnis Jesu nicht verstanden hat. Oder wenn er nicht begreift, warum Jesus einen Feigenbaum verflucht. Oder wenn er ausloten will, wie ernst man es mit der vom Meister gepredigten Vergebung nehmen sollte. Wie oft man denn einem anderen nun vergeben solle, bohrt er nach – vielleicht siebenmal? Manchmal lässt einen die Begriffsstutzigkeit des Fischers vom See Gennesaret schmunzeln. Zum Beispiel in der Szene, in der eine kranke Frau Jesus am Mantel zupft, weil sie sich davon Heilung verspricht, und dieser fragt: „Wer hat mich berührt?“ Petrus blickt sich sofort um, findet dann aber, das sei doch unmöglich zu entscheiden, schließlich würden sie zu sehr von Menschen umdrängt. Da hat Jesus längst angefangen, sich mit der kranken Frau zu unterhalten.
Christusbekenntnis und Begriffsstutzigkeit
Zuweilen hat die – wie soll man’s nennen? Langsamkeit? Naivität? – des Petrus, zuweilen hat sie auch etwas Ärgerliches. Etwa, wenn er Jesus in Jerusalem darauf hinweist, dass sie, die Jünger, doch alles um seinetwillen verlassen haben. Was sie denn dafür bekämen? Er hat Glück, dass Jesus auf diese Frage hin nicht ärgerlich wird. Oder noch so eine Szene in Jerusalem: Jesus kündigt die Zerstörung des Tempels an. Woraufhin Petrus mit anderen Jüngern die Köpfe zusammensteckt und vereinbart, nach dem genauen Datum für diese Zerstörung zu fragen.
Christusbekenntnis und Begriffsstutzigkeit – das liegt bei Petrus ganz eng beieinander. Ein Beispiel dafür ist die Rede Jesu über das Brot des Lebens, die dazu führt, dass sich in Kafarnaum viele von ihm abwenden. „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
„Zu wem sollen wir denn sonst gehn?“ Was Petrus da sagt, hat etwas Hilfloses, Entwaffnendes. Das klingt ja fast so, als hätte er sich durchaus überlegt, ob er nicht auf das falsche Pferd gesetzt hat…
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(vatican news – sk)
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