Kardinal: Es gäbe keine Kriege, wenn die Mächtigen nur wollten
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Mit Blick auf den Nahost-Konflikt kritisiert Kardinal Gugerotti Machtkämpfe und Stellvertreter-Kriege: „All diese Kriege sind Frucht von Entscheidungen, die außerhalb der Länder getroffen werden, von Mächten, die ihren Einfluss geltend machen wollen, um die Welt unter sich aufzuteilen. Die Kriege führen sie nicht bei sich, sondern bei anderen. Und es trifft schwache Länder, die sich nicht dagegen währen können, weil sie selbst wiederum intern gespalten sind", meint der Präfekt das vatikanischen Ostkirchendikasteriums.
Hinter jedem Krieg stehen Machtinteressen
Seiner Meinung nach spielt dieses System bei allen Kriegen eine Rolle. Er habe auch mit einem hochrangigen Vertreter im Nahen Osten gesprochen, der ihn fragte, wer aus Europa oder den USA ihn für Gespräche treffen könne. Die Frage habe derjenige dann selbst so beantwortet: „Nur die Geheimdienste, die keine Angst haben, Stimmen zu verlieren, weil sie anonym bleiben. Politiker werden niemals kommen, denn sie sagen: ,Wenn wir euch treffen, werden wir nicht mehr gewählt. Wenn sich die Großmächte nur einigen wollten, gäbe es morgen keine Kriege mehr."
Nahost-Konflikt
Das Problem sei leider, dass es kein Interesse an einem Friedensabkommen zu Gaza gebe. „Es gibt auf beiden Seiten extremistische Gruppen. Leute, denen es dienlich ist, wenn der Krieg weiter geht", meint der Kardinal.
Gugerotti bekräftigt im Interview zugleich, dass der Heilige Stuhl nicht in seinen Bemühungen für eine Zwei-Staaten-Lösung nachlassen werde. Der ROACO-Chef äußert zugleich Sorge, dass sich der Konflikt auch auf den Libanon ausweiten könne „Der Libanon ist eine Wiege der Ostkirchen. Wenn sich der Krieg dorthin ausweitet, werden wir ein weiteres Massaker in einem Land erleben, das bereits am Boden ist, wie Syrien."
Kriege verändern Hilfsarbeit
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