Petrus: Unsere neue Radio-Akademie

Er ist eine der herausragenden Gestalten des frühen Christentums: Der Fischer Simon gehörte zu den ersten Jüngern, die Jesus berufen hat. Die Evangelien zeichnen ein sehr differenziertes, menschliches Bild von ihm – und auch wenn sie seine Schwächen nicht verschweigen, schreiben sie ihm mehrere große Christusbekenntnisse zu.

„Tu es Petrus“, donnert der Chor: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Wir sind im Petersdom in Rom; das ist der Moment, in dem der Papst feierlich in die Basilika einzieht. Der Papst ist als Bischof von Rom der Nachfolger des hl. Petrus, aber eigentlich gilt dieses donnernde „Du bist Petrus“ in erster Linie dem Apostel selbst. Simon bar Jona, Simon Sohn des Jona. Der Fischer vom See Gennesaret, der jahrelang an der Seite Jesu durch Galiläa zog. Er liegt unter dem Petersdom begraben.

Besucht man die vatikanische Nekropole unter der mächtigen Basilika, kann man nur staunen über den Kontrast. Oben die ganze Pracht und Herrlichkeit von Renaissance und Barock. Die Kuppel des Michelangelo. Ein goldenes Mosaikband, das auf Latein und Griechisch diese Jesus-Worte „Du bist Petrus, der Fels“ durch die ganze Länge des Kirchenraums ausrollt.

Tief unter dem Petersdom: das Grab des heiligen Apostels
Tief unter dem Petersdom: das Grab des heiligen Apostels

 

Oben Pracht, unten Dunkelheit

Und hier unten: Dunkelheit, Stille. Gräbergässchen aus der Antike, ein kleiner Friedhof am Vatikanhügel, in dem sich heidnische und frühchristliche Gräber abwechseln. Eines dieser Gräber ist das des Petrus. Eigentlich nur ein Loch in der Erde. Von Pracht keine Spur. Hier – genauer gesagt in einer Nische in der Nähe – wurden in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein paar Knochenreste gefunden. Vielleicht sind es die sterblichen Überreste des Petrus.

Graffiti in der Nekropole unter St. Peter bezeugen: Petrus ist hier
Graffiti in der Nekropole unter St. Peter bezeugen: Petrus ist hier

Du bist Petrus… Kaum ein Charakter im ganzen Neuen Testament tritt uns so farbig, so widersprüchlich auch, entgegen. Mit dieser einen Gestalt verbinden sich große Momente, etwa die mutigsten Christus-Bekenntnisse. Mit ihm verbinden sich aber auch grässliche Tiefpunkte. Am erschütterndsten ist der Moment des Verrats. Johann Sebastian Bach bringt ihn in seiner Johannespassion eindrucksvoll zu Gehör, man glaubt förmlich das Geheul des Petrus zu vernehmen, der seinen Verrat bereut. Bei Bach ist das das Rezitativ Nummer 12c, der Text geht so: „Da gedachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bitterlich“.

Papst Franziskus im Gebet am Petrusgrab
Papst Franziskus im Gebet am Petrusgrab

 

Von Simon zu Petrus

Darauf folgt dann bei Bach eine Arie, in der der Tenor einen Einblick in die gequälte Gemütslage des Apostels gibt: „Ach, mein Sinn, wo willst du endlich hin… Bei der Welt ist gar kein Rat, und im Herzen stehn die Schmerzen meiner Missetat“.

Glorie und Verrat. Höchste Verheißung und Absturz in die Verzweiflung. Wer bist du, Petrus? In vier Folgen gehen wir im Monat Juni dieser Frage nach. Dazu folgen wir ihm zunächst seinen Spuren in Galiläa, seiner Heimatregion - und untersuchen, wie Simon zu Petrus wurde.

Bestellen Sie unsere CD

Falls Sie die ganze Radio-Akademie in Ruhe nachhören möchten: Wir schicken Ihnen gerne eine entsprechende CD zu, Ihre Spende kommt dem kirchlichen Dienst von Radio Vatikan zugute. Bestellen können Sie die CD per Mail an: cd@vaticannews.de - unser Freundeskreis versendet aus Deutschland.

(vatican news – sk)

 

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01. Juni 2024, 14:28