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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der Buchvorstellung zu China an der Päpstlichen Urbaniana Universität (Foto © Teresa Tseng Kuang Yi) Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der Buchvorstellung zu China an der Päpstlichen Urbaniana Universität (Foto © Teresa Tseng Kuang Yi)  (© Teresa Tseng Kuang Yi))

Parolin zu China: Papstreise auch sofort, wenn es Öffnung gäbe

Laut dem vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin stehen Peking und der Heilige Stuhl weiter im Dialog. Mit Blick auf das vorläufige Abkommen zur gemeinsamen Ernennung von Bischöfen sagte er: „Wir versuchen, die besten Prozeduren zur Umsetzung des Abkommens zu finden, das seinerzeit getroffen wurde und Ende dieses Jahres verlängert wird. Wir hoffen, dass dieser Weg zu positiven Ergebnissen führen wird."

Salvatore Cernuzio und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Kardinal Parolin äußerte sich am Donnerstagabend am Rande einer Buchvorstellung zu China in der Päpstlichen Urbaniana Universität in Rom. Vorgestellt wurde ein neues auf Italienisch erschienenes Buch zur Kardinal Celso Costantini, der von 1922 bis 1933 als erster Apostolischer Delegat in China wirkte. 

Mögliche Papstreise nach China?

Parolin wurde bei der Buchvorstellung auch auf eine mögliche Papstreise nach China - es wäre die erste überhaupt - angesprochen. Dazu erklärte er, dies scheine im Moment noch verfrüht, aber „wenn die Chinesen offen wären, würde der Papst auch sofort nach China reisen".  Er bekräftigte diesen Wunsch von Papst Franziskus, machte aber auch deutlich, dass es wohl eine soche Reise zeitnah nicht geben wird: „Sicherlich ist der Papst bereit, nach China zu reisen, ja er möchte nach China reisen. Ich habe nicht den Eindruck, dass bisher die Voraussetzungen für die Verwirklichung dieses Wunsches des Papstes gegeben sind", so der vatikanische Kardinalstaatssekretär.

„Ja er möchte nach China reisen. Ich habe nicht den Eindruck, dass bisher die Voraussetzungen für die Verwirklichung dieses Wunsches des Papstes gegeben sind“

Zum Nachhören

Erst jüngst bei seiner Generalaudienz am Mittwoch hatte Papst Franziskus einen Gebetsaufruf für das „geliebte chinesische Volk" geäußert: „Beten wir immer für dieses so edle und mutige Volk, das eine so schöne Kultur hat. Lasst uns für das chinesische Volk beten", sagte das katholische Kirchenoberhaupt bei seinen Appellen zum Ende der Generalaudienz. 

„Schritte, die dazu beitragen, einander immer besser zu verstehen, sich immer mehr anzunähern“

Parolin betonte bei der Buchvorstellung zu China gegenüber den Journalisten, dass Papst Franziskus stets große Wertschätzung und Achtung für das Volk, seine Geschichte und seine Kultur gezeigt habe. Das Kirchenoberhaupt lasse keine Gelegenheit aus, diese Wertschätzung gegenüber dem chinesischen Volk und der chinesischen Nation zum Ausdruck zu bringen. „Sicherlich sind dies alles Schritte, die dazu beitragen, einander immer besser zu verstehen, sich immer mehr anzunähern, und wir hoffen, dass dieser Weg zu einem positiven Abschluss führen kann", so Parolin, auch mit Blick auf das vorläufige Abkommen zur gemeinsamen Ernennung von Bischöfen, das der Heilige Stuhl und die Volksrepublik China im Jahr 2018 geschlossen haben und das inzwischen schon zwei Mal verlängert wurde.

Abkommen zu Bischofsernennung Ende des Jahres verlängert

Parolin sagte, dass das Abkommen Ende dieses Jahres weiter verlängert werde. Wobei „die Qualifizierung als vorläufig", so betonte Kardinal Parolin, „darauf hinweist, dass es sich um einen Ausgangspunkt handelt. Es wurde in den letzten Jahren zweimal bestätigt und hat eine wichtige Umsetzung in konkreten Fällen gefunden. Die bisher verzeichneten positiven Entwicklungen geben uns Hoffnung, dass weitere und größere folgen werden", fügte Parolin hinzu. „Durch das Abkommen stehen alle Bischöfe im Land des Konfuzius in voller Gemeinschaft mit der Kirche Petri". Daher hoffe man, dass „der Dialog und der von den chinesischen Katholiken eingeleitete Prozess zur Förderung einer größeren Eintracht unter der Leitung ihrer Hirten und in voller Gemeinschaft mit dem Papst, der seine Liebe zu diesem großen Volk so sehr unter Beweis gestellt hat, fortgesetzt wird".

„China liegt uns wirklich am Herzen, dem Papst und seinen Mitarbeitern“

In seiner Rede bei der Buchvorstellung zu China hatte Kardinalstaatssekretär Parolin betont: „Wir lieben und wir bewundern China, sein Volk, seine Kultur, seine Traditionen, die Anstrengungen, die aktuell unternommen werden...China liegt uns wirklich am Herzen, dem Papst und seinen Mitarbeitern.“

Hintergrund

In jüngster Zeit haben die Entwicklung der Beziehungen zwischen China und dem Vatikan und das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China über die Ernennung von Bischöfen das Interesse an Kardinal Celso Costantini (1876-1958), dem ersten Apostolischen Delegat in China und einem  Vorreiter des Dialogs zwischen dem Vatikan und Peking, geweckt und zu neuen Studien geführt. Sein  Landsmann, Prälat Bruno Fabio Pighin, Professor an der Fakultät für Kirchenrecht „S. Pio X.“ in Venedig und bischöflicher Delegierter für das Heiligsprechungsverfahrens Costantinis, hat nun ein neues Buch zu Costantitni veröffentlicht.  Der in italienischer Sprache erschienene Band trägt den Titel „Il Cardinale Celso Costantini e la Cina. Costruttore di un ‘ponte’ tra Oriente e Occidente” (Kardinal Celso Costantini und China. Erbauer einer ,Brücke` zwischen Ost und West). Die von „Marcianum Press“ herausgegebene Publikation wurde von der Vereinigung  „Amici del Cardinale Celso Costantini“ (Freunde von Kardinal Celso Costantini) in Auftrag gegeben. Die Veröffentlichung und die Präsentation des neuen von Pighin herausgegeben Werks in Rom an Päpstlichen Urbaniana Universität ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen, die dem hundertsten Jahrestag des  „Primum Concilium Sinense" gewidmet sind, dem Konzil der katholischen Kirche in China, das vom 15. Mai bis 12. Juni 1924 in Shanghai stattfand und dessen Hauptleiter der damalige Apostolische Delegat Costantini war. 

Costantini und der Beginn direkter Beziehungen

Der neue Band über Costantini erzählt laut dem Fidesdienst auch von den geduldigen und hartnäckigen Versuchen, die er als Apostolischer Delegat unternahm, um die Entstehung von direkten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den chinesischen Behörden zu fördern, und von der systematischen Sabotage - die fast immer erfolgreich war - durch westliche Mächte, um zu verhindern, dass der Papst ohne Vermittler mit Peking verhandelt.

Die „Costantini-Methode" in den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem größten Staat Asiens sei heute „die Richtung, die auch Papst Franziskus verfolgt", betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der Buchvorstellung. Es ist der Weg, den auch Franziskus` Vorgänger im Amt, Papst Benedikt XVI. weiterverfolgt hatte, was etwa deutlich wird im Brief Benedikts XVI. an die chinesischen Katholiken aus dem Jahr 2007  und der mit dem 2018 in Peking unterzeichneten vorläufigen Abkommen über die Ernennung von Bischöfen konkretisiert wurde. 

(vatican news/fides)

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21. Juni 2024, 07:25