Parolin: „Mich hat das Leid der Mütter getroffen, die ihre Kinder verloren haben“
Alessandro De Carolis und Mario Galgano - Vatikanstadt
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat seinen Besuch in der Ukraine abgeschlossen und zieht in einem Interview mit Pater Mariusz Krawiec für die vatikanischen Medien eine emotionale Bilanz. Parolins Reise führte ihn von Odessa über Kyiv zu verschiedenen anderen Orten in der Ukraine, einem Land, das seit zweieinhalb Jahren unter dem Schrecken des Krieges leidet. Seine Eindrücke und Erlebnisse möchte er Papst Franziskus weitergeben, der ihn mit diesem Auftrag betraut hatte.
Ein herzzerreißendes Erlebnis
Besonders tief berührt war Parolin von den Begegnungen mit ukrainischen Müttern, die ihre Kinder im Krieg verloren haben. „Das Gefühl, das dabei aufkam, ist herzzerreißend, wirklich herzzerreißend, ich weiß nicht, wie ich es definieren soll“, berichtet der Kardinal mit sichtlicher Rührung. Er erzählt von einer Mutter, die ihren 25-jährigen Sohn verloren hat, und wie sprachlos er in solch einer Situation war. Die Tragödie der „so vielen Toten, von denen viele noch nicht einmal geborgen worden sind“, und die „menschliche Pflicht“, den Toten ein würdiges Begräbnis zu geben, haben ihn tief bewegt.
Eine Gesellschaft in Wunden
Der Krieg habe tiefe Narben hinterlassen, nicht nur im Leben der Einzelnen, sondern auch im kollektiven Körper der Gesellschaft. Parolin sprach von den vielen Verwundeten, Verstümmelten und Invaliden, die der Krieg zurücklässt. Diese schädlichen Spuren des Konflikts werden noch lange nachwirken, sowohl körperlich als auch seelisch.
Kampf gegen das Vergessen
Ein zentrales Anliegen von Parolins Besuch war es, die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf den Krieg in der Ukraine wachzuhalten. „Die Hauptbotschaft dieser Tage besteht darin, die Aufmerksamkeit für den Krieg wach zu halten, damit er nicht zu einem weiteren vergessenen Konflikt wird“, betonte er. Auch wenn der Krieg im „Herzen Europas“ tobt und daher eine größere Aufmerksamkeit als andere Konflikte erhält, warnt Parolin vor der Gefahr, dass der Krieg zu einer bloßen Nachricht herabgestuft wird.
Kreativität in der Diplomatie
Auf diplomatischer Ebene fordert Parolin mehr Kreativität, um Wege des Friedens zu finden. „Wir sind ziemlich weit von einer Verhandlungslösung entfernt“, räumt er ein. Doch er hofft, dass durch innovative Ansätze Formeln gefunden werden können, die helfen, Wege zum Frieden zu öffnen.
Unterstützung für Selenskyjs Friedensplan
Parolin unterstützt die Friedensplattform des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, auch wenn er sich der Schwächen dieses Plans bewusst sei, insbesondere der Tatsache, dass Russland nicht einbezogen sei. „Selbstverständlich sollte der Frieden zwischen den beiden Kontrahenten geschlossen werden“, betont er, „aber mir scheint, dass wir noch weit davon entfernt sind.“ Dennoch hofft er, dass auch andere Formeln gefunden werden können, die einen Hoffnungsschimmer eröffnen.
Die humanitäre Krise
Neben den diplomatischen Bemühungen ist die humanitäre Hilfe für die Ukraine von entscheidender Bedeutung. Die Kämpfe haben zu einer dramatischen humanitären Krise geführt, die Millionen von Menschen betrifft. Parolin erinnert daran, dass die internationale Gemeinschaft weiterhin Unterstützung leisten muss, um das Leid der Zivilbevölkerung zu lindern.
Fazit der Reise
Parolins Besuch in der Ukraine war geprägt von tiefen menschlichen Begegnungen und der dringenden Suche nach Lösungen für den langwierigen Konflikt. Er bringt eine klare Botschaft mit: Die Welt darf die Ukraine nicht vergessen, und es bedarf kreativer diplomatischer Ansätze, um den Frieden zu fördern. Gleichzeitig muss die humanitäre Hilfe intensiviert werden, um das Leid der Betroffenen zu lindern. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann der Weg zu einem dauerhaften Frieden geebnet werden, so Parolins Fazit seiner Reise.
(vatican news)
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