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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der Messe in Berdytschiw, zum Abschluss der Wallfahrt in das ukrainische Marienheiligtum diesen Sonntag Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der Messe in Berdytschiw, zum Abschluss der Wallfahrt in das ukrainische Marienheiligtum diesen Sonntag 

Parolin in Berdytschiw: Fürbitten für „Wunder des Friedens"

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wurde diesen Sonntag beim Marienheiligtum Berdytschiw in der Ukraine empfangen. Der Kardinal ist das erste Mal seit Kriegsbeginn persönlich vor Ort. In seiner Predigt erinnerte Parolin daran, dass beim Marienheiligtum von Berdytschiw auch Wunder geschahen und viele hier Fürbitten hielten - „für das, was für viele unmöglich scheint, für ein Wunder: Das Wunder des sehnlichst ersehnten Friedens!"

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Kardinal Parolin hielt in dem bekannten Marienheiligtum die Messe zum Abschluss einer Pilgerfahrt. Papst Franziskus hat Parolin als Sonderdelegaten zu diesem Anlass entsandt:

„Ich bin sehr geehrt, als Delegat des Heiligen Vaters hier zu sein, der mich hierher geschickt hat, um euch zu versichern, dass er euer geliebtes Land im Herzen trägt und eure Leiden teilt, um euch seine besondere Nähe zu bezeugen und euch seine herzliche, väterliche Umarmung zu überbringen sowie seinen Segen", sagte Parolin zunächst noch selbst auf Italienisch. Es folgte dann eine Übersetzung auf Ukrainisch durch den Weihbischof von Lwiw (Lemberg), Edward Kawa, der direkt anschließend auch die Predigt für Kardinal Parolin direkt auf Ukrainisch verlas.

Hier Hören: Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin beim Marienheiligtum Berdytschiw in der Ukraine - Fürbitten für „Wunder des Friedens" (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Die Ukraine sei heute im Dunkel des Kalvarienbergs. Während sie hier Messe feierten, werde andernorts im Land gekämpft und der Bombenhagel halte weiter an. Es sei in dieser Lage nicht leicht, Hoffnung und Gottvertrauen zu haben und das Licht des Friedens zu sehen, so Parolin. Doch Jesus und seine Auferstehung zeigten, dass der Tod nie das letzte Wort habe. Zudem sei auch die Muttergottes immer an der Seite der Menschen und unterstütze sie:

„Liebe Anwesende, der Fürsprache der Mutter Gottes wollen wir heute den Frieden in unserer geliebten Ukraine anvertrauen. Sie, die in ihrem Leben verschiedene Bestätigungen erhalten hat, dass für Gott nichts unmöglich ist, möge ihrem göttlichen Sohn unsere Bitten für das gequälte ukrainische Volk übermitteln", so Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Konkret bat er auch darum, dass Kriegsgefangene zurückkehren könnten - in diesem Anliegen versucht der Vatikan auch seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zu vermitteln. 

Die Kopie der Marienikone „Salus Populi Romani" in Berdytschiw
Die Kopie der Marienikone „Salus Populi Romani" in Berdytschiw

Die Predigt Parolins erinnerte zudem an einige der Wunder, die sich beim Marienheiligtum von Berdytschiw, zugetragen haben, unter anderem Dank einer Kopie der Marienikone „Salus Populi Romani", deren Original in Rom in der Basilika Santa Maria Maggiore ist, wo auch Papst Franziskus regelmäßig betet. Die Kopie wurde 1647 vom Kyiver Bischof Stanislav Zaremba für wundertätig erklärt, da er nach einem Gebet vor der Ikone geheilt worden war. Dazu betonte die Predigt von Parolin:

„Was den Menschen unmöglich erscheint, ist Gott möglich“

„Ich erinnere an diese Ereignisse, weil sie uns bestätigen, dass das, was den Menschen unmöglich erscheint, für Gott möglich ist. Das ist eine Wahrheit, die auch sämtliche Seiten der heiligen Schrift durchzieht". Große Wunder zeigten sich nicht immer auch durch „göttliches Feuer", sondern oft sei es ein Wandel des menschlichen Herzens, so Parolin weiter in seiner Predigt, die der Weihbischof von Lemberg auf Ukrainisch verlas. Es gelte daher, die Hoffnung und das Vertrauen auf Gott nicht zu verlieren und das Böse überhand nehmen zu lassen - „vor allem heute nicht, wo der Horror des Krieges und der Schmerz angesichts der zahlreichen Opfer und der großen Zerstörung den Glauben an Gottes Güte erschüttern und wo unsere Arme nicht einmal mehr die Kraft haben, die Hände zum Gebet zu erheben. Lassen wir uns vom Wort Gottes trösten, dass uns immer erinnert, dass das, was den Menschen heute unmöglich ist, für Gott möglich ist."

„Wo unsere Arme nicht einmal mehr die Kraft haben, die Hände zum Gebet zu erheben, lassen wir uns vom Wort Gottes trösten“

Davon ausgehend rief Parolins Predigt alle auf, nicht im Gebet für Frieden nachzulassen:

Beten für Wandel der Herzen, für Frieden

„Heute ist die ukrainische Kirche aufgerufen, eine prophetische Mission zu erfüllen, (...) im unendlichen Gebet dafür, dass Gott die Herzen all jener verwandelt, die sich von seinen Wegen entfernt haben, und so Sklaven des eigenen Stolzes wurden, Gewalt und Tod säen und die anderen und ihre Würde als Kinder Gottes mit den Füßen treten(...) Gott, der allein das menschliche Herz bekehren kann, bitten wir mit eindringlicher Bitte, dass diejenigen, die Frieden schaffen, auf ihrem Vorhaben beharren und diejenigen, die ihn behindern, von dem Hass, der sie quält, geheilt werden.“

Berdytschiw jetzt Basilica minor


Bei der Messe in Berdytschiw wurde auch ein Dekret bekanntgegeben, mit dem Papsz Franziskus dem Marienheiligtum den Ehrentitel Basilica minor verleiht. In der Kirche dürfen demnach Insignien des Papstes angebracht werden. Das auf dem Gelände einer ehemaligen Festung in Berdytschiw von 1634 bis 1642 errichtete Karmelitenkloster ist der bedeutendste römisch-katholische Wallfahrtsort der Ukraine.

Die dort verehrte Marienikone zog zunächst vor allem polnischsprachige Katholiken im Westen der heutigen Ukraine an. Nach der Teilung Polens kam das Kloster zu Russland und wurde mehrere Male zerstört und wieder aufgebaut. In Sowjetzeiten starb der letzte dort lebende Mönch 1926. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde es der katholischen Kirche zurückgegeben und zu neuem Leben erweckt. Papst Johannes Paul II. besuchte das Kloster bei seiner historischen Ukraine-Reise im Jahr 1998.

Hintergrund

Kardinal Parolin ist seit Freitag für einen 5-Tage-Besuch in der Ukraine. Laut vom Staatsekretariat bisher bekannt gegebenem Programm wird er auch noch die Hauptstadt Kyiv besuchen. Neben dem Besuch der griechisch-katholischen Kathedrale steht ein Treffen mit dem ukrainisch griechisch-katholischen Großerzbischof von Kyiv, Swjatoslaw Schewtschuk, auf dem Programm. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär trifft neben religiösen Persönlichkeiten auch „Vertreter der Zivilgesellschaft", wie das Staatssekretariat formuliert. Hier dürfte es sich um Politiker handeln, weitere Details wurden aber bisher nicht öffentlich. 

(vatican news - sst)

 

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21. Juli 2024, 11:00