Vatikan fordert vor UNO Maßnahmen gegen Hunger
Romano Pelosi – Vatikanstadt
Fast ein Jahrzehnt nach der Verabschiedung der Agenda 2030 durch die internationale Gemeinschaft bleibt die Realität anhaltender Armut in all ihren Dimensionen bestehen. „Wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen, wird voraussichtlich nur ein Drittel der Länder die nationale Armut bis 2030 halbiert haben“, warnte Erzbischof Caccia auf dem Forum, das der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) organisiert hatte. Er erinnerte daran, dass Armut die größte globale Herausforderung darstellt und das Hauptziel der Agenda 2030 ist.
Mehrdimensionale Natur der Armut und ungleiche Ressourcenverteilung
Erzbischof Caccia betonte, dass die effektivsten Strategien zur Armutsbekämpfung die Armut als ein vielschichtiges Phänomen anerkennen müssen. „Wenn wir den Menschen als Ganzes betrachten, einschließlich seiner sozialen, politischen, kulturellen und spirituellen Bedürfnisse, sehen wir, dass Armut mehr betrifft als nur die finanziellen Mittel, von denen die Menschen für ihr Überleben abhängig sind“, erklärte er. Diese Sichtweise erfordere einen ganzheitlichen Ansatz, der finanzielle Maßnahmen mit umfassenden Politiken verbinde, um auch die immateriellen Entbehrungen zu adressieren, die Millionen von Menschen täglich erlebten.
Ein zentraler Punkt von Caccias Statement war die ungleiche Verteilung der Ressourcen zwischen entwickelten und sich entwickelnden Ländern. Viele Entwicklungsländer müssen kostbare Ressourcen für die Rückzahlung untragbarer Schulden verwenden, anstatt in Bildung, Gesundheitswesen und soziale Sicherung zu investieren. „Die skandalöse Realität ist, dass die Bewältigung der multidimensionalen Aspekte der Armut für viele Entwicklungsländer außerhalb ihrer Reichweite liegt“, so Caccia.
Forderung nach Schuldenerleichterungen
„Es ist unerlässlich, dass die internationale Gemeinschaft radikale und transformative Maßnahmen in Bezug auf Schulden ergreift, um das Ziel einer Welt ohne Armut bis 2030 zu erreichen“, forderte der Vatikandiplomat. Er betonte die Notwendigkeit von Schulden-Restrukturierungsmaßnahmen, die den Entwicklungsländern den notwendigen finanziellen Spielraum bieten, um in ihre Bevölkerung zu investieren. Dazu gehörten die Senkung der Zinssätze und die Verlängerung der Rückzahlungsfristen, um Investitionen in Bereiche wie Bildung, Gesundheitswesen und soziale Sicherung zu lenken und damit Armutskreisläufe zu durchbrechen.
Erzbischof Caccia wiederholte den Appell von Papst Franziskus an wohlhabende Nationen, die Schulden von Ländern zu erlassen, die sie niemals zurückzahlen könnten. Der Papst hatte betont, dass dies „mehr als eine Frage der Großzügigkeit, nämlich eine Frage der Gerechtigkeit“ sei.
Globale Hungerkrise
Im zweiten Teil seines Statemets ging Caccia auf den zweiten Punkt der UN-Agenda ein, nämlich die Bekämpfung des Hungers. Die internationale Gemeinschaft befinde sich an einem kritischen Punkt, da weltweit alarmierende Hunger- und Unterernährungsniveaus verzeichnet würden. Wirtschaftskrisen, Klimawandel und Konflikte verschärften die Verwundbarkeit von Millionen Menschen und erschwerten die Verwirklichung einer Welt ohne Hunger. „Hunger ist kriminell; Nahrung ist ein unveräußerliches Recht,“ betonte Caccia mit den Worten von Papst Franziskus.
Rolle der Kirche und nichtstaatlicher Akteure
Der Vatikan-Vertreter unterstrich die entscheidende Rolle nichtstaatlicher Akteure bei der Erreichung des Millenniums-Ziels einer Reduzierung des Hungers weltweit. Das gelte besonders für die katholische Kirche, die weltweit durch zahlreiche Organisationen, Initiativen und Wohltätigkeitsprogramme im Kampf gegen Hunger aktiv sei. Diese Initiativen böten vielen Bedürftigen die primäre, oft einzige Quelle für sichere, ausreichende und nahrhafte Lebensmittel.
Langfristige Lösungen und Nachhaltigkeit
Caccia betonte, dass kurzfristige Lösungen allein nicht ausreichten, um das Ziel „null Hunger“ zu erreichen. Notwendig sei ein erneuertes Gefühl der Dringlichkeit und die Transformation der Lebensmittelversorgungssysteme, um Nachhaltigkeit, Resilienz und Gerechtigkeit zu gewährleisten. Trotz ausreichender Ressourcen und der Produktion von genügend Nahrungsmitteln bleibt Hunger für einen erheblichen Teil der Weltbevölkerung tägliche Realität.
Partnerschaften und Unterstützung der Schwächsten
Abschließend forderte er ein verstärktes Engagement für Partnerschaften, bei denen die am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffenen Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt stehen. Dazu zählte er Kleinbauern, indigene Gemeinschaften und Frauen, die eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft spielten, jedoch häufig keinen Zugang zu notwendigen Ressourcen und Entscheidungsprozessen hätten. Es sei dringend erforderlich, Maßnahmen zu beschleunigen und Partnerschaften zu stärken, um den unmittelbaren Bedürfnissen der Hungernden gerecht zu werden. Abschließend zitierte Caccia noch einmal Papst Franziskus: „Es ist wichtig, allen zu ermöglichen, von den Früchten der Erde zu profitieren, und nicht nur die Kluft zwischen den Wohlhabendsten und denen, die sich mit den Krümeln vom Tisch begnügen müssen, zu schließen“.
(vatican news – rp)
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