Kardinal Parolin spricht vor der UNO
Parolin sprach am Montag vor der UNO-Vollversammlung in New York. Der Chefdiplomat des Papstes nimmt an der sogenannten „High Level Week“ teil, in der Staats- und Regierungschefs am Sitz der Vereinten Nationen zusammenkommen.
In seiner Rede beklagte der Kardinal die Krise des multilateralen Systems und die „Erosion des Vertrauens zwischen den Nationen“, die sich in zunehmenden Konflikten zeige. Dabei sei es wichtiger denn je, etwas für „die Gleichheit und die souveräne Würde aller Nationen und die Schaffung von Vertrauen zwischen ihnen“ zu tun. Parolin erinnerte die UNO an ihr Ziel, die Armutsquote in der Welt spürbar zu senken, und zitierte Papst Paul VI. mit dem Diktum, der neue Name für Friede sei Entwicklung.
„Engstirnige geopolitische Erwägungen beiseitelassen“
„Eine friedliche und wohlhabende Zukunft erfordert den politischen Willen, alle möglichen Mittel einzusetzen, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.“ Dazu gehörten „die Reform der internationalen Finanzinstitutionen, die Umstrukturierung der Schulden und die Umsetzung von Strategien zum Schuldenerlass“.
Parolin forderte neue Anstrengungen zur Abrüstung und „die vollständige Abschaffung der Atomwaffen“. Dazu sei es notwendig, „engstirnige geopolitische Erwägungen beiseite zu lassen und starken wirtschaftlichen Lobbys zu widerstehen, um die Menschenwürde zu verteidigen und eine Zukunft zu garantieren, in der alle Menschen sowohl als Individuen als auch als Gemeinschaften in den Genuss einer ganzheitlichen Entwicklung kommen können“.
Vorbehalte gegen „reproduktive Rechte“
Die Künstliche Intelligenz (KI) streifte der Kardinalstaatssekretär mit einem kritischen Seitenblick. Auch gegen den sogenannten UNO-Zukunftspakt machte er Vorbehalte geltend. Diese richten sich vor allem gegen die Begriffe „sexuelle und reproduktive Gesundheit“ sowie „reproduktive Rechte“.
„Der Heilige Stuhl betrachtet die Abtreibung oder den Zugang zur Abtreibung oder zu Abtreibungsmitteln nicht als eine Dimension dieser Begriffe. Was das ‚Geschlecht‘ betrifft, so versteht der Heilige Stuhl den Begriff wiederum ‚als auf der biologischen sexuellen Identität beruhend, die männlich oder weiblich ist‘.“ Da durfte auch ein Verweis auf die traditionelle katholische Lehre von der Ehe, die nur von einem Mann und einer Frau eingegangen werden könne, nicht fehlen.
Der Seufzer des Vatikandiplomaten
Abschließender Seufzer des Kardinals vor der Völkergemeinschaft: „Heute schwindet das Gefühl, zu einer einzigen Menschheitsfamilie zu gehören, und der Traum, gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden zu arbeiten, scheint überholt und utopisch.“ Doch das müsse eigentlich nicht so sein – „wenn der Wille zu einem echten Dialog vorhanden ist“.
(vatican news – sk)
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