Radio-Akademie (2): Luther und das Geheimnis der Veronika
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Später, als er zum Rebell geworden ist, wird er die „Veronica“ in einer polemischen Schrift gegen das Papsttum erwähnen und von Betrug sprechen.
Und tatsächlich: Das Tuch, das damals in St. Peter öffentlich gezeigt wird, ist schwarz. Aber kann es sein, dass andere doch etwas gesehen haben in dieser Schwärze? Beziehungsweise dass auf dem Schweißtuch der Veronika in früheren Jahrhunderten doch etwas erkennbar war? Darüber sprechen wir mit der deutschen Forscherin Veronika Seifert, die in Rom lebt.
War früher mal etwas auf dem Tuch zu erkennen?
„Das ist eine sehr komplexe Frage, die Sie mir stellen... Um zunächst die erste Frage aufzunehmen, ob andere etwas im Schweißtuch der Veronika gesehen haben: Ja. Dazu habe ich ein Beispiel, das uns ins zwölfte Jahrhundert führt. Damals kam der französische König Philipp von einem Kreuzzug nach Rom und erhielt von Papst die Gnade, an einer privaten Ausstellung teilzunehmen. Und der Chronist, der wohl anwesend gewesen ist, schreibt hinterher, dass man noch heute etwas erkennen könne. Das heißt doch wohl: Man kann nicht mehr viel sehen, doch etwas ist immer noch zu erkennen.“
Im 16. Jahrhundert beschreibt der französische Schriftsteller Michel de Montaigne das Schweißtuch als kunstvolles Gesicht von dunkler Farbe und unklar. „Im 17. Jahrhundert wiederum berichtet ein gewisser Giacomo Grimaldi, dass bei den ‚Ausstellungen‘ über die Veronica noch ein Tuch gezogen werde, auf dem auf wunderbare Weise ebenfalls das Antlitz Jesu erschienen sei, und dass das auch von anderen Personen so gesehen wurde.“
Ein Tuch - oder zwei Tücher?
Verwirrend. Ist das Schweißtuch mit der Zeit immer dunkler geworden, vielleicht wegen des Blutes Jesu? Waren wirklich einmal darauf schemenhaft die Züge des Herrn auszumachen? Und was hat es mit diesem anderen Tuch auf sich, das bei der Zeigung der Reliquie ebenfalls kurz für die Gläubigen im Petersdom zu sehen war? Eine spannende Spurensuche, die uns unvermittelt auf die Fährte von nicht nur einer, sondern zwei Christusreliquien setzt...
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(vatican news)
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