Radio-Akademie (3): Luther und das Geheimnis der Veronika
Um diese Frage zu beantworten, verlassen wir gedanklich den Petersdom in Richtung Lateran, etwa fünf Kilometer Luftlinie entfernt. Hier finden wir, am Ende der sogenannten Heiligen Stiege, eine Kapelle, die sich nur durch ein Gitter anschauen lässt: Es ist die Sancta Sanctorum, die frühere Privatkapelle der Päpste, als diese noch im Lateran residierten. Oben können wir einen lateinischen Schriftzug lesen, der ins Deutsche übersetzt erklärt: „Auf der ganzen Welt gibt es keinen heiligeren Ort als diesen hier.“
„Und in dieser Kapelle wird seit Jahrhunderten eine Christusikone aufbewahrt, von der es heißt, dass sie nicht von Menschenhand gemacht worden sei“, erklärt uns die deutsche Vatikan-Mitarbeiterin Veronika Seifert, die in Rom Kirchengeschichte lehrt. „Diese Ikone wird seit Jahrhunderten verehrt. Und das Besondere jetzt ist, dass aus meiner Sicht eigentlich nicht diese Holzikone (die nach Angaben der Wissenschaft ungefähr aus dem 6. Jahrhundert stammt) die eigentliche Kostbarkeit ist, sondern dass diese Holzikone Trägerin und Reliquienbehälter eines Sudariums gewesen ist. Eines Schleiers, der wohl im 8. Jahrhundert aus Byzanz gekommen und somit in Rom in der Papstkapelle, im Zentrum des Hauses des Heiligen Vaters, aufbewahrt worden ist.“
Eine Ikone als Versteck
Also diese berühmte und verehrte Ikone nur als Container für ein Gewebe, von dem aber keiner Genaueres weiß?
„Ja, das ist richtig. Wir müssen uns vorstellen, dass dieser Schleier in einem Kontext nach Rom gekommen ist, in dem Bilder zerstört wurden. Ich spreche von dem Bilderstreit in Konstantinopel. Die Quellen sagen, der Patriarch Germanus II. habe dieses Schleierbild nach Rom geschickt, um es in Sicherheit zu bringen… Papst Gregor II. hat das Bild in Empfang genommen und in seine Papstkapelle gebracht...“
Das Bild? Wir reden hier von einem anderen Tuch als dem Schweißtuch der Veronika. Einem zweiten Christus-Tuch, das offenbar lange in der Papstkapelle im Lateran aufbewahrt worden ist. Eine große Mosaiktafel im Gang zur Sakristei, auf der die wichtigsten Reliquien aufgelistet sind, gibt bis heute einen Hinweis auf diese kostbare Reliquie. Hier lesen wir von einem Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen habe - eine Formulierung, die an einen Auferstehungsbericht in Kapitel 20 des Johannes-Evangeliums erinnert.
Spannende Spurensuche
Wurde diese Christus-Reliquie über Jahrhunderte hinweg im Lateran versteckt? Und gelangte sie von dort auf verschlungenen Wegen in den Petersdom, wo Luther sie dann bei der Zeigung des Schweißtuchs der Veronika zu Gesicht bekam? Eine spannende Spurensuche, quer durch Rom...
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(vatican news)
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