Die Bischöfe Meier (Augsburg), Genn (Münster), Bätzing (Limburg), Oster (Passau) und Overbeck (Essen) mit DBK-Sprecher Kopp (Foto: DBK) Die Bischöfe Meier (Augsburg), Genn (Münster), Bätzing (Limburg), Oster (Passau) und Overbeck (Essen) mit DBK-Sprecher Kopp (Foto: DBK)

„Synodalität ist nicht mehr rückgängig zu machen“

Die fünf deutschen Bischöfe, die an der Weltsynode teilgenommen haben, sind zufrieden mit dem Erreichten. Jetzt stünden „viele Türen offen“, sagten sie am Sonntagmorgen in Rom.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die Synode sei „ein Übungsraum der Synodalität“ gewesen; die Kirche des 21. Jahrhunderts sei sich „ihrer Globalität und ihrer Katholizität deutlicher bewusst geworden“, so die Bischöfe, die an der Synode teilgenommen hatten.

„Ich würde sagen: Die Roadmap ist geschrieben für eine synodalere katholische Kirche, und jetzt geht es darum, diese Roadmap mit Leben zu füllen.“ Das sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, vor Journalisten.

Bätzing: „Die Roadmap ist geschrieben“

„Es geht um eine neue Kultur in der katholischen Kirche, die ernst nimmt, dass die Taufe das Wichtigste ist… Der hierarchischen Grundstruktur der katholischen Kirche wird mit Synodalität ein Element der entscheidenden Mitverantwortung aller Gläubigen sozusagen als komplementär hinzugefügt – auf allen Ebenen: von der Pfarrei über die Bistümer, über die nationalen Kirchen, kontinentale Kirchen bis hin zur Weltkirche. Das ist etwas Neues!“

„Noch etwas zaghaft“

Das Schlussdokument der Synode sei „noch etwas zaghaft“, aber immerhin „ein Anfang, der nicht mehr zurückgenommen werden kann“, so Bätzing. „Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass diese Kultur auch rechtlich und in Strukturen gefasst wird.“

Für den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland sieht Bischof Bätzing „Rückenwind“. Das gelte auch für das geplante nationale synodale Gremium. „Es gab größte Vorbehalte hier in Rom hinsichtlich eines Synodalen Rates; wir sind da bereits in den Gesprächen weitergekommen, und ich glaube, im Licht dessen, was wir in diesen vier Wochen erlebt haben und was im Schlussdokument der Weltsynode steht, werden wir nun sehen können, wie wir das wirklich zustande bringen!“ Bei den Vollversammlungen der Bischofskonferenz kann sich Bätzing künftig auch Laien als „Gäste mit Rederecht“ vorstellen.

Der Limburger Bischof äußerte sich auch ausführlich zum Absatz 60 des Schlussdokuments, in dem es um die Rolle von Frauen in der Kirche geht. In der Schlussabstimmung bei der Synodenversammlung am Samstagnachmittag hat dieser Absatz die meisten Gegenstimmen erhalten. „Aber mehr als 72 Prozent, das sind fast Dreiviertel der Versammlung, haben dafür gestimmt! Und dieser Absatz Nummer 60 ist einer, der in der ,Modi'-Phase die größte Veränderung erfahren hat – weil die Frauen bei der Entgegennahme des Entwurfes sehr enttäuscht reagiert haben, dass sich das, was in der Synode gelebt wurde, nicht gespiegelt hat. Jetzt spiegelt es sich; ich bin sehr dankbar dafür.“

Foto: DBK
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Das Tauziehen um Absatz 60

Bätzing hatte sich während der Arbeiten der Synode für ein fortgesetztes Nachdenken über die Möglichkeit eines Frauendiakonats eingesetzt. Dabei solle nicht nur darauf geschaut werden, was es in der frühen Kirche einmal gegeben habe; die Kirche habe durchaus die Autorität, in dieser Frage heute ein neues Amt zu schaffen. Absatz 60 des Synodenpapiers hält nun fest, dass das Nachdenken über ein mögliches Frauendiakonat weitergehen soll.

„Nein, ich bin nicht damit zufrieden“

„Nein, ich bin nicht damit zufrieden! Aber es ist ein entscheidender Satz: ‚Die Frage der Zulassung von Frauen zum Diakonamt ist weiter offen‘. Das ist das, was wir erbeten haben, etwa auch auf dem ‚Synodalen Weg‘ in Deutschland. Genau das haben wir erbeten. Und wir haben gesagt: Wir können dazu wichtige Beiträge leisten, sowohl aus unserer Erfahrung vom kirchlichen Leben, vom Engagement von Frauen, vom Schrei der Frauen nach echter Beteiligung auf allen Ebenen in der Kirche. Und wir können auch gute Theologie dazu legen…“

Genns Stachel im Fleisch

Der Bischof von Münster, Felix Genn, zeigte sich vor den Journalisten zufrieden damit, dass Synodalität jetzt „gesetzt“ sei. Allerdings habe die Synode deutlich gemacht, „dass Synodalität in vielen Teilen der Welt doch noch sehr in den Anfängen steckt“. Er nehme von den Debatten in Rom aber auch, paulinisch gesprochen, einen „Stachel im Fleisch“ mit: „Wie können wir in unserer doch sehr bürgerlich und akademisch geprägten Kirche und unseren Kirchengemeinden den Blick für die Armen so weiten, dass sie wirklich ins Zentrum kommen und nicht nur Empfänger unserer Wohltaten sind? Darauf habe ich noch keine Antwort. Aber das sticht mich, das muss ich sagen.“

So reagieren deutsche Bischöfe auf die Ergebnisse der Weltsynode: Radio Vatikan berichtet

Meier: „Synodaler Weg und Weltsynode sind einander nähergekommen“

Bischof Bertram Meier von Augsburg strich am Sonntag heraus, dass Synodalität „konstitutiv für unser kirchliches Leben und für unsere Kirche“, ja geradezu ein anderes Wort für „Kirche“ sei. „Aber ich glaube, dass uns gerade jetzt, wenn wir die Synodalität auf Konstanz stellen wollen, Hausaufgaben gegeben sind. Eine ganz wichtige Hausaufgabe ist die Rolle der Frau in der Kirche; eine weitere ist das Thema der Dezentralisierung… Da müssen wir auch noch viel lernen, auch über die Rolle und Funktionen der Bischofskonferenz.“

Weltkirche-Bischof Meier äußerte auch den „Eindruck, dass der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland und die synodalen Prozesse auf weltkirchlicher Ebene einander etwas nähergekommen“ seien. Das gegenseitige Verständnis sei gewachsen; das bedeute aus seiner Sicht „einen Hoffnungsstreif am Horizont“.

Foto: Kempis
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Oster: „Schlussdokument für viele Interpretationen offen“

Der Bischof von Passau, Stefan Oster, wies bei der Pressekonferenz darauf hin, dass im Schlussdokument „in drei von fünf Überschriften das Wort Bekehrung“ stehe. „Das beschäftigt mich, weil es immer wieder neu um die Frage geht: Lasse ich mich davon verändern? Lasse ich mich bekehren?“ Er sei „sehr überrascht“ darüber, dass der Papst das Schlussdokument am Samstagabend unmittelbar in Kraft gesetzt hatte. „Es ist offen für ganz viele Interpretationen, wie man sehen wird, und manches wird auch noch mal kirchenrechtlich gelöst werden müssen oder besprochen werden müssen.“

Das Schlusspapier der Weltsynode halte daran fest, dass die Entscheidungsgewalt bei Bischöfen und Priestern bleibe, so der Salesianer. „Der ‚decision-making‘-Prozess bezieht möglichst viele ein, aber der ‚decision-taking‘-Prozess bleibt der Hierarchie reserviert. Daraus kann man natürlich jetzt interpretieren: Wie geht das jetzt? Wie finden wir da zusammen? Gibt es da noch irgendwie ein Drittes? Ich glaube, es gibt ein Drittes, aber das ist vor allem aus geistlicher Sicht zu verstehen…“

Overbeck warnt vor Nabelschau

Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen nahm das Abschlusspapier der Weltsynode als Ermutigung für die Kirche in Deutschland, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Und er wies auf den Priestermangel in Deutschland hin. „Wir haben fast keine jungen Priester mehr. Und so verändert sich die Struktur der Kirche sehr schnell, gerade auch in ihren wesentlichen Punkten von Sakramenten und Sakramentalität, wie wir Theologen das sagen – und da, glaube ich, müssen wir auch Schritte nach vorne gehen.“ Die „postsäkulare Welt“ brauche „einen Klerus mit zölibatär lebenden und verheirateten Priestern“. Allerdings warnte Overbeck auch vor kirchlicher Nabelschau. Während die Kirche sich „mit diesen Interna“ beschäftige, tobten Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land.

Hintergrund

An diesem Sonntag ist in Rom die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zu Ende gegangen. Seit dem 2. Oktober 2024 haben sich mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Vatikan versammelt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der ebenfalls über dreiwöchige erste Teil der Weltsynode getagt. Das Schlussdokument, das die Synodalversammlung an diesem Samstag vorstellte, wurde von Papst Franziskus unmittelbar in Kraft gesetzt – eine Premiere in der jahrzehntelangen Geschichte nachkonziliarer Synoden.

(vatican news)
 

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27. Oktober 2024, 11:07