Neue Enzyklika von Franziskus „Leseschlüssel seines Lehramtes“
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Forte, Erzbischof von Chieti-Vasto, wies dabei den gelegentlich innerhalb der Kirche zu hörenden Vorwurf zurück, der Papst vertrete eine verengte Sicht des Glaubens, die rein auf die Linderung materieller Nöte von Menschen ziele. „Die Botschaft, die dieser Papst der Kirche und der ganzen Menschheitsfamilie gegeben hat und gibt, ist weit davon entfernt, ein auf das Soziale ,zusammengestauchtes´ Lehramt zu sein, wie es manchmal plump verstanden wurde, sondern entspringt einer einzigen Quelle, die hier in aller Deutlichkeit dargestellt wird: Christus, der Herr, und seine Liebe zur ganzen Menschheit“, erklärte Forte vor Medienschaffenden. Einige hätten das nicht verstanden; hier lege der Papst es im Einzelnen dar.
„Franziskus hat sein Leben gebaut auf die Liebe zu Christus, die Liebe zu Christus, die ihn ,zu sich selbst entführt hat‘“, formulierte der Theologe. „Und genau daran wollte die Kirche die Welt erinnern. Es ist diese Liebe, die Sinn gibt, die inspiriert, die motiviert und die hilft, die Prüfungen und Herausforderungen des Lebens zu begreifen und zu bewältigen, und zwar in besonderer Weise durch das Vertrauen auf Gott und die Fähigkeit, auch denen, die uns verletzen, zu vergeben und sie zu lieben.“
Die neue Enzyklika von Papst Franziskus, seine vierte, trägt den Titel „Dilexit nos“, zu Deutsch: „Er hat uns geliebt“, der Untertitel lautet: „Enzyklika über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu“. Franziskus sehe die Notwendigkeit, „zum Herzen zurückzukehren“ und schlage der ganzen Kirche vor, die Liebe Christi – dargestellt durch das Heiligste Herz - als Glaubensinhalt neu zu vertiefen, so der Erzbischof. In einer Zeit voller Kriege und Konflikte müsse die Kirche die frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu jedem Menschen neu verkünden. Das aber bedeute, „alle an die Geschwisterlichkeit zu erinnern, die uns vor dem einen Vater vereint, und an die Liebe, die das Herz und das Leben eines jeden verändert, der ihn in sein Herz aufnehmen will“, so der Theologe. Mit Franziskus bezeichnete Forte das Heiligste Herz Jesu als „eine Synthese des Evangeliums“ (Nr. 83).
Neben Erzbischof Forte stellte die italienische Ordensfrau Antonella Fraccaro, Verantwortliche einer Gemeinschaft namens „Discepole del Vangelo“ (Schülerinnen des Evangeliums) das neue Lehrschreiben vor. Sie legte den Akzent auf die geistlichen Früchte einer Hinkehr zum Herzen Jesu. „Christus hat an unserem Leben teilgenommen, an unseren Leiden, er hat unsere Schwächen auf sich genommen, er wollte als Haupt das vorwegleben, was sein kirchlicher Leib erfahren würde, in den Wunden wie auch in den Tröstungen“, erklärte die Ordensfrau mit Verweis auf die Enzyklika bei der Pressekonferenz. In den Wunden wie auch in den Tröstungen: Wer als gläubiger Mensch an dieser doppelten Dimension Christi teilhabe, mache „eine wichtige geistliche Erfahrung“, und zwar „nicht allein, sondern gemeinsam als Kirche im Aufbruch“. Dann führe die Betrachtung des Herzens Christi auch zu einer Erfahrung des Trostes, des inneren Friedens, ja der Erleuchtung.
(vatican news – gs)
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