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Noch mit Baugerüst, aber bald nicht mehr Noch mit Baugerüst, aber bald nicht mehr  (AFP or licensors)

Restaurierter Baldachin im Petersdom: Ein Meisterwerk kehrt zurück

Nach neunmonatiger Restaurierung wird der prächtige Baldachin über dem päpstlichen Altar des Petersdoms an diesem Sonntag, 27. Oktober, feierlich enthüllt. Die imposante Struktur, die den barocken Stil Gian Lorenzo Berninis widerspiegelt, vereint Symbolik, Architektur und Kunst und erzählt die Geschichte des Glaubens und der Macht der Kirche.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Wenn man das Hauptschiff des Petersdoms betritt, überwältigt die gewaltige Architektur sofort. Der Raum scheint die Umgebung zu verschlucken, und der Blick wird unweigerlich von zwei Höhepunkten angezogen: dem Altar der Kathedra und dem Baldachin über dem Grab des Heiligen Petrus. Letzterer, ein Meisterwerk des Barockkünstlers Gian Lorenzo Bernini, wird an diesem Sonntag nach einer umfangreichen Restaurierung während der Messe zum Abschluss der 16. Generalversammlung der Bischofssynode erneut präsentiert.

Architektonisches Meisterwerk

Der Baldachin, den Bernini zwischen 1624 und 1633 für Papst Urban VIII. entwarf, ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol für die Macht und das Erbe der Kirche. Er rahmt den päpstlichen Altar ein und lenkt den Blick auf die Apsis, wo sich der Stuhl Petri befindet – ein hölzerner Thron, der die päpstliche Autorität seit Jahrhunderten verkörpert. Der Baldachin verbindet die Gründungsgeschichte der Kirche mit ihrer fortdauernden Mission, das Evangelium zu verkünden.

Der bronzene Baldachin
Der bronzene Baldachin

Bernini stellte sich der Herausforderung, ein Kunstwerk zu schaffen, das der gewaltigen Architektur des Petersdoms gerecht wird. Um dem riesigen Maßstab der Basilika zu entsprechen, ohne den Raum zu erdrücken, entwarf er gedrehte Säulen, die an die sogenannten „Heiligen Säulen" erinnern, welche einst die alte Basilika schmückten. Verzierungen wie bronzene Vorhänge und Palmzweige verleihen der Struktur Leichtigkeit und Bewegung, während die Figuren dynamischer Engel den Baldachin zu tragen scheinen.

Lehrer und Hirte

Die Symbolik des Baldachins entfaltet sich auch in der Nähe zur Kathedra Petri. Der Thron, der vom 27. Oktober bis 8. Dezember vor dem Altar ausgestellt wird, stellt die Autorität des Papstes als Lehrer und Hirte dar. Berninis Schöpfung fügt die Idee des Ziboriums – einer Schutzstruktur über einem Altar – mit der ursprünglichen Bedeutung eines Baldachins als Zeichen von Autorität zusammen. Die Konstruktion endet in einem Kreuz, das über einer vergoldeten Weltkugel thront, und versinnbildlicht das lateinische Sprichwort „Stat Crux dum volvitur orbis" („Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht").

Die barocke Gestaltung des Petersdoms, besonders die von Bernini gestaltete Apsis, spiegelt das Bestreben wider, Kunst, Architektur und Glauben zu vereinen und den Betrachter aktiv in die sakrale Erfahrung einzubeziehen. Die gesamte Rückwand des Doms inszeniert eine Vision des offenen Himmels, aus der die Taube des Heiligen Geistes emporsteigt – ein Sinnbild für den Geist, der die Nachfolger Petri in ihrer Mission leitet.

Der monumentale Bronzethron, der zwischen 1657 und 1666 entstand, trägt den antiken Stuhl Petri, der im 9. Jahrhundert als Geschenk des fränkischen Königs Karl II. nach Rom kam. Die Relieftafeln des Thrones illustrieren zentrale Aufgaben des Papsttums: Die Übergabe der Schlüssel an Petrus, die Hirtenaufgabe und die Fußwaschung. Diese Szenen verweisen auf die zentrale Rolle des Papstes als Stellvertreter Christi.

Flankiert wird der Thron von vier großen Kirchenvätern – Ambrosius, Augustinus, Athanasius und Johannes Chrysostomus – die den Thron beinahe symbolisch stützen. Über dem Thron schwebt das Symbol des Heiligen Geistes, das den Papst an seine Aufgabe erinnert: die Verkündigung des Evangeliums und die Erneuerung des Glaubens in schwierigen Zeiten.

Historischer Kontext

Der Petersdom ist seit Jahrhunderten ein Zentrum christlicher Kunst und Architektur. In der Barockzeit, einer Epoche, die mit heutigen multimedialen Ansätzen vergleichbar ist, strebten Künstler wie Bernini danach, alle Sinne anzusprechen und eine allumfassende Erfahrung des Glaubens zu schaffen. Die Enthüllung des restaurierten Baldachins erinnert daran, wie die Kunst des Barocks nicht nur ästhetische, sondern auch tief spirituelle Dimensionen besaß. Bernini vereinte Architektur und Skulptur zu einer Gesamtschau, die den Himmel auf Erden sichtbar macht und die Präsenz des Göttlichen im menschlichen Raum erfahrbar werden lässt.

Die Restaurierung des Baldachins ist ein symbolischer Akt, der die fortdauernde Bedeutung dieses architektonischen und geistlichen Meisterwerks unterstreicht. Sie erinnert daran, dass die Geschichte und die Mission der Kirche, wie sie im Petersdom sichtbar werden, nicht nur vergangen sind, sondern lebendig bleiben – eine Verkörperung des Glaubens, die auch heute neue Wege aufzeigt.

(vatican news)

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26. Oktober 2024, 13:32