Synode: Die Frauen, gemeinsam
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler sagte Radio Vatikan/Vatian News: „Das Eindrücklichste für mich, wenn ich zurückdenke an diese vier Wochen, ist die Widerstandskraft, die Treue, mit der die Frauen und viele Vertreterinnen und Vertreter in der Synode ihre Ortskirchen eingebracht haben und auch der Widerstand, den es gab, wenn es eben nicht so ging, oder wenn bestimmte Kreise versucht haben, andere zu beeinflussen.“
Gerade die Offenheit im Reden der Frauen bei der Synode habe sie sehr beeindruckt. Da sei wirklich Solidarität entstanden, die über unterschiedliche Ansichten hinwegtrug. „Wir haben ja zum Teil wirklich entgegengesetzte Meinungen. Aber wir teilen auch die Erfahrung, dass wir in der Kirche oft in der zweiten Reihe sitzen - oder in der letzten Reihe. Und das geht nicht spurlos an uns allen vorbei und bringt uns näher.“
Ähnlich sieht es Schwester Anna Mirijam Kaschner, die aus Deutschland stammende Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz. Ihr hat besonders die Synoden-Audienz der Frauen bei Papst Franziskus deutlich gemacht, dass es bei diesem globalen Kirchentreffen eine tragende und anhaltende Übereinstimmung der Frauen gab. „Was ich persönlich am Anfang befürchtet hatte: Jetzt gehen wir in die Audienz und sagen dem Heiligen Vater, was er alles machen muss. Wir wollen die Priesterweihe für Frauen, wir wollen das Bischofsamt für Frauen, wir wollen das Diakonat für Frauen. Oje, habe ich gedacht, jetzt hat er gerade gesagt, das Ganze braucht noch ein bisschen Zeit, und jetzt kommen wir wieder mit diesen Forderungen. Und das hat eben nicht stattgefunden.“
Stattdessen hätten die Frauen, die die Papstaudienz organisierten, klug von allen Kontinenten je eine Frau sprechen lassen, die die besonderen Anliegen der Frauen in den jeweiligen Kontinenten thematisierte. „Und das hat uns ein Stück noch mehr zusammengebracht, weil es nicht darum geht, der eine gegen den anderen, sondern wir sehen auf das, was für uns in unseren Ländern, in unseren Kontinenten wichtig ist und können uns da gegenseitig stützen und die Solidarität leben, von der ja das Dokument auch noch mal spricht.“
Dass sich in der Synode die Frage nach der Stellung der Frau in der Kirche bewegt hat, auch wenn keine Entscheidung über Ämterfragen fiel, denkt die in Erfurt lehrende Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens:
„Im Schlussdokument ist von der Beteiligung von Laien die Rede, also von Männern und Frauen, das wird explizit genannt. Es wird entscheidend sein, wie dies vor Ort umgesetzt wird. Viele Möglichkeiten, die das Kirchenrecht bietet, werden bislang nicht ausgeschöpft. In Deutschland ist man bei einigen Punkten vielleicht schon weiter, aber wir sind ja als Weltkirche unterwegs. Als ich nach Deutschland kam, hatte ich zuvor in Nordamerika studiert, wo es in der Kirche seit über 30 Jahren selbstverständlich ist, dass Frauen offizielle Leitungsrollen übernehmen, wie etwa in kirchlichen Gerichtshöfen. Hier gibt es noch Entwicklungspotenzial.“
Die aus Rumänien stammende Pastoraltheologin Klara Antonia Csiszar, Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz in Österreich, gehörte bei der Versammlung dem Kreis der rund 70 nicht-stimmberechtigten Expertinnen und Experten an. Sie betont, dass die Synode die legitime Vielfalt des Katholischen bestätigte und für gut befand.
„Ein Ergebnis ist, dass die Schönheit der Katholizität immer mehr sichtbar sein darf, dass die Kontexte wertvoll sind und als wertvoll betrachtet werden. Trotz der Unterschiede und der Vielfalt, die wir haben, sind wir doch alle gemeinsam unterwegs. Wir sind fähig, so lange miteinander um die besten Antworten zu ringen und nicht sofort das Ergebnis zu wissen, denn meine Antwort ist nicht die Antwort des anderen.“
Papst Franziskus verzichtet auf ein eigenes Schlussdokument und setzte das der Synode unmittelbar in Kraft, was noch nie vorgekommen war. Csiszar sieht darin eine Bestätigung des großangelegten Weges des weltkirchen Beratungen und der Miteinbeziehung aller Gläubigen.
„Das hier war der größte Konsultationsprozess, den es je in der Welt gab, von den Fidschiinseln über Österreich, Mongolei, Norwegen... Alle waren da und wir haben miteinander um die besten Antworten gerungen.“ Jetzt gehe es unmittelbar an die Umsetzung.
Die zweite und abschließende Vollversammlung der katholischen Welt-Bischofssynode hat am 2. Oktober begonnen und wurde am Sonntag (27. Oktober) mit einem Festgottesdienst im Petersdom beschlossen. Vier Wochen lang berieten die Synodalen intensiv und oft durchaus kontrovers. Am Samstagabend stimmten sie über ein 50-seitiges Dokument ab. Sie sprachen sich dafür aus, dass Ortskirchen stärker über ihre eigenen Belange entscheiden können, dass sich die Kirche stärker gegen Missbrauch und für die Betroffenen einsetzt und dass eine mögliche Diakonenweihe für Frauen weiter geprüft und nicht ad acta gelegt wird.
(vatican news – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.