Synode: „Ergebnis ist, dass Schönheit der Katholizität sichtbar werden darf"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Frau Csiszar, drei Jahre Weltsynode der katholischen Kirche gehen zu Ende, was ist dabei herausgekommen?
Klara A. Csiszar: Ein Ergebnis ist, dass die Schönheit der Katholizität immer mehr sichtbar sein darf, dass die Kontexte wertvoll sind und als wertvoll betrachtet werden. Trotz der Unterschiede und der Vielfalt, die wir haben, sind wir doch alle gemeinsam unterwegs. Wir sind fähig, so lange miteinander um die besten Antworten zu ringen und nicht sofort das Ergebnis zu wissen, denn meine Antwort ist nicht die Antwort des anderen. Aber so ein Dokument jetzt am Ende des Prozesses zu haben, mit dem Wert, den auch Papst Franziskus ihm jetzt zum Schluss gegeben hat, das ist einfach ein Werk des Heiligen Geistes, könnte man sagen, wenn man ganz fromm sein möchte. Das hier war der größte Konsultationsprozess, den es je in der Welt gab, von den Fidschiinseln über Österreich, Mongolei, Norwegen... Alle waren da und wir haben miteinander um die besten Antworten gerungen.
Sie haben es erwähnt: Papst Franziskus hat darauf verzichtet, ein eigenes nachsynodales Schreiben zu entwickeln, sondern er hat Ihr Schlussdokument in Kraft gesetzt. Was heißt das jetzt für die Weltkirche und für Sie als Synode?
Klara A. Csiszar: Das ist eine Hausaufgabe jetzt. Wir müssen jetzt nicht mehr warten, was kommt und was der Papst uns sagt - und wer weiß, wann das kommt. Sondern es ist ganz klar: Mit diesem Dokument wird jetzt gearbeitet. Es kommt die nächste Phase, die Phase der Umsetzung. Jetzt müssen die Ortskirchen, vielleicht auch die Bischofskonferenzen, jeweils nach Hause gehen und sehen: Wie kann Synodalität in der jeweiligen Ortskirche als neuer Stil der Kirche gelernt werden? Und je nach Kontext gehören verschiedene Aufgaben dazu.
Zum Beispiel?
Klara A. Csiszar: In Rumänien an der Universität, wo ich selber studiert habe, studieren die Priesteramtskandidaten und die Laientheologinnen und -Theologen getrennt, 100 Kilometer weit weg voneinander. Die Priesteramtskandidaten sind in einer Burg. Was bedeuten die Synodenbeschlüsse in diesem Kontext für die Ausbildung? Können Priesteramtskandidaten dort synodal ausgebildet werden? Oder sollten die künftigen Priester nach Cluj in eine Weltstadt gebracht werden, zusammen mit Laien, die Theologie studieren? In Linz wird eine andere Aufgabe auf uns warten, bei uns studieren schon lange alle gemeinsam. Aber das ist das Schöne an das Dokument, das jetzt die Aufgabe in den Ortskirchen liegt. Der Raum ist weit, wir müssen kreativ sein zu sehen, wie wir ihn füllen.
Es war verschiedentlich aus der Synode zu hören, der Stellenwert der Theologie, die in Europa getrieben wird, sei inzwischen komplett ins Hintertreffen geraten. Die Musik spielt woanders. Wie schätzen Sie das ein als ost-westeuropäische Theologin, die Sie sind?
Klara A. Csiszar: Ja, Südamerika bietet theologisch uns ganz viel. Wenn ich die theologische Expertise an der Synode mir anschaue, dann war es auch eindeutig. Es war zugleich etwas viel italienische Theologie vertreten. Jedenfalls, die Frage ist in Europa, was können wir einbringen und wie können wir die Art von Theologie, die wir im deutschsprachigen Raum oder auch in Osteuropa haben, pflegen, sodass sie nicht mehr so arrogant ankommt, sondern vielmehr unterstützend. Unsere Theologie sollte lernen, auch Fragen zu stellen und nicht immer alles besser zu wissen als andere. Das ist auch für uns ein Lernprozess. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen können.
Ich finde es sehr schade, wenn die Theologie im deutschen Sprachraum in den Hintergrund tritt. Es ist die Theologie, die nach dem Zweiten Vatikanum entwickelt wurde. Ihre Blüte verdankt sich auch den finanziellen Möglichkeiten, es gibt theologische Fakultäten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, und auch viele theologisch gebildeten Laien. Die haben wir nirgendwo sonst auf der Welt. Und das bewirkt schon etwas in der Kirche: Wie wir Kirche denken, wie wir Kirche leben, welche Dynamik wir in der Kirche haben und welche Anliegen wir haben. In Osteuropa kennen wir das gar nicht, auch heute nicht. Und da wird die Aufgabe sein, in dieser Vielfalt, auch theologischen Vielfalt, die Stimme in diesem Orchester zu finden, dass es nicht immer lauter ist, nicht immer besserwisserisch ist, sondern dass da im europäischen Orchester diese Theologie schön integriert ist. Auch weil wir das dringend brauchen.
(vatican news – gs)
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