Mithelfen bei der Geburt der synodalen Kirche
Die rumänische Theologin Klára Antonia Csiszár, die im österreichischen Linz lehrt, stellte den Journalisten die theologisch-pastoralen Sonderkonferenzen vor, die diesmal die Arbeiten der Synodalversammlung begleiten, so auch an diesem Mittwochnachmittag.
„Auf dem Weg des gemeinsamen Lernens“
„Wir sind auf dem Weg des Lernens, des gemeinsamen Lernens. Letztes Jahr gab es ja die Kritik, dass die Theologie nicht genug Aufmerksamkeit bekommen habe; die theologisch-pastoralen Foren antworten jetzt darauf und eröffnen einen Raum, in dem auch die Theologie ihrerseits lernt, ihre Rolle in einer synodalen Kirche zu artikulieren, und andererseits lernt, einen inhaltlich wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines neuen synodalen Stils, einer neuen synodalen Kultur zu leisten.“
An diesem Mittwochnachmittag beschäftigen sich die Vertiefungs-Foren in Rom, ganz in der Nähe des Vatikan, mit dem Verhältnis von Orts- und Weltkirche sowie mit der Beziehung Papstprimat und Bischofssynode. Worum es generell bei solchen Foren geht, umriss Csiszár, die eines dieser Foren moderiert, so:
„Einerseits Orientierung zu bieten, wo es Stauungen gibt, andererseits Motivation zu fördern, wo vielleicht keine Möglichkeiten mehr gesehen werden und Erschöpfung eintritt, sowie auch Kritik zu üben, wo viele Rückmeldungen darauf hinweisen ‚Oh, das könnte jetzt ein falscher Weg sein‘. Diese Foren unterstützen dabei, die theologische Grundmelodie der ganzen Synodalität besser zu verstehen, insbesondere die Volk-Gottes-Theologie, das Volk Gottes als Subjekt der Mission.“
Es sei wichtig, sozusagen „die Brille aufzusetzen und die Mission des Volkes Gottes immer vor Augen zu haben“, so die rumänische Theologin. Die Theologie dürfe dementsprechend nicht nur „dozieren“, sondern müsse „viel zuhören“. Das gelte auch für die Präsenz der theologischen Experten in der Synodenaula. Sie stellten sich andauernd die Frage: „Wann ist der richtige Moment, etwas klarzustellen? Wann ist ein richtiger Moment, um mit den Teilnehmern zu ringen um die besten Antworten?“
„Wir sind eine tolle wissenschaftliche Community“
Die Theologen seien so etwas wie Hebammen, um bei der „Geburt einer synodalen Kirche“ zu helfen. „Wir sind eine tolle wissenschaftliche Community – alle mit ‚nihil obstat‘von Rom, sozusagen. Also, Angst braucht man nicht vor uns zu haben! Aber das ist ein Lernweg. Wir lernen viel als Theologen – in der Hoffnung, gemeinsam diese synodale Kirche zur Welt zu bringen.“
Zwischen Ost und West
Von Journalisten auf Unterschiede zwischen den Ortskirchen in West- und Osteuropa angesprochen, wies Csiszár auf Verschiedenheiten in der theologischen Kultur hin. Im deutschen Sprachraum gebe es so viele theologisch gebildete Laien wie sonst kaum in Europa. „Und das macht etwas mit der Dynamik und wie Kirche vor Ort gestaltet wird“, sagte die Pastoraltheologin. Im Gegenteil hätten Laien in Osteuropa vielfach entweder noch nicht die Möglichkeit zu theologischen Ausbildungen, oder sie würden danach in der Kirche nicht angestellt, schilderte Csiszár: „Und das macht schon etwas aus auch dafür, wie wir als Laien unsere Rolle in der Kirche verstehen“.
Gleichzeitig gebe es in Osteuropa seit dem Fall des nach dem Kommunismus an vielen Orten extrem viele Möglichkeiten für theologische Forschungen im Sinne eines fruchtbaren „Gabenaustauschs“. Csiszár nannte als Beispiel die Babes-Bolyai-Universität im rumänischen Cluj-Napoca, an der es vier theologische Fakultäten aus dem Bereich des Christentums gibt. Dies biete große Möglichkeiten für Forschungen und sei so etwas wie eine „theologische Werkstatt“, die von den Verantwortungsträgern in der Kirche künftig besser genutzt werden sollten, so die Theologieprofessorin.
Die theologischen Experten bei der Vollversammlung arbeiten jetzt erstmals eng untereinander zusammen, erklärte ihr Koordinator, Dario Vitali, vor den Vatikanjournalisten. Dabei tauschen sie sich eng mit Kirchenrechtlern aus, wie der spanische Priester José San José Prisco angab; früher seien die Wege von Theologie und Kirchenrecht leider eher parallel verlaufen, ohne sich zu berühren. Eine Kommission von Kirchenrechtlern überprüfe die auf der Weltsynode aufkommenden Reformvorschläge und denke über entsprechende Änderungen im Kirchenrecht nach.
Synodale Strukturen weiterentwickeln
Der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für Kommunikation, Paolo Ruffini, verriet einige Einzelheiten aus den Berichten der einzelnen Sprachzirkel, die an diesem Mittwoch hinter verschlossenen Türen vorgestellt wurden. Da sei vorgeschlagen worden, die schon bestehenden synodalen Strukturen in der Kirche zu stärken und besser zu nutzen sowie die Rolle der Bischofskonferenzen in diesem Sinn weiterentwickeln. In diesem Zusammenhang sei auch über kontinentale Bischofskonferenzen gesprochen worden – gleichzeitig aber auch über die Gefahr, dass nicht alles noch bürokratischer werden dürfe.
Einer der aufgekommenen Vorschläge auf der Weltsynode: Der Vatikan solle sich eigene Räte für die Ortskirche jedes Kontinents zulegen. Also einen päpstlichen Europa-, einen Afrika-Rat und so weiter.
(vatican news – sk)
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