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Briefing im Pressesaal Briefing im Pressesaal 

Synodenbriefing: Synode auf der Zielgeraden

An diesem Nachmittag werden die neuen Mitglieder des Ordentlichen Rates der Synode gewählt. In Einvernehmen mit dem Papst, der dem Gremium vorsteht, wurde entschieden, die Mitgliederzahl auf 17 zu verändern. Das wurde am Mittwoch beim regelmäßigen Synodenbriefing mitgeteilt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Beim Ordentlichen Rat handelt es sich um die ständige Struktur des Generalsekretariats der Bischofssynode, der der Papst vorsteht; sie treten ihr Amt zum Ende der aktuellen Generalversammlung an und verlieren es mit Auflösung der nächsten Generalversammlung, deren ordentliche Mitglieder sie sind. 12 der Mitglieder werden nach einem Kontinentalschlüssel aus den Bischöfen und Patriarchen, die Mitglied der aktuellen Synode sind, gewählt, weitere vier durch den Papst ernannt (Anm. in der Pressekonferenz war ursprünglich von 13 zu wählenden Mitgliedern die Rede, wir haben diese Ziffer korrigiert). Zu einem späteren Zeitpunkt kommt der Leiter der Kurieneinrichtung hinzu, die für das Thema der kommenden Synode zuständig ist. 

Während der kommenden beiden Tage werden über 1.000 Änderungsvorschläge, die bis zu diesem Mittwoch um 12.30 Uhr von den Synodenteilnehmern einzeln oder nach Arbeitsgruppen geordnet eingereicht werden konnten, durch die Kommission verarbeitet, die für die Abfassung des Schlussdokumentes verantwortlich ist. Deshalb werde es in dieser Zeit keine Pressebriefings geben, dieses werde erst am Samstagabend mit der Vorstellung des Ergebnisses der Synodenberatungen wieder abgehalten, hieß es am Mittwoch weiter. Auch eine Videobotschaft des Papstes an die jungen Teilnehmer der Synode wurde dabei gezeigt. Darin forderte das Kirchenoberhaupt sie auf, immer weiter zu gehen und nie stehen zu bleiben, um nicht – wie Wasser in einer Pfütze, das nicht mehr fließe - „schal“ zu werden. Sie sollten ihren Weg „mit Freude“ weitergehen, so Franziskus, der auch persönlich an der Nachmittagssitzung teilnehmen wollte.

Ausgestaltung des bischöflichen Amtes

Breiten Raum nahm in dem Pressebriefing auch eines der wohl brennendsten Themen der aktuellen Bischofssynode ein: nämlich die Ausgestaltung des bischöflichen Amtes und die Auswahl geeigneter Kandidaten, ebenso wie die Autorität der Bischofskonferenzen vor dem Hintergrund einer synodalen Ausrichtung in der Kirche.

Hier im Video

Letztlich liege die Verantwortung für die Ernennung eines Bischofs beim Papst, erklärte der Präfekt des Dikasteriums für Bischöfe, Kardinal Robert Francis Prevost, bei der Pressekonferenz. Doch bereits jetzt habe ein Nuntius, dem bei der Auswahl geeigneter Kandidaten eine zentrale Rolle zukommt, die Anweisung, seine Konsultationen so breit wie möglich anzulegen, versicherte der Ordensmann:

„Natürlich gibt es noch viel zu tun, natürlich können Verbesserungen vorgenommen werden, aber das ist in der Tat schon ein Teil des Prozesses der Auswahl von Bischöfen. Dann wurde natürlich eine Reihe von Fragen zur Autorität der Bischöfe und zu ihren pastoralen Aufgaben aufgeworfen. So dass sie nicht nur ,Verwalter‘ sind, nicht nur der Organisation, strukturellen Fragen und Zeremonien gewidmet sind, sondern dass sie in erster Linie Seelsorger sein sollten, die mit ihrem Volk mit Freude gehen sollten.“

Ein Bischof, der nur für plakative Momente in der Gemeinde vorbeischaue, entspreche nicht dem Bild eines Seelsorgers und Dieners, wie ihn sich Papst Franziskus vorstelle, vielmehr müsste er seine Gemeinde kennen und auf deren Bedürfnisse reagieren, unterstricht Prevost. Ein großes Spannungsfeld tue sich auch aufgrund der Tatsache auf, dass Bischöfe manchmal nicht nur Seelsorger, sondern auch Richter sein müssten, so Prevost:

„Eine der Fragen, die aufgeworfen wurden, ist die Spannung, die manchmal besonders von Bischöfen, aber vielleicht auch von anderen, empfunden wird, weil ihre Rolle die Dimension des Vaters und des Seelsorgers, besonders für die Priester einer Diözese, beinhaltet. Und doch sind sie manchmal auch dazu berufen, Richter zu sein“.

Die könne Probleme im Lebensstil von Priestern und anderes betreffen, wie beispielsweise den Komplex des Schutzes für Schutzbedürftige.

„Und eine der großen Herausforderungen für die Bischöfe in der ganzen Welt in den letzten 20 oder 30 Jahren war die Frage, wie man am besten für den Schutz von Minderjährigen in der Kirche im Allgemeinen sorgen kann. Die Spannung zwischen Seelsorger und Richter ist Teil dessen, was es bedeutet, Bischof zu sein.“ Dabei könnten und müssten sich Bischöfe auch externe fachliche Hilfe holen, wenn es um spezifische Fragen gehe, so Prevost weiter. Doch letztlich gehe es bei der Autorität der Bischöfe „in erster Linie“ um den Dienst.

„Papst Franziskus hat wiederholt gesagt, die einzige Autorität, die wir als Bischöfe haben, ist zu dienen. Und es ist sehr wichtig, diese ganze Forderung, die Dynamik oder das Paradigma einer Machtstruktur zu ändern und stattdessen die Rolle zu sehen, die ein Bischof hat, um allen Mitgliedern der Diözese zu dienen.“

Nicht nur das, auch die Menschen, die am Rand stünden oder der Kirche ferner seien, müssten dabei nach dem Motto „Alle, alle, alle“ einbezogen werden.

„Und der Bischof auf Diözesanebene ist dazu aufgerufen, in der Tat der Ausdruck dieser Gastfreundschaft, dieser Offenheit zu sein, zu sagen, dass alle Menschen eingeladen sind, Teil der Gemeinschaft der Kirche zu werden.“

Experten vor der Presse

Als Experten nahmen bei der Pressekonferenz diesmal der Kanadier Gilles Routhier und die Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens, die in Erfurt lehrt, teil.

Die Niederländerin wies vor den Journalisten darauf hin, dass viele Teilnehmer der Synode in den einzelnen Synodenphasen „mit großer Beständigkeit und Hartnäckigkeit“ die Auffassung vertreten hätten, dass Reformen auch mit Änderungen im Kirchenrecht einhergehen müssten, auch wenn diese allein nicht ausreichten. Insbesondere verbindliche synodale Beratungsstrukturen in allen Teilen der katholischen Kirche einzuführen, führe zu einer gesunden Dezentralisierung und biete die Möglichkeit, Probleme vor Ort lokal zu lösen. Auch der Wunsch nach verpflichtenden kirchlichen Versammlungen auf allen Ebenen und der Einrichtung obligatorischer Diözesanräte sei immer wieder aufgekommen, ebenso wie die Organisation regelmäßiger Kontinentalversammlungen. Lokale Beispiele und Lösungen könnten schließlich für die gesamte Weltkirche fruchtbar gemacht werden. Ein wichtiges Thema in der Synodenaula sei auch eine stärkere Rechenschaftspflicht für die Verantwortungsträger in der Kirche, insbesondere für Bischöfe.

Der kanadische Experte Gilles Routhier wies darauf hin, dass die Frage nach der lehramtlichen Autorität der Bischofskonferenzen, die bei dieser Synode besonders im Zentrum stehe, nichts „Neues“ sei. Doch es sei wichtig, sich auf ein gemeinsames Verständnis davon zu zu einigen, was genau unter „lehramtliche Autorität“ falle. Sonst gerate die Kirche in Gefahr einer Spaltung durch einander widersprechende Regelungen einzelner Bischofskonferenzen:

„Es ist also keine absolute Autorität, neue Dogmen vorzuschlagen, und es ist auch eine Autorität, die Grenzen hat, das heißt, sie ist immer in der Gemeinschaft mit der Kirche. Eine Bischofskonferenz ist nicht autonom und kann sich nicht leichtfertig verhalten, ohne in Gemeinschaft mit den anderen Ortskirchen und mit dem Papst zu stehen.“

Vielmehr gehe es darum, dass einzelnen Bischofskonferenzen in ihrem Zuständigkeitsbereich die Kompetenz zukomme, den gemeinsamen Glauben „authentisch“ zu lehren, angepasst an die regionalen Besonderheiten.

Dank für Solidarität

Als Zeuge des Synodenprozess trat der Maronit Khalil Alwan auf. Er unterstricht die Bedeutung der Tatsache, dass bei dieser Synode erstmals nichtbischöfliche Mitglieder mit Stimmrecht zugelassen seien, eine Tatsache, die sehr geschätzt worden und Ausdruck des „Sensus fidei der Weltkirche“ sei. Ihn habe sehr berührt, welche Aufmerksamkeit die Situation im Heiligen Land und in seiner Ortskirche in der Synodenaula erfahre, ebenso wie die Tatsache, dass viele konkrete Solidaritätsbekundungen eingegangen seien, wie der Gebets- und Fastentag, die Kollekte oder der Brief des Papstes an die Katholiken im Heiligen Land.

(vatican news)

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23. Oktober 2024, 17:40