Beim Forum „Das Volk Gottes. Subjekt der Mission“ am 9. Oktober 2024 in Rom Beim Forum „Das Volk Gottes. Subjekt der Mission“ am 9. Oktober 2024 in Rom  (Ctruongngoc)

Synode: Theologie-Pastoral-Forum denkt über „Volk Gottes“ nach

Das Wesen der Mission, Frauen in der Kirche, die Rolle des Volkes Gottes bei der Synode – um solche Themen ging es am Mittwochabend im Rahmen der Weltsynode bei einem öffentlichen theologisch-pastoralen Forum mit internationalen Gästen. Thema war: „Das Volk Gottes. Subjekt der Mission“.

Freiraum für den Glauben

Der deutsche Theologe Thomas Söding hob auf dem Forum, das in der Jesuitenkurie in Rom stattfand, die Mission als Horizont der Kirche hervor. Der Neutestamentler erinnerte daran, dass es nicht die Aufgabe der Jünger Jesu sei, den Glauben der Menschen zu kontrollieren, sondern ihn zu ermöglichen. Es liege nicht in der Kompetenz der zwölf Apostel, jemanden von der missionarischen Gemeinschaft auszuschließen – die Mission Jesu erfordere immer eine ausgestreckte Hand. Petrus und Maria Magdalena sind Beispiele für den missionarischen Glauben, ebenso wie die Hausfrau mit dem Sauerteig, von der in der Heiligen Schrift berichtet wird. „Es gibt nur eine Mission“, so Söding, „und das ist die Verkündigung des kommenden Reiches Gottes. Mission durch Anziehung ist der Schlüssel.“

Nach Paulus ist das missionarische Wachstum umso wirksamer, je mehr man vom Glauben erfüllt ist, einem Glauben, der niemals als selbstverständlich angesehen werden kann. „Man muss sich in die anderen einfühlen, um auch die Schwachen einzubeziehen und zu ermutigen“, betonte der Professor, der darauf hinwies, dass der Apostel „die Gläubigen nicht von sich abhängig macht, sondern die Freiheit in Christus verkündet“. Theologische Kompetenz sei kein Privileg der Bischöfe, sondern ein Geschenk an die Kirche, wenn sie neue Formen der Beteiligung am kirchlichen Leben anrege. Schließlich wies Söding darauf hin, dass die Erwartungen der Laien, die einen aktiven und reifen Beitrag zum Leben der Kirche leisten wollten, gestiegen sind: „Sie erwarten, dass man ihnen zuhört und fordern mehr Transparenz“.

Synode sucht Geist und ist „auslegendes Subjekt“

Der australische Theologe und Priester Ormond Rush, Berater des Generalsekretariats der Bischofssynode und für lange Zeit Präsident der „Australian Catholic Theological Association“, hob den inklusiven Sinn der Kirche hervor - verstanden als die Gesamtheit der Gläubigen, zu der auch die Hierarchie gehöre. Rush erläuterte in seinem Redebeitrag vier Aspekte des Volkes Gottes: das Volk Gottes als ein interpretierendes Subjekt; das Volk Gottes als ein durch die Zeit bedingtes Subjekt; das Volk Gottes an einem Ort, der für die Verkörperung des Evangeliums wichtig sei; das Volk Gottes als sakramentales Subjekt. Bereits die frühen christlichen Gemeinschaften hätten das Evangelium auslegen müssen, um es in den verschiedenen Ortskirchen, die nach und nach entstanden, anzuwenden, führte der Theologe etwa mit Blick auf den Aspekt der Interpretation aus. Auch die Weltsynode sei „ein auslegendes Subjekt, das die Führung des Geistes sucht, um die Bedeutung des lebendigen und vollständigen Evangeliums zu verstehen“, formulierte Rush. Zeit und Raum seien offensichtlich Daten, die die Kirche und das Evangelium selbst prägten.

Volk Gottes? Frauen in alle Beratungsgremien

Für einen repräsentativen Frauenanteil in allen Beratungsgremien der katholischen Kirche sprach sich die italienische Kirchenrechtlerin Donata Horak aus. Schon heute stehe im Kirchenrecht, dass die Zusammensetzung von Beratungsgremien die Zusammensetzung des Gottesvolkes widerspiegeln solle, argumentierte Horak am Mittwochabend auf dem Forum „das Volk Gottes. Subjekt der Mission“ in der Jesuitenkurie in Rom. Bislang gelte das aber nicht für die Zusammensetzung nach Geschlechtern, obwohl dies eine wesentliche Dimension der menschlichen Existenz sei. Bei künftigen Synoden müsse sich dies ändern, so dass der Frauenanteil dem Anteil im Volk Gottes entspreche, so Horak.

Die Kirchenrechtlerin bezog sich bei ihrem Vorstoß auf die Annahme aus dem Arbeitsinstrument der Synode, dass das Volk Gottes nicht bloß die „Summe“ der Getauften sei, sondern das „Wir“ der Kirche im Sinne eines gemeinschaftlichen und historischen Subjektes der Synodalität und Mission. Horak hatte ihre Gedanken auch bei der jüngsten Tagung des Kardinalsrats „K9“ im Juni in Gegenwart von Papst Franziskus vorgetragen. Der Rat ist das wichtigste offizielle Beratungsgremium des Papstes. Bei der Weltsynode sind zwar erstmals Frauen mit vollem Rede- und Stimmrecht dabei, doch sie machen nur etwa ein Achtel der Teilnehmer aus. Horak bedauerte, der aktuell geltende Kirchenrechtskodex von 1983 habe nur zum Teil die neue Theologie und Kirchenlehre des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) umgesetzt. Noch immer sei die gesamte Macht bei den Klerikern, synodale Gremien hätten rein beratende Funktion. Dies müsse bei der anstehenden Reform des Kirchenrechts geändert werden. An die Stelle des monarchischen Hierarchiemodells müsse ein synodales Modell treten, so Horak. Dieses unterscheide sich von einer Monarchie, aber auch von einer Demokratie mit ihren Mehrheitsentscheidungen.

Keine selbstbezogene Haltung der Kirche

In seiner biblisch-pastoralen Reflexion erinnerte Bischof Lúcio Andrice Muandula aus Mosambik daran, dass die Mission des Volkes Gottes nicht vom Menschen, sondern vom Vater ausgehen müsse. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Mosambik und erster Vizepräsident des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (Secam) lud die Gläubigen dazu ein, in einer Kirche, die „nicht missionarischer Herr, sondern missionarischer Diener“ sei, aus sich selbst herauszugehen. Die Kirche dürfe sich nicht in einer selbstbezogenen Haltung verschließen: „Es geht nicht nur darum, einen Dienst zur Aufrechterhaltung der christlichen Gemeinschaft zu leisten, sondern in einen Dialog mit der Welt einzutreten“. Diese Haltung müsse aus der christlichen Initiation jedes Einzelnen erwachsen, so der Bischof der Diözese Xai-Xai.

In der Publikumsdiskussion wurde bei dem Forum hervorgehoben, dass man bei der Rede vom Volk Gottes nicht in soziologische Kategorien verfallen dürfe, die die göttliche Dimension vernachlässigen. Wo ist dieses missionarische Volk, wenn es so wenige Menschen in der Kirche gibt? – war eine weitere Frage, die aufkam. In der letzten Zeit sie die Freude am Glauben verloren gegangen. Diese Freude könne „auch durch eine solidere und kontinuierliche christliche Ausbildung wiedergewonnen werden muss“, plädierte ein anwesender Missionar.

Das Forum wurde moderiert von der Professorin für Pastoraltheologie der universität Linz, Klara A. Csiszar. Parallel zum Forum über „Das Volk Gottes, Subjekt der Mission“ fand am Mittwochabend im römischen Augustinianum ein weiteres Theologie-Pastoral-Forum zum Thema „Die Rolle und Autorität des Bischofs in einer synodalen Kirche“ statt. Nach Angaben des Synodensekretariats gibt es bei der laufenden Weltsynode insgesamt vier dieser Foren. Sie beleuchten Themen „von besonderer Bedeutung für das Verständnis des Lebens der Kirche und ihr missionarisches, synodales Gesicht“, hieß es.

(vatican news/kna – pr)
 

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10. Oktober 2024, 12:34