Einführung zu Modul II des IL: Kardinal Hollerich im Wortlaut
4. Sitzung der Circuli minori
7. Oktober 2024
Einführung zu Modul II des Instrumentum laboris
von Kardinal Jean-Claude Hollerich,
Generalrelator der Synode
Guten Morgen und herzlich willkommen nach einem Sonntag, der unseren Blick und unser Herz auf die blutige Welt gerichtet hat, in der wir leben, mit dem Gebet des heiligen Rosenkranzes für den Frieden in der Basilika Santa Maria Maggiore unter der Leitung des Heiligen Vaters. Unsere Fürbitte geht auch heute weiter durch die alte und traditionelle Praxis des Fastens, wie bereits der Generalsekretär in Erinnerung gerufen hat. Ich schließe mich auch seinen guten Wünschen für die neuen Mitglieder des Kollegiums der Kardinäle, insbesondere für die hier Anwesenden, gerne an.
Mir scheint, dass uns das Gebet für den Frieden hilft, die Arbeit, die wir die wir heute an dem Abschnitt des Instrumentum laboris, der den „Beziehungen“ gewidmet ist, durchführen: Möge die Sehnsucht nach Frieden der Horizont unserer Überlegungen und unseres Austauschs sein und möge der Herr uns den Weg zeigen, wie wir Friedensstifter im Dienst der ganzen Menschheit werden können.
Konkret wird dieses zweite Modul die gleiche Struktur haben wie das der vergangenen Woche, aber mit mehr Zeit für die Arbeit im Plenum: gut neun Stunden entsprechend drei Generalkongregationen. Ich habe den Sondersekretär, P. Giacomo Costa SJ, gebeten, uns zu helfen, die Dynamik des Moduls am Ende meiner Einführung noch einmal neu zu fokussieren.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass sich die Abschnitte, die wir in diesem und den nächsten beiden Modulen behandeln auf der Grundlage des didaktischen Fundaments von der vergangenen Woche aufbauen. Letzteres diente dazu, den Bezugshorizont zu skizzieren in dem unsere Überlegungen angesiedelt und verankert sein müssen. Viele der Interventionen der vergangenen Woche haben dazu beigetragen, ihn zu präzisieren und zu vervollständigen.
Wir werden jetzt die drei eng miteinander verflochtenen Teile des Instrumentum laboris – „Beziehungen“, „Wege“ und „Orte“ - behandeln. Sie beleuchten „aus verschiedenen Perspektiven das missionarisch-synodale Leben der Kirche“ (IL 2, Einleitung). Mit anderen Worten: Ausgehend vom synodalen Prozesses und insbesondere von den im Synthesebericht zusammengefassten Ergebnissen der ersten Tagung und der der anschließenden Konsultation der Ortskirchen, versuchen sie, Wege zu skizzieren, die es erlauben, Grundlagen im täglichen Leben und in der Praxis der christlichen Gemeinschaft zu verkörpern und sie konkret und damit für das Volk Gottes erfahrbar zu machen.
Der Abschnitt, mit dem wir uns befassen, nimmt insbesondere „die Perspektive der Beziehungen - mit dem Herrn, unter den Brüdern und Schwestern und zwischen den Kirchen -, die die Vitalität der Kirche weitaus stärker fördern als ihre Strukturen“ in den Blick. Dieses Beziehungsgeflecht, das dem Einzelnen und der Gemeinschaft Bezugs- und Orientierungspunkte bietet, ist vielschichtig und durchzieht eine Vielzahl von Ebenen. Aus diesem Grund ist der Text in vier Abschnitte gegliedert, die jeweils einen bestimmten Aspekt beleuchten:
- Der Abschnitt „In Christus und im Geist: Die christliche Initiation“ betrachtet die grundlegende Beziehung zu Gott, dem Vater, in Jesus Christus und im Heiligen Geist, die sakramental zum Ausdruck kommt auf dem Weg der christlichen Initiation;
- Der Abschnitt „Für das Volk Gottes: Charismen und Ämter“ befasst sich mit den Beziehungen zwischen denjenigen, die die Gabe der Taufe empfangen haben und Glieder des Volkes Gottes geworden sind: Jedem von ihnen gibt der Heilige Geist die Fähigkeit, das Evangelium auf unterschiedlichste Weise zum Wohle aller zu verkünden;
- Der Abschnitt „Mit den geweihten Amtsträgern: im Dienst der Harmonie“ konzentriert sich auf die Beziehungen, die die Harmonie, die Gemeinschaft und die Gegenseitigkeit zwischen dem Priestertum aller Getauften und dem Amtspriestertum ausdrücken;
- Der Abschnitt „Zwischen den Kirchen und in der Welt: die Konkretheit der Gemeinschaft“ betrachtet die Beziehungen und den Austausch der Gaben zwischen den vielen Kirchen innerhalb der einen Kirche.
Die Herausforderung für unsere Arbeit in den kommenden Tagen besteht darin, sich auf eine Bewegung einzustimmen, die das Instrumentum laboris ausdrückt und die die verschiedenen Ebenen und Bereiche zusammenhält, damit so das Leben und die konkrete Praxis in unserer Gemeinschaft erreicht werden. Es wäre einfach, auf einer allgemeinen Ebene zu bleiben und sich darauf zu beschränken, allein die Bedeutung der Beziehungen für die Entwicklung der Personen und Gemeinschaften in den Blick zu nehmen. Die christliche Anthropologie bietet uns in dieser Hinsicht unzählige Anregungen. Aber ich fürchte, das würde Gefahr laufen, wenig fruchtbar zu sein. Das Volk Gottes wartet auf Hinweise und Vorschläge von uns, wie es möglich ist, diese Vision konkret erfahrbar zu machen: Wozu lädt uns der „Heilige Geist ein, die Beziehungen innerhalb unserer Kirchen transparenter und harmonischer zu gestalten, damit unser Zeugnis glaubwürdiger wird?“. Oder, mit einem konkreteren Beispiel, das sich dem Text entnommen ist und zum Nachdenken einlädt: Wozu lädt uns der Heilige Geist ein, damit wir „von einer pyramidalen Weise der Autoritätsausübung zu einer synodalen Weise zu gelangen“ (IL 2, Nr. 36)? Ich glaube, Sie ahnen es: Wir suchen im Abschnitt „Beziehungen“ nach Schritten, um heute die ekklesiologische Perspektive anzuwenden, die das Konzil skizziert hat.
Abschließend möchte ich betonen, dass das Instrumentum laboris in diesem wie in den folgenden Teilen versucht hat, dem Synthesebericht eine Reihe von Vorschlägen zu entnehmen, über die wir im vergangenen Jahr bereits einen Konsens erzielt haben, ohne jedoch zu einer vollständigen Definition zu gelangen.
Das Instrumentum laboris schlägt sie uns erneut vor, allerdings in einer noch unfertigen Form. Dies ist eine bewusste Entscheidung, um diese Versammlung den letzten Schritt tun zu lassen: die Arbeit, die wir vor einem Jahr begonnen haben, wartet nun darauf, abgeschlossen zu werden. Die Herausforderung der nächsten Tage wird darin bestehen, das empfindliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, um das Risiko einer ein Übermaß an Abstraktion auf der einen und ein Übermaß an Pragmatismus auf der anderen Seite zu vermeiden. Sowohl in der Gruppenarbeit als auch im Plenum versuchen wir daher, der Inspiration, in Verbindung mit dem, was in den Grundlagen dargelegt ist und eben dem praktischen Handeln genügend Raum zu geben, ohne auf eines von beiden zu verzichten zu müssen und ohne sich zu scheuen, Umrisse von konkreten Vorschlägen zu zeichnen, die dann von den einzelnen Kirchen an die je eigenen Umstände angepasst werden müssen.
Wie uns Pater Giacomo Costa jetzt in Erinnerung rufen wird, ist unsere Methode flexibel und bietet uns den Raum dafür an, so zu handeln. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns eine gute Arbeit.
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