Vatikan: Kinderschutzteam veröffentlicht erstmals Jahresbericht
Mario Galgano - Vatikanstadt
An diesem Dienstag, 29. Oktober, hat die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen ihren ersten umfassenden Jahresbericht seit ihrer Gründung im Jahr 2014 veröffentlicht. Mit rund 50 Seiten präsentiert das Dokument Ergebnisse von Untersuchungen und Studien, die über fünf Kontinente hinweg durchgeführt wurden – sowohl in kirchlichen Gemeinschaften als auch innerhalb der römischen Kurie. Der Bericht ist das Ergebnis der Bemühungen einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Maud de Boer-Buquicchio, die als erfahrene Verteidigerin der Rechte von Minderjährigen gilt. Symbolisch für die Resilienz der Opfer ziert ein Affenbrotbaum, ein Sinnbild für Widerstandskraft, das Titelblatt des Berichts.
Papst Franziskus hatte die Kommission damit beauftragt, Schutzstandards weltweit zu verbessern und Maßnahmen zu entwickeln, um Missbrauch innerhalb der Kirche nachhaltig zu verhindern. Das Gremium strebt an, den Opfern von Missbrauch Gehör zu verschaffen und zugleich notwendige Reformen und eine Kultur des Schutzes zu etablieren.
„Wir möchten, dass der Zugang zu Informationen für Opfer erleichtert wird“, so das Dokument. Es fordert, dass alle Informationen, die betroffene Personen betreffen, zugänglich gemacht werden – natürlich unter Wahrung des Datenschutzes. Gleichzeitig spricht der Bericht die „unverzichtbare Notwendigkeit“ an, klare Zuständigkeiten innerhalb der kirchlichen Strukturen festzulegen. Um Missbrauchsfälle effizient und streng zu behandeln, wird eine engere Zusammenarbeit zwischen den vatikanischen Behörden gefordert.
Lokale Herausforderungen und Fortschritte
Ein wesentlicher Teil des Berichts befasst sich mit dem Stand des Minderjährigenschutzes in den einzelnen Ortskirchen. Die Kommission prüft jährlich zwischen 15 und 20 Diözesen, um Fortschritte zu analysieren und Verbesserungspotenzial zu erkennen. So wurden jüngst in Mexiko, Belgien, Papua-Neuguinea und Kamerun sowie bei den Missionaren der Consolata und der Kongregation des Heiligen Geistes (sowhl Frauen als auch Männer) entsprechende Untersuchungen durchgeführt.
Erfreuliche Fortschritte seien besonders in einigen Regionen Amerikas, Europas und Ozeaniens zu verzeichnen: Sie verfügten bereits über signifikante Mittel für den Minderjährigenschutz. Gleichzeitig wird auf erhebliche Lücken in Regionen Afrikas, Asiens sowie Mittel- und Südamerikas hingewiesen, wo oft notwendige Strukturen und Ressourcen fehlen. Die Kommission fordert deshalb die globalen Ortskirchen zu mehr Solidarität auf und spricht sich für eine stärkere Unterstützung kirchlicher Gemeinschaften in ressourcenärmeren Regionen aus.
Einheitliche Standards in der Römischen Kurie
Ein weiterer zentraler Punkt des Berichts ist die Rolle der Römischen Kurie als Dreh- und Angelpunkt für die Weiterentwicklung und Verbreitung von Schutzmaßnahmen, heißt in dem Bericht. Darin wird nicht nur mehr Transparenz in der Kurie gefordert, sondern auch eine Vereinheitlichung der Standards und klare Kommunikationsstrukturen, um Opfern und Überlebenden in jeder Region der Welt gleiche Schutzstandards gewährleisten zu können.
Die Kommission bemängelt zudem die begrenzte Veröffentlichung statistischer Informationen der Disziplinarabteilung des Dikasteriums für die Glaubenslehre und fordert umfassenderen Zugang zu diesen Daten, um Missbrauchsfälle effektiver zu verfolgen.
Förderung von Präventionsprojekten in Entwicklungsländern
Erstmals werden im Bericht konkrete Zahlen genannt, die von verschiedenen Institutionen für den Schutz Minderjähriger bereitgestellt wurden. Die Memorare-Initiative beispielsweise, die kirchliche Strukturen im Globalen Süden mit Ressourcen und Fachkräften unterstützt, erhielt im Jahr 2023 rund 500.000 Euro von der Italienischen Bischofskonferenz und weitere 100.000 US-Dollar von der Päpstlichen Stiftung mit dem Ziel, lokale Meldesysteme, Beratungsstellen und Netzwerke auszubauen.
Ein Appell an die Kirchenführung und die Weltkirche
Der Bericht soll ein Aufruf an die gesamte Kirche sein, die Missbrauchsprävention als kollektive Verantwortung zu betrachten.Er unterstreicht die Notwendigkeit, eine „Kultur des Schutzes“ zu fördern und die Kirchenführung weltweit in die Pflicht zu nehmen, damit ein gerechter und sicherer Raum geschaffen werden kann.
(vatican news)
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