Sr. Maria Ignazia Angelini bei der Weltsynode Sr. Maria Ignazia Angelini bei der Weltsynode 

Ordensfrau kritisiert „Handelslogik“: Appell für eine radikale Erneuerung

Eine Abkehr von der Selbstdarstellung und Eitelkeit hin zu einer missionarischen Kirche, die sich dem menschlichen Hunger und der Hoffnung annimmt, hat die Benediktinerin Maria Ignazia Angelini gefordert. Die Ordensfrau sprach an diesem Dienstagmorgen bei der Versammlung der Weltsynode im Vatikan.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Während der Synode zur Synodalität im Vatikan, in Anwesenheit von Papst Franziskus, äußerte Mutter Maria Ignazia Angelini scharfe Kritik an der gegenwärtigen kirchlichen Kultur. In ihrer Meditation in der Audienzhalle forderte sie die Kirche auf, sich „ von einer merkantilen Logik“ zu distanzieren, die durch Selbstdarstellung, leere Rituale und Eitelkeit geprägt sei. Die Benediktinerin nutzte das Bild eines Banketts, um die Diskrepanz zwischen dem Handeln Jesu und den heutigen kirchlichen Strukturen darzustellen. Dabei bezog sie sich auf eine Szene aus dem Lukas-Evangelium, in der Jesus an einem Bankett teilnimmt, jedoch nicht zur Selbstinszenierung, sondern um bestehende gesellschaftliche und religiöse Konventionen zu hinterfragen und das Gewissen der Menschen aufzurütteln.

Die Ordensfrau erklärte, dass der „Hunger des Menschen und der Hunger Gottes“ aufeinanderträfen und somit eine „radikale Herausforderung für jedes religiöse System“ entstehe, das nicht die Menschheit ins Zentrum rücke. Für sie bedeutet dies, dass die Kirche menschliche Orte aufsuchen und überwinden müsse, um synodale und missionarische Wege zu beschreiten.

Kritik an „Scheinkulturen“

Die Ordensfrau richtete ihren Appell auch gegen die Oberflächlichkeit und Heuchelei, die sie als Merkmale der modernen Kultur sieht. „Scheinkulturen“ befriedigten nicht, sondern führten zu Enttäuschung und Resignation, insbesondere bei jungen Menschen. „Viele junge, unzufriedene Menschen, die die Liturgien verlassen, stellen uns die Frage: ‚Aber wenn man sich versammelt, was macht man dann?‘“, sagte  Angelini. Für sie ist dies Ausdruck einer tiefen Entfremdung, die die Kirche überwinden müsse, um wieder an Relevanz zu gewinnen.

Diese Kritik richtet sich auch gegen das kirchliche Verhalten, das sich zu sehr an Konformität und medienwirksamen Inszenierungen orientiere, statt authentische Wege des Glaubens zu beschreiten. Mutter Angelini sprach von einer „Eitelkeit der Weisheit“, die den Glauben aushöhle und echte Begegnungen erschwere.

Der Weg zu einer erneuerten Kirche

Mutter Angelini zufolge liege die Lösung in einem erneuerten Dialog mit den Kulturen und in mutigen Entscheidungen, die von der Kirche oft vernachlässigt würden. Die Benediktinerin forderte dazu auf, „den konkreten historischen Kontext“, der von „blinder Gewalt und schmerzhafter Fremdheit“ geprägt sei, ernst zu nehmen und das Evangelium als Maßstab für das kirchliche Handeln zu setzen.

Die Ordensfrau betonte, dass es nicht nur darum gehe, sich von äußeren Formen zu distanzieren, sondern tiefgreifende Veränderungen anzustoßen, die die Kirche wieder zu einem Ort der Hoffnung und des Teilens machen. Sie rief dazu auf, die „Fruchtbarkeit von Orten“ wiederzuentdecken, an denen der „Hunger und die demütige, beharrliche Hoffnung“ geteilt werden könnten. Dies bedeute, vertrauensvolle Gemeinschaften aufzubauen, die den „Abendmahlssaal“ vorbereiten, um die Kirche auf eine neue Art zu erleben.

Appell an die Synode

In ihrer Betrachtung rief sie die Kirche auf, nicht in der Bequemlichkeit zu verharren, sondern sich der Herausforderung zu stellen, in einer Welt voller „Rechts- und Wirtschaftslogik“ die „Fruchtbarkeit des Glaubens“ wiederzuentdecken. Der synodale Weg müsse sich durch eine authentische Begegnung und das Teilen von Hoffnung auszeichnen, um den Menschen einen Raum zu bieten, der über die bloße Ritualität hinausgeht.

Synodale Kirche als Antwort auf den modernen Hunger

Mutter Angelinis Meditation bei der Weltsynode war ein eindringlicher Appell, die „merkantile Logik“ und die Selbstinszenierung hinter sich zu lassen und stattdessen den „Hunger der Menschen“ ernst zu nehmen. Ihre Worte riefen dazu auf, die Kirche als einen lebendigen und missionarischen Raum zu gestalten, der den Glauben wieder in den Alltag integriert und dabei vor allem junge Menschen anspricht. Nur so könne die Kirche ihre Rolle in einer sich wandelnden Welt erfüllen und den Herausforderungen der Gegenwart gerecht werden.

(vatican news)

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15. Oktober 2024, 11:50