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Weltsynode ruft zu Einheit, Frieden und globalem Zusammenhalt auf

Beim täglichen Pressebriefing der Weltsynode haben Synodenbeteiligte an diesem Samstagnachmittag die dringende Notwendigkeit konkreter Schritte für Frieden, Gerechtigkeit und Migration hervorgehob. Die Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmer aus aller Welt diskutierten derzeit bei der Weltsynode mit dem Papst über die Rolle der Kirche in Krisenzeiten, die Herausforderungen in den Regionen und die zentrale Bedeutung der Nächstenliebe und der Synodalität, hieß es beim Treffen mit den Journalisten.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Ein dringender Appell für den Frieden im Namen der Synode“, verbunden mit einem weiteren Appell an „alle Religionen, den Fundamentalismus mit einer Stimme zu verurteilen“. Dies sei die doppelte Aufforderung der Bischofsversammlung, die bis zum 27. Oktober im Vatikan tagt, an diesem Samstagmorgen gewesen. Der Appell, so wurde während des täglichen Briefings zur Synode erklärt, wurde von den 340 Anwesenden mit Beifall aufgenommen. Neben dem Gebet, so die Botschaft der Versammlung, „ist auch die Verurteilung aller Gewalt notwendig“. An diesem Sonntag wird der Papst zusammen mit den Synodenvätern und -müttern in der Basilika Santa Maria Maggioreden Rosenkranz für den Weltfrieden beten. Und am Montag wird es einen Tag des  Gebet und Fasten für den Frieden geben.

Rückblick auf Freitagnachmittag

Während der Freitagssitzung der Weltsynode in Rom, die von 333 Teilnehmern besucht wurde, standen grundlegende Fragen zur Synodalität und zur Rolle der Kirche in einer zunehmend von Leid, Armut und sozialen Spannungen geprägten Welt im Vordergrund. Paolo Ruffini, Präfekt des Dikasteriums für die Kommunikation, betonte, dass die Beratungen konkreter werden. „Wir müssen sicherstellen, dass die Kirche die Zeichen der Zeit achtet und sich an den Bedürfnissen der Gläubigen orientiert", sagte Ruffini.

Die Synode widmete sich unter anderem dem Thema der Nähe zu leidenden Menschen. Es wurde hervorgehoben, dass eine einfache Sprache verwendet werden sollte, um alle Gläubigen besser zu erreichen und eine synodale Kirche zu fördern. Liturgie und Gebet spielten ebenfalls eine zentrale Rolle. Morgen wird ein Rosenkranzgebet in Santa Maria Maggiore stattfinden, gefolgt von einem Friedensappell des Papstes, um die Bedeutung von Fasten und Gebet in der Synode zu unterstreichen.

Pressebriefing zur Weltsynode an diesem Samstag
Pressebriefing zur Weltsynode an diesem Samstag
Hier zum Nachhören

Mounir Khairallahs Appell für Vergebung und Frieden im Libanon

Auf der Weltsynode sprach Mounir Khairallah, Bischof von Batrun der Maroniten im Libanon, eindrucksvoll über die leidvolle Geschichte seines Landes und den Weg der Vergebung. Seit über 50 Jahren wird der Libanon von Konflikten und Kriegen erschüttert, die das Leben vieler Menschen und den Frieden des Landes zerstört haben. Dennoch betonte Khairallah, dass der Libanon ein einzigartiges Beispiel für das Zusammenleben von Christen und Muslimen sei. Er verwies auf die Botschaft von Papst Franziskus, der immer wieder Vergebung als zentrale christliche Tugend hervorhebt.

„Ein maronitischer Gläubiger kam zu uns und forderte uns auf, gemeinsam für diejenigen zu beten, die meine Eltern umgebracht haben.“

„Mein Volk leidet unter den Konsequenzen der Konflikte und Kriege sowie des Hasses und der Rache“, sagte Khairallah in seiner bewegenden Ansprache. Der Bischof sprach auch von seiner eigenen traumatischen Erfahrung als Kind, als seine Eltern vor seinen Augen ermordet wurden. „Ein maronitischer Gläubiger kam zu uns und forderte uns auf, gemeinsam für diejenigen zu beten, die meine Eltern umgebracht haben“, erzählte er. Dieser Akt der Vergebung habe ihn tief geprägt und sei zu einem zentralen Teil seiner priesterlichen Berufung geworden.

Trotz der tiefen Wunden in seiner persönlichen Geschichte und in der Geschichte seines Landes betonte Khairallah, dass der Weg der Vergebung unerlässlich sei. „Es ist schwierig zu verzeihen, aber als Christen müssen wir das tun, denn auch Jesus vergab am Kreuz“, sagte er. Er rief dazu auf, den Hass zu überwinden und sich für den Frieden einzusetzen. „Wer Krieg schürt, gehört keiner Religion an“, so Khairallah weiter. Seine Worte waren ein kraftvoller Appell an die internationale Gemeinschaft, sich für den Frieden im Libanon und im Nahen Osten einzusetzen.

Pressebriefing zur Weltsynode an diesem Samstag
Pressebriefing zur Weltsynode an diesem Samstag

Kritik an politischen und ökonomischen Interessen

Khairallah kritisierte die politischen und ökonomischen Interessen, die den Konflikt im Libanon und in der Region weiter anheizen. Diese Interessen, so der Bischof, hätten weder mit menschlichen noch mit christlichen Werten zu tun. Dennoch bleibt er hoffnungsvoll: „Wir leben mit einem Hoffnungsschimmer und hoffen auf die vatikanische Diplomatie“, sagte er. Khairallah betonte auch die Bedeutung des Libanon als Vorbild für das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen im Nahen Osten, eine Rolle, die von den Päpsten immer wieder gewürdigt wurde.

In Bezug auf den Nahostkonflikt und die Rolle des Libanon verwies Khairallah auf die komplizierte politische Lage und betonte die Notwendigkeit eines friedlichen Dialogs. Er kritisierte die Ablehnung des Dialogs mit Palästina durch einige israelische Politiker, betonte jedoch, dass es auch in Israel viele Menschen gebe, die für ein friedliches Zusammenleben einstehen. Der Bischof forderte ein Ende der politischen Manipulation und den Schutz der Rechte unterdrückter Völker.

Abschließend bleibt Khairallahs Appell an die internationale Gemeinschaft und die Kirche ein eindringlicher Ruf nach Frieden und Vergebung – ein Weg, der schwierig, aber im christlichen Glauben fest verankert ist. „Schluss mit Hass und Krieg“, sagte Khairallah, „lasst uns Frieden stiften für unsere Kinder und künftigen Generationen.“

Das Thema des Eurozentrismus

Die Journalistenfragestunde im Anschluss an Khairallahs Vortrag brachte die Thematik des Eurozentrismus auf, die bei der Synode angesprochen wurde. Catherine Clifford, Mitglied des Synodenprozesses aus Nordamerika, hob hervor, dass Europa nicht mehr das Zentrum der Weltkirche sei und dass der globale Süden eine immer größere Rolle spiele. Bis 2050, so betonte sie, würden 75 Prozent der Christen im Süden der Welt leben, und diese Region werde künftig die Sprache der Kirche prägen.

Pressebriefing zur Weltsynode an diesem Samstag
Pressebriefing zur Weltsynode an diesem Samstag

Konkrete Schritte

Sheila Pires, Kommunikationsbeauftragte der Weltsynode, sprach über die globale Dimension des Leidens und appellierte dringend an alle, Frieden zu stiften. Sie hob hervor, dass „konkrete Schritte erforderlich sind, um das Migrationsproblem und die Waffenherstellung anzugehen". Es wurde auch die Notwendigkeit betont, Frauen, die in der Kirche dienen möchten, nicht auszuschließen. „Frauen müssen gehört werden, insbesondere diejenigen, die für das Priesteramt eintreten oder Anliegen der LGBTQ+-Gemeinschaft vertreten", fügte sie hinzu.

Ein weiteres großes Thema war die Ökumene, die in der Synode stark präsent ist. Die Teilnehmer betonten, dass die Rolle des Heiligen Geistes in den Kirchen und christlichen Gemeinschaften ernster genommen werden muss. Lokale Ortskirchen sollten mehr Raum bekommen, und diözesane Synodalversammlungen müssten verstärkt werden, um den Papstprimat zu diskutieren.

Verschiedene Perspektiven

Bischöfe aus verschiedenen Regionen der Welt brachten ebenfalls ihre Perspektiven ein. Bischof Pablo Virgilio David aus den Philippinen sprach über die Herausforderungen der Migration und die Notwendigkeit, die Stimme der Priester und Bischöfe in Asien zu hören. Er betonte, dass Armut und Abwanderung Themen seien, die in der asiatischen Kirche eine große Rolle spielten.

Launay Saturné, Erzbischof von Cap-Haïtien (Haiti), schilderte die dramatische Lage in seinem Land, das von Gewalt und bewaffneten Gangs beherrscht wird. Die Kirche habe Schwierigkeiten, ihre Arbeit fortzusetzen, doch sie spiele eine entscheidende Rolle, um der Bevölkerung Hoffnung zu geben und die Werte der Synodalität zu vermitteln. „Die Kirche kann viel für Haiti tun", sagte Saturné und forderte internationale Unterstützung.

Die Teilnehmer der Synode riefen gemäß den Briefing-Redner dazu auf, die globalen Krisen ernst zu nehmen und sich für diejenigen einzusetzen, die keine Stimme haben. Die Synode bietet eine Plattform, um nicht nur die Herausforderungen der Kirche, sondern auch die der gesamten Welt zu reflektieren und Lösungen zu finden, die auf den Werten der Nächstenliebe und Barmherzigkeit basieren.

(vatican news)

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05. Oktober 2024, 14:33