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Vertrauen Vertrauen  (©paul - stock.adobe.com)

Vertrauen als Fundament: Synode vor globalen Herausforderungen

Der Dominikanerpater Timothy Radcliffe hat am zweiten Tag der geistlichen Exerzitien der Bischofssynode über die Synodalität die Vertrauenskrise in Kirche und Gesellschaft thematisiert und die Bedeutung von Interkulturalität und gegenseitigem Vertrauen hervorgehoben.

Mario Galgano - Vatikanstadt

An diesem Dienstag, 1. Oktober, sprach Dominikanerpater Timothy Radcliffe während der zweiten Sitzung der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode über die großen Herausforderungen, denen sich die Welt und die Kirche gegenübersehen. In zwei Meditationen beleuchtete der Ordensmann die Dichotomie zwischen der „Finsternis der zerrissenen Welt“ und dem „Licht des Herrn“. Diese Kontraste seien in einer Welt spürbar, die durch Kriege, Missbrauchskrisen und eine zunehmende Vertrauenskrise geprägt ist, so der Ordensmann.

Radcliffe nahm das Johannesevangelium als Grundlage für seine Meditation „Fische der Auferstehung“. Dabei kritisierte er die westliche Welt, die, obwohl teils dekadent, immer noch ihre Werte und Machtstrukturen auf andere übertrage. Insbesondere hatte er dabei das Bankenwesen im Blick, das mit einer „kolonialistischen“ und „imperialistischen“ Geisteshaltung kontrolliert werde. Doch auch wenn es der Westen noch wahrhaben wolle, befinde man sich in einer Epoche, in der dessen Ausstahlungskraft deutlich nachgelassen habe, so die Provokation des Ordensmannes. Vor diesem Hintergrund betonte der Dominikaner die Bedeutung der „Interkulturalität“. Diese Vernetzung zwischen Kulturen, die Raum für gegenseitige Akzeptanz lässt, sei entscheidend, um zu verhindern, dass Kulturen im Zuge der Globalisierung von Konsum und Machtansprüchen erdrückt würden. Er mahnte, dass die Kirche in der Synode keine „Zeit- und Geldverschwendung“ betreibe, sondern vielmehr bemüht sei, den wahren Sinn des Wortes „Liebe“ zu erfassen und zu leben.

Die Teilnehmer der Bischofssynode
Die Teilnehmer der Bischofssynode

„Auferstehung – Frühstück“

In seiner zweiten Meditation „Auferstehung – Frühstück“ - insgesamt der vierten bei diesen Einkehrtagen - griff Radcliffe die Figur des Apostels Petrus auf, der trotz seiner dreifachen Verleugnung Jesu die Herde des Herrn anvertraut bekam. Radcliffe zog daraus eine Lehre für die heutige Synode: Vertrauen sei unerlässlich, auch angesichts von Fehlern. Dabei hob er das Beispiel der Missbrauchskrise hervor und sprach über das Dilemma, dass die Kirche nur dann eine vertrauenswürdige Gemeinschaft werden könne, wenn sie das Risiko eingehe, einander zu vertrauen – selbst wenn dies schmerzliche Verletzungen mit sich bringe.

Diese Vertrauenskrise sei auch in der weltweiten Politik spürbar. In Zeiten von Fake News und Manipulation beginne das Vertrauen in die Wahrheit zu bröckeln. Doch gerade in solchen Situationen seien alle Getauften berufen, Hirten zu sein. Jeder, von Eltern bis zu Laienverantwortlichen, trage die Verantwortung, „kleine Herden“ wie Familie und Gemeinschaften zu führen.

Radcliffe mahnte insbesondere die Priesterschaft, einen „Dienst der göttlichen Freundschaft“ zu leisten, frei von klerikalem Elitismus und Misstrauen gegenüber dem gemeinsamen synodalen Weg. Heuchelei und ein Mangel an Transparenz untergrüben die priesterliche Autorität und entfremdeten das Volk Gottes, so die Mahnung Radcliffes. Abschließend forderte er die Versammlung dazu auf, die „Autorität des anderen zu erkennen und sich ihr zu unterwerfen“, indem sie mit der Haltung eines „reuigen Sünders“ handelten – ähnlich wie Petrus nach seiner Verleugnung.

(vatican news)

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01. Oktober 2024, 13:23