Tomáš Halík  bei einem Besuch in Dubrovnik (Archivbild) Tomáš Halík bei einem Besuch in Dubrovnik (Archivbild) 

Radioakademie mit Tomáš Halík - Teil 3

Im dritten Teil der Radioakademie mit Tomáš Halík geht es um den synodalen Weltprozess, den der tschechische Religionsphilosoph aktiv mitgestaltet und wach beobachtet hat. Halík enttarnt mit Blick auf den Wandel der Kirche blinde Flecken auf verschiedenen Seiten des kirchlichen Spektrums. Er ist mit Papst Franziskus von einer prophetischen Rolle der Synodalität für die Zukunft der katholischen Kirche überzeugt.

Für den tschechischen Priester und Theologen ist eines klar: Die synodale Erneuerung, zu der Papst Franziskus ermutigt, ist prophetisch. Wenn Synodalität als Stil und Methode zur Matrix der Kirche des drittens Jahrtausends wird, kann sich die Gestalt des Christentums positiv verändern, ist der Religionsphilosoph überzeugt. 

„Ich bin davon überzeugt, dass Papst Franziskus mit seinem Aufruf zur synodalen Erneuerung das Christentum an die Schwelle eines neuen, breiteren, und bisher unbekannten geistigen Raumes gebracht hat“, schreibt Halík n seinem neuen Buch „Traum vom neuen Morgen. Briefe an Brückenbauer“ (Herder 2024). „Die Kirche, ermutigt durch den Dienst einer Reihe von Franziskus‘ Nachfolgern, steht hier vor der Aufgabe, diese Landschaft zu erforschen und in ihr heimisch zu werden.“

Die Veränderung institutioneller Kirchenstrukturen sieht Halík allerdings eher als Nebenprodukt; er warnt vor der Erwartung allzu schneller Reformen. Wie Papst Franziskus betont er, dass es beim synodalen Prozess um einen Mentalitätswandel geht. Das bringe ein neues Kirchenverständnis und ein neues Verständnis des kirchlichen Wirkens in der Welt mit sich.

Blinde Flecke

„Die Identität der katholischen Kirche ist der lebendige Christus, der in der Kirche lebt und wirkt durch seinen Geist.“

In seinem Buch „Traum vom neuen Morgen“ entlarvt Halík blinde Flecke auf verschiedenen Seiten des kirchlichen Spektrums. Die Debatten um Synodalität und Kirchenreform spiegelten letztlich verschiedene Konzepte von Kirche wider, führt er das gegenüber Radio Vatikan aus.

„Ich schreibe darüber in meinem Buch, dass einige Leute sagen, der Papst Franziskus ist ein Gorbatschow der katholischen Kirche, sein Ruf nach den offenen Fragen war Glasnost von Gorbatschow und diese synodale Erneuerung ist eine Perestroika und das war das Ende der Sowjetunion. Leute, die das sagen, glauben, dass die Kirche ein totalitäres System ist. Gewisse Strukturen und Mentalitäten in der katholischen Kirche sind totalitär, und die sind in Gefahr, aber ich glaube, das Herz der Kirche ist nicht das totalitäre System. Die Identität der katholischen Kirche ist der lebendige Christus, der in der Kirche lebt und wirkt durch seinen Geist. Die Geschichte der Kirche ist eine resurrezione continua, eine Auferstehung als ein Prozess, immer in Bewegung.“

Ausschnitt aus Teil 3 der Reihe

In der vierteiligen Radioakademie-Reihe im Monat November sprechen wir mit Tomáš Halík über die „neuen Zeichen der Zeit“, die Weltsynode, kirchliche Zukunftsfragen - wie auch über das Potential und die Rolle der Religion in einer von Kriegen und Pluralität bestimmten Welt. 

Hier ein Ausschnitt aus Teil 3 der Reihe (A. Preckel, Radio Vatikan)

Falls Sie die ganze Radioakademie-Sendereihe des Monat November in Ruhe nachhören möchten: Wir schicken Ihnen gerne eine CD mit allen vier Folgen zu, Ihre Spende kommt dem kirchlichen Dienst von Radio Vatikan zugute. Bestellen können Sie die CD per Mail an: cd@vaticannews.de – unser Freundeskreis versendet aus Deutschland. Halíks neues Buch erschien 2024 beim Herder Verlag. 

(vatican news - pr)

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12. November 2024, 16:51