Suche nach gangbaren Wegen zum Frieden für die Ukraine
Andrea Tornielli
Tausend Tage. Tausend Tage sind seit dem 24. Februar 2022 vergangen, als die Armee der Russischen Föderation auf Befehl von Präsident Wladimir Putin die Ukraine angriff und dort einmarschierte. Tausend Tage und eine unbestimmte - aber sehr hohe - Zahl von Toten, Zivilisten und Militärs, von unschuldigen Opfern wie Kindern, die auf den Straßen, in Schulen und in ihren Häusern getötet wurden. Tausend Tage und Hunderttausende von Verwundeten und Traumatisierten, die ein Leben lang behindert bleiben werden, Familien, die obdachlos geworden sind. Tausend Tage und ein gemartertes und verwüstetes Land. Nichts kann diese Tragödie rechtfertigen, die schon früher hätte gestoppt werden können, wenn alle auf das gesetzt hätten, was Papst Franziskus die „Friedenspläne“ nannte, anstatt sich der vermeintlichen Unausweichlichkeit des Konflikts zu ergeben. Ein Krieg, der wie jeder andere immer von Interessen begleitet wird, in erster Linie von dem einzigen Geschäft, das keine Krise kennt und auch während der jüngsten Pandemie nicht kannte, dem globalen und transversalen Geschäft derjenigen, die sowohl im Osten als auch im Westen Waffen herstellen und verkaufen.
Der traurige Markierungspunkt von eintausend Tagen seit Beginn der militärischen Aggression gegen die Ukraine sollte nur eine einzige Frage aufwerfen: Wie kann dieser Konflikt beendet werden? Wie kann man einen Waffenstillstand und dann einen gerechten Frieden erreichen? Wie können Verhandlungen zustande kommen, jene „ehrlichen Verhandlungen“, von denen der Papst kürzlich sprach, die es ermöglichen würden, „ehrenhafte Kompromisse“ zu erzielen und einer dramatischen Spirale ein Ende zu setzen, die uns in den Abgrund eines Atomkriegs zu ziehen droht?
Man kann nicht so tun, als ginge einen das nichts an. Das Enzephalogramm der Diplomatie scheint flach zu sein, das einzige Aufflackern von Hoffnung scheint in den Aussagen des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu liegen. Aber der Waffenstillstand und dann der ausgehandelte Frieden sind ein Ziel, das von allen verfolgt wird - oder besser gesagt werden sollte - und nicht den Versprechungen eines einzelnen Führers überlassen werden kann.
Was ist also zu tun? Wie kann insbesondere Europa wieder eine Rolle spielen, die seiner Vergangenheit und den Führern würdig ist, die nach dem Krieg eine Gemeinschaft der Nationen aufgebaut und dem alten Kontinent Jahrzehnte des Friedens und der Zusammenarbeit garantiert haben? Der so genannte Westen sollte, anstatt sich nur auf das verrückte Wettrüsten und die Militärbündnisse zu konzentrieren, die heute überholt und ein Erbe des Kalten Krieges zu sein scheinen, vielleicht die wachsende Zahl von Nationen berücksichtigen, die sich in diesem Schema nicht wiedererkennen.
Es gibt Länder, die ihre Beziehungen zu Russland auf hoher Ebene aufrechterhalten und sogar intensiviert haben: Warum sollten sie nicht gründlich die Möglichkeiten für gemeinsame Friedenslösungen prüfen? Warum nicht diplomatische Maßnahmen und einen ständigen Dialog durch nicht sporadische, nicht bürokratische, sondern intensive Konsultationen mit diesen Ländern entwickeln? Und wenn sich die europäischen Regierungen schwertun, diesen Weg zu beschreiten, ist es dann möglich, eine größere Rolle für die Kirchen, für die religiösen Führer ins Auge zu fassen? Darüber hinaus würde man von den Ländern, die die Ukraine finanziell und militärisch unterstützen, neben den offiziellen Kontakten, die im Übrigen minimal sind, eine größere Initiative der Analyse und des Vorschlags erwarten: Es besteht ein dringender Bedarf an internationalen „Denkfabriken“, die fähig sind, etwas zu wagen, mögliche und konkrete Lösungswege aufzuzeigen und Pläne für einen für alle akzeptablen Frieden vorzuschlagen. Dazu bedarf es, wie Kardinal Parolin vor den Vatikanmedien sagte, „weitsichtiger Staatsmänner, die zu mutigen Gesten der Demut fähig sind und an das Wohl ihrer Völker denken“. Niemals mehr als an diesem Tag ist es notwendig, dass die Völker ihre Stimme erheben, um Frieden zu fordern.
(vatican news)
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