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Erzbischof Paglia (erster von rechts) Erzbischof Paglia (erster von rechts)  (ANSA)

Vatikan fordert Ausrichtung der Wirtschaft auf das Gemeinwohl

Im Vorfeld der Veranstaltung „Gemeinwohl: Theorie und Praxis“ im Vatikan hat Erzbischof Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, die Notwendigkeit einer auf das Gemeinwohl ausgerichteten Wirtschaft hervorgehoben. Ungleichheiten und Kriege seien eine Bedrohung für die Menschheit, die es zu bekämpfen gelte. Mit dabei waren beim Treffen mit der Presse an diesem Donnertagvormittag auch die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, und die Ökonomin Mariana Mazzucato.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Angesichts der unglaublichen Ungleichheiten, die die Welt durchziehen, und der Kriege, die die Mutter aller Armut sind und das Gegenteil des Gemeinwohls darstellen, wollen wir betonen, wie sehr die Wirtschaft, eine der Säulen des menschlichen Lebens, wenn sie nicht auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist, unerträgliche Ungerechtigkeiten und Kriege hervorruft, die das Leben zerstören.“ Mit diesen eindringlichen Worten stellte Erzbischof Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, die Veranstaltung „Gemeinwohl: Theorie und Praxis“ vor, die an diesem Donnerstag im Vatikan stattfindet.

Wirtschaft stärker auf Gemeinwohl ausrichten

Die Konferenz, die von der Päpstlichen Akademie für das Leben organisiert wurde, hat das Ziel, Wege zu diskutieren, wie die Wirtschaft stärker auf das Gemeinwohl ausgerichtet werden kann. Als Ort des Dialogs und der Reflexion zieht die Veranstaltung am Donnerstagabend Vertreter aus Kirche, Politik und Wissenschaft an, die gemeinsam den globalen Herausforderungen begegnen möchten.

Erzbischof Paglia hob vor Journalisten die zentrale Rolle des Gemeinwohls als Leitstern für die Menschen in der heutigen Zeit hervor. „Das Thema des Gemeinwohls ist der Stern, der die Menschen in diesen Zeiten leiten sollte“, sagte Paglia in seiner Ansprache. Seiner Meinung nach ist eine Wirtschaft, die sich ausschließlich am Profit orientiert und dabei soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit vernachlässigt, nicht nur ungerecht, sondern auch zerstörerisch. Die Kriege und wirtschaftlichen Ungleichheiten der heutigen Welt, so Paglia, seien direkte Konsequenzen eines fehlgeleiteten Wirtschaftssystems.

Prominente Teilnehmer

Zu den prominenten Teilnehmern der Veranstaltung gehört auch Mia Amor Mottley, die Premierministerin von Barbados, die bereits am Vormittag in einer Audienz von Papst Franziskus empfangen worden war. Die engagierte Politikerin ist international bekannt für ihren Einsatz gegen den Klimawandel und ihre Bemühungen, die Lebensqualität der Bevölkerung in Entwicklungsländern zu verbessern. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam auf das Wohl aller Menschen hinarbeiten. Mottley stellte die zentrale Frage, wie eine gerechte und nachhaltige Welt geschaffen werden könne, in der die Bedürfnisse der Armen und Schwachen nicht übersehen werden.

Ein weiterer wichtiger Beitrag kommt von Mariana Mazzucato, Professorin für Ökonomie der Innovation und des öffentlichen Werts am University College London und Gründungsdirektorin des Institute for Innovation and Public Purpose. Die renommierte Ökonomin erklärte im Vorfeld der Veranstaltung, dass das Gemeinwohl weit mehr sei als eine bloße „Kurskorrektur“. „Das Gemeinwohl ist keine Sache, sondern ein öffentliches und privates Ziel, das Bürger und Regierende gemeinsam verfolgen müssen“, betonte sie. Mazzucato rief dazu auf, wirtschaftliche Strukturen und Anreize zu schaffen, die den Interessen der Gesellschaft insgesamt dienen und langfristigen Nutzen über kurzfristigen Gewinn stellen.

Hintergrund

Die Diskussion im Vatikan findet vor dem Hintergrund einer globalen Krise statt, in der wirtschaftliche Ungleichheiten, Klimaveränderungen und bewaffnete Konflikte viele Länder destabilisieren und unzählige Menschen in Not bringen. Die Teilnehmer, die sich am Vormittag der Presse stellten, waren sich einig, dass es einer klaren ethischen Ausrichtung in Wirtschaft und Politik bedarf, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Die katholische Kirche sehe das Gemeinwohl als moralischen Kompass, der helfen könne, die Welt zu einem gerechteren Ort zu machen, so die Organisatoren.

Am Ende bleibt die Frage offen, wie konkret eine solche Neuorientierung der globalen Wirtschaft gestaltet werden könne. Doch eines sei deutlich: Der Ruf nach einer Wirtschaft, die dem Gemeinwohl diene und nicht zerstöre, halle nun aus dem Herzen des Vatikans in die Welt, so die Organisatoren beim Treffen mit der Presse. Papst Franziskus, der bereits oft auf die Notwendigkeit einer sozialen und ökologischen Umkehr hingewiesen habe, habe mit seiner Unterstützung für die Konferenz ein starkes Signal gegeben, das vielleicht die Aufmerksamkeit von Politik und Wirtschaft weltweit auf sich ziehen werde, zeigten sich die Verantwortlichen hoffnungsvoll.

(vatican news)

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14. November 2024, 13:49