Zu Fuß ins Heilige Jahr (Radioakademie, 3)

Zum Heiligen Jahr 2025 befassen wir uns diesen Monat ausführlicher mit dem Thema Pilgern. In der dritten Folge der Radioakademie „Zu Fuß ins Heilige Jahr“ begeben wir uns nun mit einer internationalen Gruppe auf den Mittelalter-Pilgerweg Via Francigena. Wir laufen die Etappe 33 und einen Teil der Etappe 34 der Francigena Süd von Bari bis San Vito bei Polignano a Mare.

Stefanie Stahlhofen - Bari/Via Francigena Süd

Diesen Herbst war ich in Bari, um für diese Radioakademie mit einer internationalen Gruppe ein Stück der Via Francigena Süd zu erlaufen. In der süditalienische Hafenstadt beginnt nämlich die Etappe 33 der Francigena Süd von Bari nach Mola di Bari. Die Etappe gilt als einfach und ist eigentlich 23 Kilometer lang – aber wir gehen es ruhig an und sparen uns das erste Stück, das auch nicht besonders schön sein soll, da es aus der Stadt raus geht. Wir verkürzen die Etappe auf zehn Kilometer, indem wir den Zug von Bari bis ins Örtchen Torre a Mare nehmen.

„Rom ist natürlich das Hauptziel der Via Francigena (Frankenweg), wie es auch dem Reiseweg von Bischof Sigeric entspricht. Rom gehört zusammen mit Santiago de Compostela und Jerusalem seit dem Mittelalter zu den drei großen Pilgerzielen. Von Rom aus gibt es also bereits eine natürliche Ausdehnung in Richtung Jerusalem und damit eine Verbindung zum Heiligen Land“, erklärt Luca Bruschi, warum die Via Francigena über Rom hinausführt. Bruschi ist Leiter des Europäischen Verbunds der Vie Francigene, abgekürzt Aevf. Er hat zusammen mit der Region Apulien und dem europäischen Projekt „Hike“ dieses Gruppenangebot organisiert, um die Via Francigena Süd und diesen Teil des wichtigen Mittelalter-Pilgerwegs bekannter zu machen.

Hören Sie hier einen Auszug der Radioakademie 3: Zu Fuß ins Heilige Jahr - Francigena Süd, Bari, Mola di Bari und San Vito, Polignano a Mare - von Stefanie Stahlhofen (Vatican News/Radio Vatikan)

Radioakademie auf CD

Alle vier Folgen der Radioakademie „Zu Fuß ins Heilige Jahr“ von Stefanie Stahlhofen können Sie auch in Ruhe nachhören. Wir schicken Ihnen gerne eine entsprechende CD zu - Ihre Spende kommt dem kirchlichen Dienst von Radio Vatikan zugute. Vergelt`s Gott! Bestellen können Sie die CD per Mail an: cd@vaticannews.de - unser Freundeskreis versendet aus Deutschland.

Wichtiges Utensil: Der Pilgerpass

Wichtig für alle Pilger ist auch der Pilgerausweis, den es auf vielen Pilgerrouten – und auch für das Heilige Jahr 2025 gibt. Den Pilgerpass der Via Francigena verteilt Luca Bruschi an unsre Gruppe und erklärt: „Der Pilgerausweis ist so eine Art Reisepass der Pilger. Alle Pilger bekommen bei jeder Etappe einen Stempel. Es ist auch schön, sie zu sammeln. Manche Hotels und Hostels bieten auch Rabatte. Hier wird der Name eingetragen: Willkommen an Bord!“

Der Pilgerpass der Via Francigena
Der Pilgerpass der Via Francigena

„Der Pilgerausweis ist so eine Art Reisepass der Pilger“

Kulinarisches, Kunst und Kultur entdecken

Die zehn Kilometer bis Mola di Bari vergehen fast wie im Flug: Lachend, staunend und leicht läuft es sich in der Gruppe am Meer entlang, auf Feldwegen und Straßen, es ist fast wie ein Spaziergang, ohne Höhenunterschiede oder schwierige Untergründe. Wir naschen Feigen und Trauben vom Wegesrand und schwups sind wir angekommen in Mola di Bari, wo das Castello Angioino, die eindrucksvolle Festung aus dem 13. Jahrhundert direkt gegenüber vom Meer alle Blicke auf sich zieht. Drinnen gibt es einiges zu entdecken, nach der Mittagspause machen wir eine Führung. Für Pilger besonders interessant ist sicherlich ein Fresko, das eine Madonna mit Jesuskind zeigt. Etappe 1 endet damit für uns, der Abend ist zur freien Verfügung/Erholung, damit alle fit sind für den zweiten Tag auf der Via Francigena Süd.

Video: Mit Radio Vatikan/Vatican News unterwegs auf der Via Francigena Süd zwischen Bari und San Vito, Polignano a Mare

Märchenhaft schön

In Mola di Bari beginnt Etappe 34 der Via Francigena Süd, sie ist eigentlich 29 Kilometer lang und führt bis nach Monopoli. Wir haben die Strecke wieder etwas individualisiert und wollen mit unserer Gruppe nur etwa die Hälfte, rund 17 Kilometer, laufen, bis Polignano a Mare. Die vorgegebenen Etappen und Routen sind ja immer nur ein Anhaltspunkt, den man gemäß der eigenen Kondition und des Lauftempos anpassen sollte. Es ist gut, etwas luftiger zu planen und auch Zeit für Pausen und unvorhergesehene Ereignisse nicht zu vergessen.

Wir starten da, wo wir am Vortag angekommen sind: An der Promenade gegenüber vom Castello Angioino. Mit dabei ist aber auch Eleni Garitou aus Griechenland. Die 29-jährige ist das erste mal auf einem Pilgerweg und in Italien unterwegs:

Eleni Garitou aus Griechenland (rechts) im Interview mit Stefanie Stahlhofen auf der Francigena Süd
Eleni Garitou aus Griechenland (rechts) im Interview mit Stefanie Stahlhofen auf der Francigena Süd

„Hier langzulaufen ist wie in einem Märchen: Das Meer, weite Felder, wunderschöne Bäume. Ich bin so beeindruckt. Und ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ihr solltet herkommen!“

„Wenn ich in Griechenland wandern gehe, gehe ich in die Berge oder in den Wald. Ich bin noch nie auf einem solchen Weg gewesen: Man trifft Menschen, die auf den Feldern und in den Weinbergen arbeiten. Während wir wandern, sehe ich Bauern und probiere Früchte von Bäumen am Wegrand. Hier langzulaufen ist wie in einem Märchen. Es gibt einfach alles: Das Meer, weite Felder, wunderschöne Bäume. Ich bin so beeindruckt. Und ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ihr solltet herkommen!“

Tiefgreifende Erfahrung

Elena Dubinina kommt aus Russland und begleitet diese Wanderung als europäische Projektleiterin der Aevf. Sie ist bereits viele Abschnitte der Via Francigena, aber auch andere Pilgerwege gelaufen und schätzt dies sehr:

Elena Dubinina, europäische Projektleiterin der Aevf in San Vito, Polignano a Mare
Elena Dubinina, europäische Projektleiterin der Aevf in San Vito, Polignano a Mare

„Man trifft sehr viele Leute, Einheimische und andere Pilger. Und so kann man selbst bereichert werden. Gleichzeitig hat man Zeit, nachzudenken, ins eigene Innere zu schauen“

„Es ist für mich innerlich ein sehr starkes Gefühl: Wenn man unterwegs ist, lernt man viel. Man kann so viel Natur und Kultur kennenlernen, so viele verschiedene kulturelle Orte. Und man trifft sehr viele Leute, Einheimische und andere Pilger. Und so kann man selbst bereichert werden, durch all diese neuen Dinge. Gleichzeitig hat man Zeit, nachzudenken, ins eigene Innere zu schauen und vielleicht neue Seiten von sich zu entdecken, neue Ideen, neue Sichtweisen. Das ist mir sehr wichtig.“

Pilgerpass mit Unterschrift vom Papst

Eine der Italienerinnen unserer Gruppe ist Annarita, sie ist 64 Jahre alt und kommt aus Lecce in Apulien. Auf der Via Francigena gibt es nämlich keine Altersgrenze. Annarita mag am Pilgern, dass man so neue Leute kennen lernt. Sie hat sich daher auch entschlossen, auf der dem Frankenweg als so genannte „ospitaliera“ ehrenamtlich beim Empfang von Pilgern zu helfen. Diesen Sommer war sie so in der Toskana in einer Pilgerherberge in der Nähe von Lucca. Dabei hat Annarita etwas Besonderes erlebt:

„Einer der Gardisten hatte in seinem Pilgerpass den ersten Stempel mit der Unterschrift von Papst Franziskus“

„In einer Woche kamen auch zwei Schweizer Gardisten vorbei, zwei gut aussehende junge Männer. Wenn sie ihren Dienst im Vatikan beenden, kehren viele Gardisten nämlich von Rom zu Fuß in die Schweiz zurück. Das ist so eine Art Ritual. Und einer von ihnen hatte in seinem Pilgerpass den ersten Stempel mit der Unterschrift von Papst Franziskus.“

Die Francigena und das Heilige Jahr 2025

Für alle, die sowohl Einheimische als auch Leute aus aller Welt treffen wollen, ist die Via Francigena ein passender Pilgerweg:

„Schon heute sind Pilger aus 80 Ländern aus der ganzen Welt auf dem Frankenweg unterwegs: Italiener, Deutsche, Amerikaner, aber auch Pilger aus Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea... Sie kommen in der Regel nicht, um eine oder zwei Etappen zu laufen, wie wir es in diesen zwei Tagen tun, die eher einem Spaziergang gleichen, sondern sie sind mindestens zwei oder drei Monate unterwegs, um langsam zu Fuß Rom zu erreichen. Gerade im Heiligen Jahr hat das auch einen außerordentlichen symbolischen, kulturellen und materiellen Wert. Denken wir auch daran, dass die große Botschaft der katholischen Kirche mit diesem Heiligen Jahr ist, dass alle Willkommen sind und sie ihre Pforten öffnet, auch zum interkulturellen Dialog“, meint Luca Bruschi.

„Denken wir auch daran, dass die große Botschaft der katholischen Kirche mit diesem Heiligen Jahr ist, dass alle Willkommen sind und sie ihre Pforten öffnet, auch zum interkulturellen Dialog“

Pilgerzahlen verdreifachen

Der Direktor des Europäischen Verbunds der Vie Francigene hofft, dass das Heilige Jahr auch den mittelalterlichen Pilgerweg noch bekannter macht. 

„Das Heilige Jahr bietet uns die Möglichkeit, das international auch die Via Francigena ins Rampenlicht rücken wird. Wir rechnen damit, dass zwischen 30 und 35 Millionen Pilger und Touristen nach Rom kommen werden. Viele sicher auch auf dem Frankenweg. Wir würden uns wünschen, dass mindestens 50.000 Pilger zu Fuß nach Rom kommen, das wäre die Verdreifachung der derzeitigen Zahlen.“

Gelegenheit zu Rast und Gebet bei San Vito, Polignano a Mare
Gelegenheit zu Rast und Gebet bei San Vito, Polignano a Mare

Wir unterhalten uns, während wir laufen. Auf unserer Etappe von Bari nach Polignano a Mare sind wir inzwischen bei der früheren Benediktinerabtei San Vito bei Polignano a Mare angekommen.

Blick auf die frühere Benediktinerabtei bei San Vito, Polignano a Mare
Blick auf die frühere Benediktinerabtei bei San Vito, Polignano a Mare

Links/Bücher/Anlaufstellen 

Wer jetzt Lust bekommen hat, zu Pilgern: Auf der Internetseite www.viefrancigene.org gibt es – auch auf Englisch – nach Ländern sortiert Informationen zu den Routen entlang der Via Francigena und auch viele Infos generell zum Pilgern. 

Infos zu Rom gibt es beim Pilgerzentrum Rom, im Internet zu finden unter pilgerzentrum.net. Alle Infos zum Heiligen Jahr in Rom gibt es – auch auf Deutsch – auf der offiziellen Internetseite iubilaeum2025.va

Wir haben auch einige Internetseiten, die Tipps und Infos zum Pilgern und über Routen bieten, gesammelt. Für die Inhalte gibt es keine Gewähr, etwa mit Blick auf die Korrektheit von Routen und GPS-Daten. 

Pilgerwege NACH Rom:

Pilgern auf der Via Francigena: https://www.viefrancigene.org/en/the-path/

https://via-francigena.com/weginformationen/

https://www.jakobs-weg.org/pilgerweg/via-francigena-frankenweg.html

Pilgern auf dem Franziskusweg: https://www.viadifrancesco.it/de/ Buch: Neuauflage: Pilgerweg nach Rom – auf der Brennerroute nach Assisi - Stubai-Wipptal

Pilgern auf dem Thomasweg: https://www.camminodisantommaso.org/ https://www.alltrails.com/de/route/italy/lazio/cammino-di-san-tommaso-tappa-1-roma-albano-laziale 

Pilgern auf dem Benediktweg: https://www.camminodibenedetto.it/  https://www.komoot.com/de-de/collection/2234396/auf-den-spuren-des-heiligen-benedikts-der-benediktweg

Pilgerwege IN Rom: https://www.iubilaeum2025.va/de/pellegrinaggio/cammini-giubilari-dentro-roma.html

Sonstige Pilgerwege:

Pilgern auf dem Jakobsweg: Pilgern auf dem Jakobsweg - Jakobsweg, Tipps Jakobswege, News, Hintergrund, Pilgerreisen

Camino Europe - Camino Europe

(vatican news - sst)

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22. Dezember 2024, 07:49