Rom: Drei leuchtende Heilige in Santa Maria dell'Anima
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen und Bruder Klaus machen acht Monate Station in Rom, und zwar als Lichtinstallationen. Die Ausstellung „Santi Pellegrini" – „Heilige Pilger" – ist ein Beitrag zum Heiligen Jahr 2025, das unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" steht. Die Kunstwerke selbst verkörpern dieses Motto: Es sind leuchtende Kästen, strahlende Wegweiser für die Gläubigen – so wie die Heiligen selbst, die Papst Benedikt XVI. einmal als orientierende „Lichtspuren am Himmel der Kirche" bezeichnet hat.
Die Lichtkästen bringen die Heiligen zum Leuchten – wörtlich und im übertragenen Sinn. Sie werfen Fragen auf, lassen das Dargestellte aus dem Dunkel hervortreten und erinnern an die Pilger, die im Heiligen Jahr aus aller Welt nach Rom kommen.
Denn alle drei Werke waren ihterseits bereits an verschiedenen Orten zu sehen, an denen die Heiligen selbst gelebt oder gewirkt haben. Hildegard von Bingens Bild war in Eibingen, wo ihre Reliquien ruhen. Elisabeths Bild folgte ihren Lebensstationen, von Ungarn bis Marburg. Und der Schweizer Bruder Klaus?
„Den habe ich kennengelernt bei einer Ausstellung von mir in Luzern“, so Philipp Schönborn. „Und da bin ich immer wieder nach Flüeli gefahren. Ich habe diese Kapelle von Bruder Klaus besucht, und da hat er mich angelockt und da habe ich ihm ein Bild gemacht.“
Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen und Bruder Klaus faszinieren Schönborn, weil sie für ihn nicht nur historische Figuren sind, sondern lebendige Vorbilder, die nach einer künstlerischen Durchformung geradezu verlangen. „Die Heiligen klopfen bei mir an und sagen, ich möchte auch ein Bild“, formuliert der Künstler. „Manche Heiligen kommen sehr direkt und sehr deutlich, und andere lassen sich Zeit.“
Namentlich der Heilige Josef, an dessen Gedenktag die Ausstellungseröffnung stattfand. Schon mehrfach hat Schönborn versucht, eine künstlerische Darstellung für den Ziehvater Jesu zu finden, bisher ohne Erfolg.
„Ich versuche es immer wieder und es ist noch nicht. Es muss noch werden. Die Josefsbilder, die ich bis jetzt habe, das sind alle sehr abstrakte Schriftbilder. Es ist natürlich auch schwierig, weil es vom Heiligen Josef keine Reliquien gibt, die man aufsuchen könnte.“ Sogar ins Heilige Land pilgerte Schönborn, um sich Inspiration für ein Josefs-Kunstwerk zu holen. „Ich war in Jerusalem und da tut sich auch nicht viel, also josefsmäßig“, resümiert der Künstler mit einem Satz, der an Thomas Bernhard erinnert, seine Annäherungsversuche an den Zimmermann, von dem in der Heiligen Schrift nicht ein einziges direktes Wort überliefert ist.
Gerade deshalb hatte die Ausstellungseröffnung am Hochfest des Heiligen Josef eine besondere Symbolik. Während die drei leuchtenden Heiligenschreine präsentiert wurden, blieb Josef unsichtbar – er ist noch „im Werden“.
Den Gottesdienst, der vor der Vernissage in der Kirche angesetzt war, leitete Kardinal Christoph Schönborn. Ob sich der Künstler mit seinem jüngeren Bruder über Heilige austauscht, wollten wir wissen. „Nein, das tue ich nicht“, erklärt Philipp Schönborn. „Ich habe einen ein bisschen anderen Ansatz und ich bin natürlich das schwarze Schaf in der Familie immer gewesen. Ich war in den ersten 30 Jahren meines Lebens ungläubig und nicht in der Kirche und so weiter und habe mit 45, glaube ich, eine relativ späte Bekehrung erlebt. Und seitdem können wir uns natürlich gut unterhalten und seitdem nähern wir uns natürlich auch inhaltlich, im Lebensinhalt. Er ist natürlich mit 18 schon Mönch gewesen. Mit 18 war ich, naja, alles andere.“ Eine Pilgerreise – auch hier.
Die Ausstellung „Santi Pellegrini" ist in Santa Maria dell'Anima bis zum 19. November 2025 zu sehen, dem Gedenktag der heiligen Elisabeth von Thüringen.
(vatican news – gs)
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