COMECE-Kongress in Rom: Politik und Kirche im Dialog
von Christine Seuss
Der Dominikanerpater Olivier Poquillon ist Sekretär der COMECE, im Gespräch mit Radio Vatikan weist er darauf hin, dass die Kirchenführer bei der Suche nach Lösungen für das Gemeinwohl nicht auf die spirituelle Ebene beschränkt werden wollen – und wichtige Impulse für eine Neuausrichtung der Politik liefern können.
„Rethinking Europe ist eine Zusammenkunft von Politikern und Bischöfen. Politiker und Bischöfe können sich natürlich bei verschiedenen Gelegenheiten über den Weg laufen, auf der Straße oder im Supermarkt, aber sie kommen schwerlich in Dialog miteinander,“ bringt Poquillon es auf den Punkt. Bei Gesprächsangeboten seitens der Politik gehe es oft um den interreligiösen Dialog, doch der, bei aller Wichtigkeit, die man dem Thema beimesse, sei ein althergebrachtes Geschäft für die Kirche, schmunzelt Poquillon. „Also, wir möchten nicht in der Sakristei eingesperrt bleiben, so würde ich das ausdrücken. Was wir wollen, ist, ins Herz der Politik einzudringen, um genau dorthin, nämlich ins Zentrum der Politik, den Menschen zu stellen, der nach Gottes Ebenbild geschaffen ist.“
Einen fruchtbaren Dialog auf Augenhöhe also, den erhoffen sich die Bischöfe von dem dreitägigen Treffen, das am kommenden 27. September in der vatikanischen Synodenaula durch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eröffnet wird. Papst Franziskus wird die Teilnehmer am Samstag in einer Audienz empfangen. Bereits mehrfach hat Papst Franziskus Europa und seinen Politikern ins Gewissen geredet. Von ihm erwarten sich die Organisatoren auch nicht so sehr lobende Worte, als vielmehr eine Herausforderung, erzählt uns Poquillon. „Denn heute hinterfragt er unsere ureigenen Verantwortlichkeiten, diejenigen der Kirche und diejenigen der politischen Welt, aber auch die Verantwortlichkeiten der EU innerhalb des großen Europas und Europas in der Welt.“ Viele Themen seien dabei auf dem Tisch, meint der COMECE-Generalsekretär: Umweltschutz, Menschlichkeit, aber auch Wirtschaft, Politik und vieles mehr.
„Die Kirche ist vielleicht nicht der beste Experte im Bereich der Wirtschaft und wird den Politikern auch nicht sagen, was sie zu tun haben, aber wir können sicherlich einige Elemente zugunsten der Mitmenschlichkeit hervorheben,“ meint er.
Nicht zufällig ist das Treffen im 60. Jubiläumsjahr seit Unterzeichung der Römischen Verträge gelegt, im März erst hatte Papst Franziskus die Staats- und Regierungschefs empfangen, die zu diesem Jubiläum nach Rom angereist waren. Für die Tagung seien keine Gäste eingeladen, betont Poquillon, sondern ausschließlich Teilnehmer. „Wir sind alle in diesen Prozess des Dialoges eingebunden. Da geht es nicht um den Vorteil der Kirche oder der Politiker, sondern wir sind alle gemeinsam dabei, zu versuchen, Lösungen für die Herausforderungen zu finden, denen wir uns heute gegenüber sehen.“
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